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Der Hundeführerschein – alles, was Hundebesitzer wissen müssen

20.08.2024 - Lesedauer: 7 Minuten

Jack Russell Terrier geht angeleint auf Gehweg spazieren

Bewegst du dich mit deinem Vierbeiner im öffentlichen Raum, ist er vielen Reizen ausgesetzt: Inlineskater, Radfahrer, Nordic-Walking-Stöcke, Jogger und viele andere Ablenkungen, die einen Hund verunsichern können, muss er tolerieren. Beim Hundeführerschein geht es darum, dass dein Hund lernt, dass er sich auf dich als Navigator in bekannten und unbekannten Alltagssituationen verlassen und dir vertrauen kann. Es geht um Sicherheit im Straßenverkehr, Grundgehorsam und Sozialverträglichkeit mit Artgenossen und Menschen aber auch darum, dass du lernst deinen Hund zu lesen und seine Bedürfnisse zu erkennen. Wir erklären, wie du den Hundeführerschein ablegen kannst und was du darüber wissen musst.

Was ist der Hundeführerschein?

Dass dein Hund und du ein eingespieltes Team seid, bestätigt dir der Hundeführerschein schwarz auf weiß. Oder in Behördensprache: Beim Hundeführerschein handelt es sich um einen offiziellen Befähigungsnachweis für Hundehalter. Er attestiert dir, dass du deinen Vierbeiner so unter Kontrolle hast, dass er weder für Menschen noch für andere Tiere eine Gefährdung darstellt. Um diesen Befähigungsnachweis zu erlangen, musst du eine theoretische und eine praktische Prüfung mit deinem Hund ablegen. Geprüft werden im Theorieteil dein Wissen über Hunde und deren Haltung und im Praxisteil der Grundgehorsam und die Sozialverträglichkeit deines Hundes. Da das Hundegesetz Ländersache ist, gibt es keine bundeseinheitliche Regelung zum Hundeführerschein. Die Bundesländer legen also selbst den Umfang und die Prüfungsinhalte des Hundeführerscheins fest. Dieser Umstand und die unscharfe Abgrenzung zum Sachkundenachweis sorgt für Verwirrung. Der Sachkundenachweis wird von einigen Bundesländern für die Haltung von als gefährlich eingestuften Rassen verlangt. Da der Hundeführerschein in aller Regel umfangreicher ist, wird er häufig als Sachkundenachweis anerkannt. Wenn du also einen Hundeführerschein machen möchtest, musst du dich erkundigen, welche Bestimmungen in deinem Bundesland gelten.

Ist der Hundeführerschein in allen Bundesländern Pflicht?

Nein, eine bundesweite Hundeführerscheinpflicht gibt es genauso wenig wie einen einheitlichen Hundeführerschein. Erkundige dich daher, nach den lokalen Regelungen an deinem Wohnort. Das kann sich durchaus lohnen: In manchen Kommunen, wie zum Beispiel in München, führt der Besitz eines Hundeführerscheins zu Vergünstigungen bei der Hundesteuer. In Hamburg, Schleswig-Holstein und Berlin wird für Hunde mit Hundeführerschein die allgemeine Leinenpflicht ausgesetzt. Niedersachsen hat 2013 als erstes Bundesland eine allgemeine Hundeführerscheinpflicht für alle Hundebesitzer eingeführt und 2021 zog Baden-Württemberg mit derselben Regelung nach. Der Hundeführerschein in Nordrhein-Westphalen ist dahingegen nur für Hunde ab einer gewissen Größe verpflichtend. Darunter fallen alle Tiere, die eine Widerristhöhe von 40 Zentimeter oder ein Gewicht von 20 Kilogramm überschreiten.

Jedes Bundesland trifft also seine eigenen Regelungen. Der Deutsche Tierschutzbund fordert übrigens, dass der Hundeführerschein bundesweit für alle Hundehalter verpflichtend eingeführt wird. Auch die Tierrechtsorganisation PETA spricht sich für einen Hundeführerschein aus, denn so würden Spontankäufe von Hunden vermieden, die später ausgesetzt oder im Tierheim abgegeben würden.

Wie sieht die theoretische Prüfung aus?

Im Theorieteil erwarten dich Multiple-Choice-Fragen. Der Umfang der Prüfung variiert – zwischen 35 und 110 Fragen müssen bearbeitet werden. Dementsprechend hast du zwischen 60 und 180 Minuten Zeit für die Beantwortung. Überall gleich ist jedoch, dass du 80 Prozent der Hundeführerscheinfragen richtig beantworten musst, um zu bestehen. Damit erhältst du den Zugang zur praktischen Prüfung. Die theoretische Prüfung des Hundeführerscheins ist teilweise auch als Online-Test verfügbar.

Abgefragt wird Wissen aus den Bereichen:

  • Sozialverhalten
  • Kommunikation
  • Lerntheorie, Erziehung, Ausbildung
  • Angst und Aggression
  • Pflege und Haltung
  • Rassekenntnisse
  • Ernährung, Gesundheit und Fortpflanzung
  • Hundegesetz und Recht

Wenn du schon einmal in die theoretische Prüfung hineinschnuppern möchtest, dann mach unseren Online-Test. Die 25 Fragen orientieren sich am Inhalt der praktischen Prüfung. Wie viele kannst du auf Anhieb richtig beantworten?

Was passiert in der praktischen Prüfung?

Der praktische Teil dauert zwei bis drei Stunden. Hier steht dein Umgang mit deinem Vierbeiner im öffentlichen Raum auf dem Prüfstand. Dazu beobachtet der Prüfer dich in verschieden Situationen, zum Beispiel bei einem Spaziergang ohne Leine in einem belebten Park oder beim Bummel in der Fußgängerzone. Auch der Besuch eines Geschäfts oder Bahnhofs kann auf dem Programm stehen. Bis zu sechs Hund-Mensch-Teams können an derselben praktischen Prüfung teilnehmen. Bestehst du die Prüfung, gilt der Hundeführerschein solange du mit deinem Hund zusammenlebst. Hast du mehrere Hunde, musst du für jeden deiner Vierbeiner einen Hundeführerschein ablegen. Der Führerschein gilt also immer für das jeweilige Hund-Mensch-Team. Nach bestandener Prüfung erhältst du zwei Urkunden (Theorie und Praxis), einen Ausweis im Scheckkartenformat und eine Plakette für deinen Hund.

Darauf liegt das Augenmerk des Prüfers in der praktischen Prüfung:

  • Wie reagiert dein Hund auf Menschen, Menschengruppen oder Artgenossen?
  • Wie reagiert er auf Autos, Ablenkungen und Lärm?
  • Befolgt dein Hund Grundkommandos (Sitz, Platz, Bleib, Rückruf)?
  • Bricht dein Hund auf Kommando begonnene Handlungen ab?
  • Kannst du deinen Hund an der lockeren Leine führen?
  • Bleibt dein Hund entspannt, unabhängig davon was um ihn herum passiert?
  • Beweist dein Hund in der Prüfungssituation durchgängig Gehorsam?
  • Zeigst du tiergerechtes, vorausschauendes Verhalten?
Zwei Hunde trainieren mit Frau auf Wiese

Wie bereitest du dich vor?

Grundsätzlich besteht nicht die Pflicht, an Vorbereitungskursen teilzunehmen. Im Fachhandel findest du reichlich Literatur zur Prüfungsvorbereitung im Selbststudium. Es kann sich auch lohnen, die Webseiten von Hunde-Verbänden und -Vereinen nach Vorbereitungsmaterial für die theoretische Prüfung zur durchsuchen. Oder du machst am besten gleich unseren Online-Test (Link), der dir schon einmal einen Vorgeschmack darauf liefert, welche Fragen du in der theoretischen Prüfung zu erwarten hast.

Den Praxisteil vorzubereiten, kann schwieriger sein. An der praktischen Prüfung nehmen mehrere Hunde gleichzeitig teil – das kann deinen Vierbeiner sehr ablenken, wenn er nicht daran gewöhnt ist. Wenn du also an keinem Vorbereitungskurs teilnimmst, solltest du mit deinem Hund auch in der Gruppe üben und am besten in wechselnden Gruppen. Suche Alltagssituationen mit Ablenkungen und Störfaktoren, die den Gehorsam deines Hundes auf die Probe stellen. Im Schnitt benötigen die meisten Hund-Mensch-Teams zur Vorbereitung zwischen drei und vier Monaten. Spezielle Vorbereitungskurse werden von Hundeschulen und Verbänden angeboten.

Aber auch in unserem Online-Magazin findest du jede Menge praktische Tipps, rund um die Themen Hundeerziehung, Hundepflege, Rassekenntnisse, Gesundheit, Hundeernährung und Hundeentwicklung – allesamt prüfungsrelevant. Ratgeber, Grafiken und Videos informieren dich über alle wichtigen Themen, rund um deinen Vierbeiner. Am besten du gehst gleich mal in unserem Hunde Magazin stöbern.

Wer nimmt die Prüfungen ab?

Ablegen kannst du die Hundeführerscheinprüfung bundesweit bei verschiedenen Vereinen und Hundetrainern. Auf den Websites von VDH, BVZ und BHV findest du auch einen Prüfungsort in deiner Nähe. Die theoretische Prüfung kannst du häufig auch Online ablegen.

Hunde sitzen angeleint in einer Reihe beim Training auf einer Wiese

Wie sehen die Zulassungsbedingungen aus?

Der Zweibeiner muss mindestens 16 Jahre, der Vierbeiner zwölf Monate alt sein, um an der Prüfung teilzunehmen. Außerdem muss der Hund einen Identifikationsnachweis in Form eines implantierten Mikrochips sowie einen Impfpass und eine Hundehaftpflichtversicherung haben.

Was kostet ein Hundeführerschein?

Die Kosten für den Hundeführerschein schlagen mit etwa 70 bis 130 Euro für die zweiteilige Prüfung zu Buche. Je nach Bundesland und Prüfer kann der Preis variieren. Nicht enthalten sind eventuelle Kurskosten. Die Prüfung kann beliebig oft wiederholt werden, sollte es beim ersten Mal nicht klappen.

In einigen Nachbarländern, wie zum Beispiel in der Schweiz, ist der Hundeführerschein längst Pflicht. Vielleicht muss man diese Pflicht, aber nicht als ein lästiges Muss sehen: Du und dein Vierbeiner könnt zeigen, dass ihr ein gutes Gespann seid, das Alltagssituationen locker bewältigt. Das bekommst du dann sogar schriftlich – das ist doch eine tolle Sache!

Online-Test: Teste dein Hundewissen! Wie gut kennst du dich aus?

Wir haben für dich 20 Fragen aus den acht verschiedenen Prüfungskategorien zusammengestellt, die in ähnlicher Form in der theoretischen Prüfung auf dich zukommen könnten. Kannst du sie jetzt schon richtig beantworten? Es ist jeweils nur eine Antwort richtig. In der Auswertung erfährst du, wo du richtig lagst und wo du noch üben musst.

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