Igel im Herbst unterstützen
23.10.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
In den meisten Fällen brauchen die stacheligen Einzelgänger keine Hilfe, um über den Winter zu kommen. Woran du erkennst, wenn sie doch Hilfe brauchen und was du ihnen Gutes tun kannst, erklären wir in diesem Ratgeber.
Gut genährt in den Winterschlaf
Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) fressen sich schon ab dem Spätsommer ihren Winterspeck an und gehen dann im Herbst in ihren langen Winterschlaf. Sie sind die einzigen Insektenfresser, die Winterschlaf halten. Schon ab Mitte Oktober wird das Nahrungsangebot knapper. Je nach Witterung gehen Igelmännchen deswegen schon ab Anfang Oktober in den Winterschlaf. Igelweibchen sind etwa vier Wochen später dran, wenn sie sich von der Jungtieraufzucht erholt haben. Zuletzt gehen die Jungtiere in den Winterschlaf. Sie müssen ein Mindestgewicht von 500 Gramm erreichen, um die Ruhezeit unbeschadet zu überstehen. Ihren Winterschlaf beenden sie erst, wenn das Nest im Frühjahr über 15 Grad warm wird, was meist im März oder April der Fall ist. Dann haben sie zwischen 20 und 40 Prozent ihres Körpergewichts verloren – deswegen ist es so wichtig, dass Igel gut genährt in den Winterschlaf gehen. Meist schaffen die Tiere es selbst, sich die benötigte Fettschicht anzufressen und benötigen keine menschliche Unterstützung. Auch solltest du keinesfalls vorsorglich gesunde Igel einsammeln!
Kranke Igel gehören in Profi-Hände
Wenn die Tagestemperaturen dauerhaft unter sechs Grad Celsius liegen und du tagsüber einen mageren Igel umherstreifen siehst, solltest du aufmerksam werden. Einen zu dünnen Igel erkennst du an einer Einbuchtung hinter dem Kopf und herausstehenden Hüftknochen. Auch sind seine Augen eingefallen und schlitzförmig. Versuche zu erkennen, ob er darüber hinaus Verletzungen hat. Ein schwacher, kranker oder verletzter Igel wird nicht versuchen, sich einzurollen oder wegzulaufen, wenn du dich ihm näherst. Ein solches Tier gehört in Profi-Hände: Bringe den Igel schnellstmöglich in eine Tierarztpraxis oder zu einer Igelstelle, wo er fachgerecht versorgt wird. Transportiere ihn in einen Korb oder Karton, in den du eine warme, mit einem Frotteehandtuch umwickelte Wärmflasche legst, die du mit etwas Laub bedeckst. Gleiches gilt, wenn du mutterlose Igeljunge findest: Sorge mit der Wärmflasche dafür, dass sie nicht weiter auskühlen, und warte, ob das Muttertier nicht doch noch zurückkommt. Bleiben sie allein zurück, brauchen sie professionelle Hilfe.
Das richtige Igelfutter
Wer die stacheligen Gesellen beim Aufbau ihres Winterspecks unterstützen möchte, kann ihnen in einer Schale an einem geschützten Ort – zum Beispiel einem Igelfutterhaus mit Rattenklappe –, hochwertiges Igel- oder Katzen-Nassfutter mit einem hohen Fleischanteil anbieten. Denn Igel fressen hauptsächlich eiweißreiche Snacks wie Käfer, Larven, Schnecken, Regenwürmer und anderen Kleintiere. Obst, Gemüse und Nüsse stehen nicht auf ihrem Speiseplan – ihr Magen-Darm-Trakt ist nicht darauf ausgelegt, pflanzliche Nahrung zu verdauen. Der Igel mit dem Apfel auf dem Rücken, den man so häufig als Illustration sieht, ist ein Missverständnis: Er frisst nicht etwa den Apfel, sondern er interessiert sich für die Maden und Würmer, die er im Fallobst findet. Auch Milchprodukte darfst du einem Igel nicht füttern – sie schaden ihm. Gleiches gilt für jegliche Speisereste, Süßes oder Gewürztes.
Ein igelfreundlicher Garten
Mit totem Holz, Reisig und viel Laub können Igel sich in einer ruhigen Ecke deines Gartens einen gemütlichen Unterschlupf für die kalten Monate einrichten. Es gibt auch sichere Igelhäuschen aus Weidengeflecht oder Holz, die die Tiere gern beziehen. Am wohlsten fühlen Igel sich einem naturnah gestalteten Garten mit heimischen Gehölzen und Pflanzen. Wenn du möchtest, dass Igel deinen Garten besuchen, musst du in deinem Zaun Schlupflöcher und Lücken lassen, damit sie sich von Garten zu Garten frei bewegen können. Zur Sicherheit deiner stacheligen Gäste solltest du Kellerschächte, Pools und Teiche abdecken oder kleine Rampen anbringen, damit die Tiere sich im Notfall selbst retten können. Auch über ein Tränke, die du täglich reinigst, freuen Igel sich.
Vorsicht bei der Gartenarbeit
Da Igel je nach Witterung bis in den April schlafen können, musst du bei der Gartenarbeit im Frühjahr besonders aufpassen. Überprüfe Laub- und Reisighaufen auf mögliche Bewohner, bevor du sie abbrennst. Verzichte auf Laubbläser und -sauger und lasse beim Rasenmähen besondere Vorsicht walten. Auch Mähroboter solltest du nicht einsetzen, weil sie eine hohe Unfallgefahr mit sich bringen. Außerdem solltest du auf Pestizide verzichten: Sie sind weder für dich noch für die Igel gesund und sie vernichten die Hauptnahrungsquelle der Igel, womit dein Garten aus Igelsicht deutlich an Attraktivität verliert.