Hundebegegnungen meistern und Körpersprache der Hunde verstehen
18.09.2024 - Lesedauer: 3 Minuten
Wenn Hundehalter schlechte Erfahrungen mit Hundebegegnungen gemacht haben, dann neigen sie dazu, ihre Lieblinge sofort anzuleinen, sobald ein Artgenosse die Auslaufbühne betritt. So verständlich die Angst vor Begegnungen mit anderen Tieren auch ist, so bedenklich sind solche Maßnahmen für das Sozialverhalten des Hundes. Es ist daher wichtig, die Körpersprache der Tiere zu lesen, und auch als Halter entspannt und souverän auf andere Hunde zuzugehen. Wie das funktioniert, das erfährst du hier.
Die Körpersprache unserer Hunde verstehen: der „Hundeknigge“
Probleme bei Hundebegegnungen gehst du am besten mit einem Training an, bei dem du zunächst das Verhalten der Hunde untereinander verstehen lernst. Begegnen sich zwei freilaufende, gut sozialisierte Hunde, dann folgt ihre Zusammenkunft einem festen Code, dem „Hundeknigge“:
Die Hundebegegnung
- Die Hunde nähern sich einander an – manche vorsichtig, manche recht ungestüm.
- Nach dem obligatorischen Nasentest wird die Genitalregion einer Überprüfung unterzogen. Spätestens jetzt entscheidet sich, ob die Hunde sich mögen, tolerieren oder dominieren wollen.
- Dies ist der kritische Moment für den Hundehalter.
Jungspunde, die ihre Grenzen noch austarieren, neigen zu einem pubertären Dominanzverhalten. Hierbei trägt der dominante Hund die Rute steif nach oben, sträubt das Rückenfell und legt den Kopf oder die Pfote auf den Rücken des Kontrahenten auf. Möglicherweise versucht er, dem Gegenüber aufzureiten, was zum Dominanzrepertoire beider Geschlechter gehört. Ein gelassener Hund versucht in dieser Situation zu beschwichtigen und weicht aus. Ein selbstbewusster Rüde oder Hündin wird dem Jungspund jedoch klar zum Verstehen geben, dass er oder sie sich nicht dominieren lässt.
So verhältst du dich richtig bei einer Hundebegegnung
- Gerate daher nicht in Panik, wenn Hunde diese Situation mit viel Getöse klären.
- Hab Vertrauen in die sozialen Kompetenzen beider Hunde, denn grundsätzlich ist dieses Verhalten ganz natürlich.
- Schrei die Hunde nicht an, was sie noch mehr anstacheln würde.
- Halte Abstand, damit du nicht selbst dazwischen gerätst, aber auch damit dein Hund nicht glaubt, dich verteidigen zu müssen.
- Lass dich nicht von einem wedelnden Hund täuschen, denn die wedelnde Rute verweist nicht zwangsläufig auf eine freundliche Gesinnung, sondern zeigt bloß an, dass der Hund erregt ist.
In den meisten Fällen trennen sich die Kontrahenten nach kurzer Rauferei voneinander, höchstens mit nur ein paar harmlosen Schrammen versehen.
Hundebegegnungen trainieren – und selbst bestimmen
Kontakte zwischen Artgenossen sind für deinen Hund von großer Bedeutung, ganz besonders, wenn es sich dabei um Welpen und Junghunde handelt. Hundebegegnungen garantieren, dass Junghunde zu sozialverträglichen Hunden heranwachsen. Doch wie und wann diese Treffen stattfinden, solltest du bestimmen.
Hundebegegnungen zu trainieren, hat daher das Ziel, die Situation für dich und deinen Hund stressfrei zu gestalten. Das Fundament des Trainings besteht im Aufbau einer starken, positiven Bindung zwischen dir und deinem Hund. Such- und Apportierspiele, die du mit ihm im Park am besten täglich einübst, sind hervorragend geeignet, damit dein Vierbeiner dich als einen spannenden Partner begreift. Trainiere mit deinem Hund, gelassen an Artgenossen vorbeizugehen, indem du ihn zum Beispiel mit seinem Lieblingsspielzeug ablenkst. Lass deinen Hund immer wieder Blickkontakt zu dir aufnehmen. So fokussierst du ihn auf dich und nicht auf den vorbeiziehenden Hund.
Hervorragende Dienste bei Hundebegegnungen leisten eingeübte Kommandos „Sitz“ oder „Stopp“ und Abrufkommandos wie „Komm“ oder „Hier“, mit denen du deinen Hund in brenzligen Situationen besser von seinem Kontrahenten lösen kannst. Ist dein Hund wild auf Spiele mit Artgenossen, so „erdest“ du ihn zunächst, indem du ihn erst absitzen lässt, bevor du mit dem Kommando „Go“ oder „Los“ das Spielen erlaubst. Lass hingegen niemals zu, dass dein Hund dich zu seinen Artgenossen hinzieht.
Hundebegegnungen vermeiden: Tipps zu Verhaltensweisen und für den Ernstfall
Es gibt Situationen, bei denen die Begegnung zweier Hunde nicht erwünscht ist, beispielsweise wenn der eigene Hund krank ist, die Hündin läufig oder du einen ängstlichen oder leinenaggressiven Hund hast.
Das Wichtigste zuerst: Bewahre in allen Situationen Ruhe und kommuniziere zuerst mit dem Hundehalter. Bitte ihn nachdrücklich darum, seinen Hund abzurufen, wenn du selbst einen angeleinten Hund führst. Lass deinen Hund niemals deine Nervosität oder Angst spüren, verhalten dich besonnen und zerr nicht ängstlich an der Hundeleine. Sei emotional auf ein Treffen mit Artgenossen vorbereitet und agiere schnell.
Tipps für den Ernstfall:
- Geh der Hundebegegnung aus dem Weg, indem du mit deinem angeleinten Hund die Seiten wechselst oder zügig und entschlossen an dem freilaufenden Hund vorbeigehst, der euch beiden nur kurz folgen wird.
- Arbeite mit einem Trick und spannen einen automatischen Regenschirm in Richtung des freilaufenden Hundes auf.
- Im Ernstfall: Hundepsychologen wie Martin Rütter raten bei Hundebegegnungen mit freilaufenden Hunden, den eigenen Vierbeiner abzuleinen beziehungsweise die Leine fallen zu lassen und sich einige Schritte zu entfernen. So hat dein Hund die Möglichkeit, artgerecht zu interagieren, statt Frauchen oder Herrchen verteidigen zu müssen.
Begegnungen zwischen zwei angeleinten Hunden sollten grundsätzlich gemieden werden. Gegebenenfalls musst du die Hundesprache rechtzeitig deuten können: Dreht sich einer der Hunde demonstrativ von dem anderen weg, macht sich dabei steif oder zeigt Zähne, dann sollten beide Hundehalter schnell handeln und die Hunde gleichzeitig voneinander separieren.
Nach einer Beißerei solltest du den Impfpass von dem Hundebesitzer verlangen und unverzüglich einen Tierarzt aufsuchen, um mögliche innere Blutungen und Organverletzungen des Hundes sofort behandeln zu lassen.