Igel Winterschlaf: So hilfst du Igeln beim Überwintern
02.12.2024 - Lesedauer: 6 Minuten
Zum natürlichen Biorhythmus eines Igels gehört der Winterschlaf. In den meisten Fällen brauchen die nachtaktiven Einzelgänger keine größere Hilfe, um durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Ein kräftiger, rundlicher Igel freut sich, wenn du ihm im Winter einen geeigneten Unterschlupf im Garten und ein Schälchen Wasser anbietest. Erfahre hier mehr zum Winterschlaf bei Igeln und wie du den stacheligen Vierbeinern beim Überwintern helfen kannst.
- Wann legen sich Igel in den Winterschlaf?
- Wie lange machen Igel Winterschlaf?
- Werden Igel während des Winterschlafs zwischendurch wach?
- Wie kann man Igeln beim Überwintern helfen?
- Wie erkenne ich, ob ein Igel Hilfe braucht?
- Wann soll man Igel ins Haus holen?
- Soll man Igel im Winter füttern?
- Gärten – wichtiger Lebensraum für Igel
- Checkliste: So gestaltest du deinen Garten igelfreundlich
Wann legen sich Igel in den Winterschlaf?
Igel sind die einzigen Insektenfresser, die in den Winterschlaf gehen. Ein Grund dafür ist ihr Stachelkleid: Obwohl es aus bis zu 8000 Stacheln besteht, bietet es keine gute Wärmeisolierung des Rückens und erschwert so die Aufrechterhaltung ihrer Körpertemperatur von 34 Grad Celsius. Auch wird das Nahrungsangebot schon ab Mitte Oktober knapper. Je nach Witterung gehen Igelmännchen deswegen schon ab Anfang Oktober in den Winterschlaf. Igelweibchen sind etwa vier Wochen später dran, wenn sie sich etwas von der Jungtieraufzucht erholt haben. Zuletzt gehen die Jungtiere in den Winterschlaf. Sie müssen ein Mindestgewicht von 500 Gramm erreichen, um den Winterschlaf unbeschadet zu überstehen.
Wie lange machen Igel Winterschlaf?
Der Winterschlaf eines Igels dauert in der Regel zwischen fünf und sieben Monaten. Beendet wird er erst, wenn das Nest im Frühjahr über 15 Grad warm wird, was meist im März oder April der Fall ist. Zu diesem Zeitpunkt haben Igel zwischen 20 und 40 Prozent ihres Körpergewichts verloren – deswegen ist es auch so wichtig, dass sie gut genährt in den Winterschlaf gehen.
Werden Igel während des Winterschlafs manchmal zwischendurch wach?
In milden Wintern kann es passieren, dass du einen putzmunteren Igel durch deinen Garten spazieren siehst. Dass Igel bei hohen Temperaturen aufwachen, ist normal und bei gesunden Tieren auch unproblematisch. Nur wenn der Igel immer wieder durch die Wärme aus dem Winterschlaf gerissen wird, kann es an seinen Kräften zehren, weil das Nahrungsangebot im Winter schlecht ist. In diesem Fall kannst du den Igel mit einem Napf mit feuchtem Igelfutter unterstützen. Ein Wassernapf wird ebenfalls gerne angenommen. Hilfe benötigen aufgewachte Winterigel nur, wenn sie krank oder deutlich geschwächt sind. Sobald die Temperaturen sinken, wird der Igel sich wieder in sein Winterquartier zurückziehen und den Winterschlaf fortsetzen.
Wie kann man Igeln beim Überwintern helfen?
Wenn du einem Igel beim Überwintern helfen möchtest, kannst du am besten dafür sorgen, dass er sich ein geeignetes Nest für seinen Winterschlaf errichten kann. Verfügst du nicht über einen Garten, in dem Igel natürliche Gegebenheiten für den Nestbau vorfinden, kannst du auch ein Igelhaus aufstellen. Achte dabei darauf, das Igelhaus an einem möglichst ruhigen Ort zu platzieren und ausreichend Material für den Nestbau bereitzustellen.
Wie erkenne ich, ob ein Igel Hilfe braucht?
Einen gut genährten Igel solltest du im Herbst nicht füttern – damit würdest du nur seinen Winterschlaf verzögern. Anders sieht es aus, wenn du bei niedrigen Temperaturen einen mageren Igel umherirren siehst oder einen verletzten Igel oder Jungtiere findest, die noch nicht stark beziehungsweise schwer genug für den Winterschlaf sind.
Wenn die Tagestemperaturen schon dauerhaft unter sechs Grad Celsius liegen und du tagsüber einen mageren Igel umherstreifen siehst, solltest du aufmerksam werden. Einen zu dünnen Igel erkennst du an einer Einbuchtung hinter dem Kopf und herausstehenden Hüftknochen. Auch sind seine Augen eingefallen und schlitzförmig. Versuche zu erkennen, ob er auch Verletzungen hat. Ein schwacher, kranker oder verletzter Igel wird kaum versuchen, sich einzurollen und wegzulaufen, wenn du dich ihm näherst.
Ein solches Tier gehört in Profi-Hände: Bringe den Igel schnellstmöglich in eine Tierarztpraxis oder zu einer Igelstelle, wo er fachgerecht versorgt wird. Lege ihn für den Transport in einen kleinen Korb oder Karton, in den du eine warme, mit einem Frotteehandtuch umwickelte Wärmflasche legst, die du mit etwas Laub bedeckst. Gleiches gilt, wenn du mutterlose Igeljunge findest. Sorge mit der Wärmflasche dafür, dass sie nicht weiter auskühlen, und warte, ob das Muttertier nicht doch noch zurückkommt. Bleiben sie allein zurück, brauchen sie professionelle Hilfe.
Hier findest du Hilfe für Igel
- Tierarztpraxen
- Igelhilfestellen sind meist lokal organisiert. Das Igel-Notnetz leitet dich an deine zuständige Igelhilfestelle weiter.
- Tierheime unterhalten häufig Igelhilfestationen. Am besten fragst du vorher telefonisch nach.
Wann soll man Igel ins Haus holen?
Igel sind Wildtiere – ein Winterquartier im Garten ist daher immer die bessere Option. Laubhaufen, Totholz und Reisighaufen eignen sich hervorragend als Igelquartier für den Winterschlaf. Aber auch ein Igelhäuschen aus Holz oder Weidengeflecht wird gern angenommen. Der Igel wird es sich mit Laub auspolstern, gegen die Witterung abdichten und es sich gemütlich machen. Wichtig ist, dass die Materialien nicht feucht oder mit Schimmel kontaminiert sind.
Verletzte oder kranke Igel sowie auch Igeljunge sind bei Profis am besten aufgehoben. Wurdest du tierärztlich beraten und traust dir die Überwinterung im Haus zu, folgst du den besprochenen Anweisungen. Manchmal übernehmen auch Igelhilfestellen die Erstversorgung und wenn der Zustand des Igels sich stabilisiert hat, geben sie ihn zurück an den Finder. Auch dann musst du dich genau an die Vorgaben der Pflegestelle halten.
Soll man Igel im Winter füttern?
Wenn dir im Winter ein Igel begegnet, der aufgrund von wärmeren Temperaturen kurzzeitig aus seinem Winterschlaf erwacht ist, kannst du ihn bei Bedarf mit etwas Futter und Wasser unterstützen. Igel ernähren sich sehr proteinreich: Sie fressen hauptsächlich eiweißreiche Snacks wie Käfer, Larven, Schnecken, Regenwürmer und anderen Kleintiere. Obst, Gemüse, Getreide und Nüsse stehen nicht auf ihrem Speiseplan – ihr Magen-Darm-Trakt ist nicht darauf ausgelegt, pflanzliche Nahrung zu verdauen. Der Igel mit dem Apfel auf dem Rücken, den man so häufig als Illustration sieht, ist ein Missverständnis: Er frisst nicht etwa den Apfel, sondern er interessiert sich für die Maden und Würmer, die er im Fallobst findet. Auch Milchprodukte solltest du einem Igel nicht füttern – sie schaden ihm. Gleiches gilt für jegliche Speisereste, Süßes oder Gewürztes. Igelfutter aus dem Fachhandel oder hochwertige Katzennahrung sind ein geeignetes Basisfutter für magere Igel. Feuchtfutter ist besser geeignet, denn Trockenfutter sind die Wildtiere nicht gewohnt und ihre Wasseraufnahme kannst du schwer beeinflussen. Wie du dieses Basisfutter ergänzt, erklärt dir am besten ein Profi.
Gärten – wichtiger Lebensraum für Igel
Igel sind nachtaktive Tiere. Den Tag verbringen sie daher ebenso wie den Winterschlaf in selbst gebauten Nestern unter Sträuchern oder in Laubhaufen. Geeignete Ruheplätze finden sie vor allem in Parks oder Gärten. Da der natürliche Lebensraum der Igel durch zunehmende Bebauung und landwirtschaftliche Nutzung jedoch immer weiter zurückgeht, haben sich die anpassungsfähigen Tiere inzwischen auch an ein Leben in der Stadt gewöhnt. Dort nutzen sie Hecken oder Gebüsche ebenso wie Hohlräume unter künstlichen Abdeckungen als Schlafplatz.
Das Leben in der Stadt birgt jedoch auch viele Gefahren für Igel:
Häufig kommt es in der Dunkelheit zu tödlichen Unfällen, bei denen die Vierbeiner von einem Auto überfahren werden. Auch Düngemittel, Pestizide oder Giftköder können den Igeln zum Verhängnis werden. Insbesondere Schneckenschutzmittel stellen eine große Gefahr dar, da Schnecken zu den bevorzugten Nahrungsmitteln der Igel gehören. Wurden die Schnecken vergiftet und werden anschließend von einem Igel gefressen, kann auch er verenden.
So gestaltest du deinen Garten igelfreundlich
- Totholz, Laub- und Reisighaufen sind ideale Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten für Igel
- Alternativ kannst du auch ein Igelhäuschen aus Weidengeflecht oder Holz anbieten
- Gestalte deinen Garten naturnah und setzte auf heimische Gehölze und Pflanzen
- Lasse Schlupflöcher und Lücken in deinem Zaun, damit Igel sich frei bewegen können
- Bevor du Laub- oder Reisighaufen abbrennst, überprüfe sie auf mögliche Bewohner
- Verzichte auf Laubbläser und -sauger
- Sei vorsichtig beim Rasenmähen und setze keine Mähroboter ein
- Decke Kellerschächte, Pools und Teiche ab oder bringe Rampen an, damit die Tiere sich im Notfall selbst retten können
- Verzichte auf Pestizide
- Stelle Tränken auf, die du täglich mit kochend heißem Wasser reinigst