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Begleithundeprüfung: Voraussetzungen, Anforderungen & Ablauf

11.06.2024 - Lesedauer: 8 Minuten

Ein Hund geht mit seinem Besitzer über die Straße.

Die Begleithundeprüfung, abgekürzt BH, ist eine Hundeprüfung, bei der Gehorsam, Wesen und Sozialisierung eines Hundes getestet werden. Sie ist für Hundehalter nicht obligatorisch, aber Voraussetzung für die Teilnahme an Hundesportveranstaltungen und Hundeausbildungen. Um die Begleithundeprüfung zu absolvieren, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Welche das sind und wie eine Begleithundeprüfung abläuft, erläutern wir dir in diesem Beitrag.

Was ist die Begleithundeprüfung?

Die Begleithundeprüfung (BH) ist eine staatlich anerkannte Wesens- und Verhaltensprüfung für Hunde. Sie wird gemeinsam von Hund und Hundehalter bzw. Hundeführer abgelegt, die im Hauptteil der Prüfung als Team auftreten. Die Begleithundeprüfung testet das Verhalten des Hundes gegenüber fremden Personen, sein Benehmen in der Öffentlichkeit und seine Unterordnungsfähigkeit bezüglich der Kommandos. Die Richter beobachten den Hund z. B. in Stress-Situationen, etwa bei passierenden Joggern und Radfahrern oder in Gegenwart von lauten oder hektisch agierenden Menschen. Die Begleithundeprüfung wird ausschließlich von den Vereinen der FCI (Fédération Cynologique Internationale), wie dem VDH, dem Verein für das Deutsche Hundewesen, abgenommen.

Warum eine Begleithundeprüfung machen?

Die Begleithundeprüfung ist die erste Prüfung des Hundesports und Voraussetzung für die Teilnahme an Wettkämpfen und aufbauenden Hundeprüfungen. Möchtest du mit deinem Vierbeiner Hundesport machen und an Turnieren teilnehmen oder erwägst du, deinen Hund zum Assistenzhund ausbilden zu lassen, ist die Begleithundeprüfung ein Muss.

In einigen Bundesländern, in denen Leinenpflicht besteht, kann man sich nach erfolgreich abgelegter Begleithundeprüfung auch von der Leinenpflicht befreien lassen.

Wie kann ich mich auf die Begleithundeprüfung vorbereiten?

Viele Hundeschulen bieten für Junghunde und ihre Halter Kurse an, die auf die Begleithundeprüfung vorbereiten. Du kannst aber auch allein mit deinem Vierbeiner für die Begleithundeprüfung trainieren. Wie lange das dauert, hängt von euch und euren Trainingsfortschritten ab. Grundsätzlich solltest du nichts überstürzen und dich erst zur Begleithundeprüfung anmelden, wenn dein Hund wirklich „fit“ ist.
Wie der Ablauf einer Begleithundeprüfung ungefähr aussieht (Stand Mai 2023), haben wir hier für dich zusammengefasst. Die einzelnen Prüfungsteile variieren jedoch je nach Verein und Prüfer.

Begleithundeprüfung: Anforderungen und Voraussetzungen

Grundsätzlich kann jeder Hund mit seinem Halter die Begleithundeprüfung ablegen.

Allerdings gibt es ein paar Zulassungsvoraussetzungen:

  • Alter für Begleithundeprüfung: Es werden nur Hunde zugelassen, die mindestens 15 Monate alt sind. Der Halter bzw. Hundeführer muss volljährig sein.
  • Nachweis eines Sachkundetests: Der Halter muss den Nachweis über einen bestandenen Sachkundetest vorlegen.
  • Chip oder Tätowierung: Der Hund muss gechipt bzw. tätowiert sein, damit er eindeutig zu identifizieren ist.
  • Mitgliedschaft im Verein: Außerdem ist die Mitgliedschaft in einem von der FCI anerkannten Hundeverein nötig.
  • Haftpflichtversicherung: Voraussetzung zur Zulassung für die Prüfung ist meist auch eine Haftpflichtversicherung.

Die Identität des Hundes wird im Rahmen der Begleithundeprüfung überprüft. Das geschieht anhand der Chip- oder Tätowierungsnummer des Hundes, die mit den Daten des Hundes in seinem EU-Heimtierausweis übereinstimmen müssen. Den Heimtierausweis benötigst du übrigens für alle Reisen mit deinem Vierbeiner ins Ausland.

Während der Begleithundeprüfung dürfen keine Hilfsmittel wie Leckerli oder Spielzeug zum Einsatz kommen. Der Hund muss in der Prüfung ein normales Halsband oder Hundegeschirr tragen. Erlaubt ist auch ein Kettenhalsband, das nicht auf Zug gestellt ist. Die Leine muss eine Länge von einem Meter haben. Aus welchem Material sie ist und ob sie eine Halteschlaufe besitzt, ist nicht von Bedeutung.

Der Sachkundetest

Bevor es für deinen Hund zur Sache geht, bist erst einmal du an der Reihe: In dem sogenannten Sachkundetest (SKN) musst du deine Kompetenz in Sachen Hundehaltung, Hundeerziehung und Hundeführung unter Beweis stellen.

Der Sachkundenachweis zählt streng genommen nicht zur Begleithundeprüfung, doch ohne diesen geht es erst gar nicht los: Du musst den Nachweis über einen bestandenen Sachkundetest nämlich bei der Anmeldung zur Begleithundeprüfung vorlegen.

Die schriftliche Prüfung setzt sich aus einer Vielzahl von Multiple-Choice-Fragen zusammen, bei denen du die richtigen Antworten aus einer Reihe falscher Vorgaben herausfilterst.

Zu den Themenbereichen zählen:

  • Haltung, Fütterung und Hygiene
  • Sozialverhalten
  • Kommunikation
  • Erziehung und Ausbildung
  • Gesundheit und Fortpflanzung
  • Gefahrensituationen
  • Rasse und Zucht
  • Rechtsvorschriften über den Umgang mit Hunden

Mit einem bestandenen Sachkundenachweis beweist du, dass du in der Lage bist, einen Hund zu erziehen und zu führen, artgerecht zu halten und seine Verhaltensmuster richtig einzuschätzen.

Der Sachkundenachweis wird umgangssprachlich oft als Hundeführerschein bezeichnet, obwohl das inhaltlich nicht korrekt ist. Der Hundeführerschein umfasst mehr Kriterien als der Sachkundenachweis und wird daher häufig als Nachweis für die eigene Sachkunde anerkannt. Die Regelungen unterscheiden sich im Detail von Bundesland zu Bundesland: In Niedersachsen ist der Sachkundenachweis Voraussetzung für die Haltung eines Hundes; in anderen Bundesländern kann er deinen Hund von der Leinenpflicht befreien, etwa in Berlin und Hamburg. In vielen Bundesländern wird er von Haltern verlangt, die einen sogenannten Listenhund bei sich aufnehmen. Eine bundeseinheitliche Regelung gibt es allerdings nicht.

Inhalt der Begleithundeprüfung

Die Begleithundeprüfung selbst hat einen festen Ablauf, der aus drei praktischen Prüfungsteilen besteht. Die ersten zwei Teile werden auf einem Trainingsplatz, der dritte Teil an einem öffentlichen Ort absolviert. Für den gesamten Zeitraum der Prüfung gilt: Hunde, die Wesensmängel während der Prüfungen vorzeigen, werden sofort disqualifiziert. Als Wesensmangel gilt Aggressivität, Schreckhaftigkeit oder Bissigkeit.

Erster Prüfungsteil: Unbefangenheitsprüfung

Unbefangenheitsprüfung genannt. Nur, wenn dieser Teil der Prüfung als bestanden gilt, wird der Hund zu den zwei weiteren Prüfungsteilen überhaupt zugelassen.

Während der Unbefangenheitsprüfung beurteilt ein Leistungsrichter oder Ausbildungswart, wie sich dein Hund gegenüber anderen Menschen und Hunden verhält.

Als bestanden gilt dieser Teil, wenn der Hund folgende Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen zeigt:

  • Selbstsicherheit
  • Ruhe
  • Ausgeglichenheit
  • Aufmerksamkeit
  • Lebhaftigkeit
  • Unbefangenheit
  • Gutartigkeit

Disqualifiziert werden Hunde, die unsicher, ängstlich, nervös und/oder schreckhaft sind, sowie Vierbeiner, die ein aggressives und bissiges Verhalten an den Tag legen.

Zweiter Prüfungsteil: Gehorsamsübungen/Unterordnung

Die Unterordnung ist der wichtigste Teil der Begleithundeprüfung. Sie findet ebenfalls auf dem Übungsplatz des jeweiligen Hundevereins statt. Im Fokus der Prüfung stehen die Befolgung der Kommandos und das Zusammenspiel von Hund und Hundeführer. Die Übungen der Begleithundeprüfung sind in ein sogenanntes Laufschema eingebunden: Dabei handelt es sich um einen detailliert festgelegten Laufparcours, den du mit deinem Vierbeiner mit und teilweise auch ohne Leine absolvieren musst. Die Leine sollte dabei leicht durchhängen und nie angespannt sein.

Das Laufschema enthält meist Elemente wie diese:

  • Leinenführigkeit/Bei-Fuß-Gehen: im Laufschritt, im Normalschritt und in der Winkelarbeit, mit sowie ohne Leine
  • Grund-Kommandos wie „Sitz“, „Platz“, „Komm“ oder „Bleib“
  • Sitzübungen aus dem Lauf, mit und ohne Leine
  • Ablegen (sicheres Liegenbleiben des Hundes): mit Herankommen und unter Ablenkung durch ein anderes Hund-Mensch-Team
  • Passieren durch eine Menschengruppe mit und ohne Leine
  • Ab- und Anleinen

Die Aufgaben der Begleithundeprüfung werden unter Tempowechsel, Anhalten und Richtungswendungen vorgeführt. Dein Hund sollte bei allen Übungen auf dich fixiert und aufmerksam sein, sich anderen Menschen und Hunden gegenüber jedoch gelassen oder uninteressiert verhalten.

Bewertung der Begleithundeprüfung

Für jede erfolgreich absolvierte Aktion gibt es eine bestimmte Anzahl von Punkten. Insgesamt kannst du hier mit deinem Vierbeiner 60 Punkte holen. Allgemein gilt, dass mindestens 70 Prozent der 60 möglichen Punkte erreicht werden müssen, um die Unterordnung zu bestehen und die Prüfung fortzusetzen.

Viele Hundesportvereine stellen dir detaillierte Infos wie das Laufschema zur Vorbereitung zur Verfügung, sodass du den Parcours und die einzelnen Kommandos mit deinem Hund in aller Ruhe trainieren kannst.

Dritter Prüfungsteil: Außenprüfung/Verkehrsteil

Nach den bestandenen Gehorsamsübungen geht es für euch beide weiter in die letzte Runde: Diese findet außerhalb des Hundeplatzes statt. Die Abschlussübungen werden meist an belebten öffentlichen Plätzen wie Bahnhöfen, Parkplätzen oder Parkanlagen absolviert. Auf dem Prüfstand stehen hier die Sozialisierung und Umweltsicherheit deines Hundes sowie die alltägliche Tauglichkeit des Gehorsams unter realen Bedingungen.

Beobachtet und bewertet wird dein Vierbeiner in Situationen wie diesen:

  • Hund und Halter müssen an Radfahrern, Joggern, schreienden Kindern u. Ä. vorbeigehen.
  • Hund und Halter müssen durch eine Menschenmenge spazieren.
  • Der Hund wird angebunden; der Besitzer entfernt sich.
  • Kinder spielen mit einem Ball. Der Hund muss sitzen bleiben und Ruhe bewahren.
  • Andere Hunde gehen an einem sitzenden oder stehenden Hund vorbei.
  • Der Hund wird von Personen mit Regenschirmen, Taschen oder Nordic Walking-Stöcken bedrängt.
  • Der Hund muss ruhig bleiben, während Personen auf Inline-Skates, Rollern oder Skateboards an ihm vorbeifahren.
  • Der Hund muss ruhig bleiben, während Bus und Bahn seinen Weg kreuzen oder an ihm vorbeifahren.

Diese und ähnliche Übungen stellen den schwierigsten Teil der Begleithundeprüfung dar, denn sie bedeuten für den Hund echten Stress.

Bei allen Aufgaben dieser Abschlussphase beurteilt ein Leistungsrichter die sogenannte Unbefangenheit deines Hundes, also sein Wesen und Verhalten mit. Aggressiv und/oder ängstlich wirkende Hunde werden disqualifiziert.

Dein Vierbeiner darf an keiner Stelle der Aufgaben an der Leine ziehen, noch darf er von dir gezogen oder gar angeschrien werden. Auch Leckerli sind nicht gestattet.

Nach dem erfolgreichen Bestehen dieses Prüfungsteils haben du und dein Vierbeiner es geschafft! Zum Abschluss der Begleithundeprüfung gibt es in der Regel noch ein klärendes Gespräch mit den Leistungsrichtern. Dabei erhältst du die schriftliche Bestätigung der bestandenen Begleithundeprüfung.

Begleithundeprüfung: Kosten und Prüfungsorte

Die Begleithundeprüfung kann bei VDH-Mitgliedsvereinen abgelegt werden, die prüfungsberechtigt sind. Dazu gehören Hundevereine wie der Verein für Deutsche Schäferhunde, der Verband für Pudelfreunde Deutschlands oder der Deutsche Verband der Gebrauchshundsportvereine. Die meisten Hundeschulen bieten die Begleithundeprüfung hingegen nicht an.

Die Kosten für die Begleithundeprüfung unterscheiden sich von Verein zu Verein: Es können bis zu 80 Euro anfallen (Stand Mai 2023). Einige Vereine bieten dir auch Kurse zur Vorbereitung an, bei denen die Prüfungsgebühr bereits im Preis für den Kurs enthalten ist.

Als durchgefallen gilt, wer weniger als 70 Prozent der zu erreichenden Punkte bekommen hat. Das passiert gar nicht so selten, viele Hunde bestehen die Begleithundeprüfung nicht im ersten Anlauf. Die gute Nachricht ist, dass ihr die Begleithundeprüfung wiederholen könnt, so oft ihr wollt.

Wann brauchst du eine Begleithundeprüfung?

Eine Begleithundeprüfung brauchen alle Hundehalter, die mit ihrem Hund an folgenden Veranstaltungen beziehungsweise Ausbildungen teilnehmen möchten:

Wer mit seinem Hund zusammen mit anderen Menschen arbeiten möchte, benötigt zwingend eine Begleithundeprüfung. Dazu zählen alle Hund-Mensch-Teams, die im öffentlichen Dienst arbeiten: wie Polizei- und Rettungsdienststaffeln mit Hunden.

Auch wer Hunde zu Therapiezwecken und als Begleithunde in Altersheimen und Schulen einsetzen möchte, kommt nicht um eine Begleithundeprüfung herum. In diesen Bereichen leisten Vierbeiner eine außerordentlich wichtige, aber auch anstrengende Arbeit. Für diese Aufgaben brauchen sie ein ruhiges und unbefangenes Wesen und müssen fremden Menschen gegenüber offen, zutraulich und verspielt sein. Als Therapiehunde wie Diabeteshunde oder Blindenführhunde tragen sie für die ihnen anvertrauten Menschen eine große Verantwortung und müssen daher absolut zuverlässig sein.

Weiterführende Hundeprüfungen

Hundeprüfungen gibt es in großer Anzahl. Man unterscheidet:

  • Hundesportprüfungen
  • Jagdhundprüfungen
  • Leistungsprüfungen für Hunde mit einer speziellen Ausbildung wie Polizei- oder Rettungsspürhunde und Assistenzhunde

Zu den bekanntesten weiterführenden Hundeprüfungen gehören:

  • Die Gebrauchshundeprüfung des sogenannten Gebrauchshundesports kann in drei Stufen abgelegt werden und gliedert sich in die Bereiche Fährte, Unterordnung und Schutzdienst.
  • Die Fährtenhundprüfung ist ebenfalls dreistufig angelegt.
  • Die Rettungshundeprüfungen bestehen aus insgesamt vier einzelnen Prüfungen mit Inhalten wie Trümmer- und Lawinensuche, Wasserrettung, Flächensuche und Mantrailing.
  • Bei der Schutzdienstprüfung steht die Fähigkeit des Hundes zum Schutz von Personen und Gelände im Vordergrund.

Neben diesen Tests gibt es in den allermeisten Hundesportarten außerdem Prüfungen und Wettbewerbe, bei denen die Vierbeiner ihr Können unter Beweis stellen. Für alle ist die Begleithundeprüfung eine Voraussetzung.

Die Vorbereitung zur Begleithundeprüfung solltest du nicht als Last, sondern als Chance begreifen. Das intensive Training lässt euch als Team zusammenwachsen, stärkt die Bindung und macht viel Spaß!

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