Den Hund alleine lassen – Trennungsangst und Kontrollverlust überwinden
23.08.2024 - Lesedauer: 8 Minuten
Hunde sind Rudeltiere. Alleinbleiben bedeutet für sie, zurückgelassen und aus dem Rudel ausgestoßen zu werden. Daher haben alle Hunde Angst vor dem Alleinsein. Doch Hunde können bis ins hohe Alter lernen, allein zu bleiben. Bei Welpen geht das vergleichsweise unkompliziert. Ältere Hunde brauchen viel Training und Geduld. Mit diesen Tipps lernt dein Hund, allein zu bleiben, und übersteht die Zeit der Trennung unbeschadet – und du auch!
- Warum Hunde nicht gerne allein bleiben
- Wie lange kann ein Hund allein bleiben?
- Zwei Grundtypen von Hunden: Trennungsangst oder Kontrollverlust?
- Früh übt sich: Einen Junghund allein lassen
- Hund alleine lassen – Training mit erwachsenen Hunden
- Hund allein lassen: Beschäftigung vor dem Gehen
- Übung macht den Meister
- Hund alleine lassen: Hab Zeit und Geduld
- Video: Tipps, um den Hund stressfrei alleine zu Hause zu lassen
Darf ich meinen Hund allein lassen?
Hunde bleiben nicht gerne allein. Aber manchmal geht es nicht anders und wir müssen unseren Hund allein lassen: Ob Berufstätigkeit, Anlässe, zu denen du den Vierbeiner nicht mitnehmen kannst, aber auch kurzes Warten im Auto sind Situationen, in denen das Tier eine Weile ohne seinen Menschen auskommen muss.
Die gute Nachricht: Man kann seinen Hund allein lassen, denn jede Fellnase kann lernen, allein zu bleiben. Wie, das erfährst du hier.
Warum Hunde nicht gerne allein bleiben
Die Angst, allein zu bleiben und verlassen zu werden, steckt tief in jedem Hund. Auch wenn Hunde heutzutage nicht mehr in Hundeverbänden gehalten werden, sind und bleiben sie Rudeltiere. Ihr Sozialverhalten und das Zusammengehörigkeitsgefühl sind daher sehr stark ausgeprägt. Im Rudel, wie beispielsweise bei den Wölfen oder Wildhunden, werden schwache oder kranke Tiere einfach zurückgelassen und verenden auf diese Weise oft.
Es ist darum kaum verwunderlich, wenn unsere Hunde immer darauf bedacht sind, den Anschluss an ihre „Familie“ zu halten. Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel: So können Arbeitshunde, die eine klare Aufgabe erfüllen, durchaus länger allein bleiben. Wirklich artgerecht wäre es aber, wenn unsere Hunde entweder immer im Hunderudel oder bei ihren Menschen blieben.
Wie lange kann ein Hund allein bleiben?
Auf diese Frage gibt es keine allgemeingültige Antwort, denn Hunde sind – wie wir Menschen auch – einzigartige Individuen. Manche beginnen zu heulen, wenn ihr Mensch die Tür hinter sich zuzieht, andere werden nach einer Stunde unruhig und fangen an, nervös im Zimmer umherzurennen, Möbel und Gegenstände anzuknabbern oder ihr Geschäft aus Protest in der Wohnung zu verrichten. Sehr sensible Hunde können gar an Depressionen erkranken, wenn sie zu häufig oder zu lange allein bleiben.
Es gibt aber auch Vierbeiner, die bleiben ohne Probleme mehrere Stunden allein – und das ganz ohne Trennungsangst. Mehr als vier bis fünf Stunden sollten Hunde allerdings nicht allein sein, denn dein Hund muss sich spätestens dann erleichtern!
Hund allein lassen: Arbeit
Wer sein vierbeiniges Familienmitglied jeden Tag allein lässt und zur Arbeit geht, sollte sich dringend nach einer dauerhaften Lösung umsehen. Einen Hund jeden Tag zwischen fünf und acht Stunden allein zu lassen, ist keine artgerechte Haltung. Infrage kommt etwa ein Dogsitter oder eine Hunde-Kita. Vielleicht gibt es ja auch die Möglichkeit, deinen Vierbeiner zur Arbeit mitzunehmen: Viele Firmen erlauben Hunde bei der Arbeit unter bestimmten Voraussetzungen – frag ruhig mal bei deinem Arbeitgeber nach!
Wo den Hund allein lassen?
Ausschlaggebend für den Erfolg des Unternehmens, den Hund allein zu lassen, ist auch die Umgebung. Lass deinen Hund nie an einem ihm unbekannten Ort allein, sondern immer zu Hause oder in einer Umgebung, die der Vierbeiner gut kennt. Wichtig ist, dass er vertraute Dinge um sich hat, wie sein Körbchen, eine Kuscheldecke oder ein Spielzeug.
Zwei Grundtypen von Hunden: Trennungsangst oder Kontrollverlust?
Hunde, die Angst davor haben, allein zu bleiben, lassen sich in zwei Typen einteilen: Die einen haben Trennungsangst, die anderen leiden unter Kontrollverlust.
Trennungsangst
Bei der Trennungsangst ist es tatsächlich das Alleinsein, das deinem Hund Angst bereitet. Als Hundehalter nimmst du die Position des Alphatieres ein, das souverän die Lage im Blick hat, entscheidet, was zu tun ist, und für die Sicherheit des Rudels sorgt. Das Tier verlässt sich auf dich und ist gelassen, solange du in seiner Nähe bist. Für weniger entspannte Hunde ist das – wenn auch nur kurzzeitige – Verschwinden ihres Menschen eine regelrechte Katastrophe. Plötzlich ist das Alphatier weg und das Urvertrauen erschüttert.
Häufige Gründe für Trennungsangst
Symptome für Trennungsangst
Liegen die Gründe für die Trennungsangst des Hundes in schlechten Erfahrungen mit Vorbesitzern oder in der Welpenzeit, sind sie begründet und nachvollziehbar. Aber oft spielt das Verhalten des Menschen eine zentrale Rolle. Unbewusst geben wir dem Tier das Gefühl, dass eine Trennung etwas sehr Bedeutsames ist. Wird mit vielen Streicheleinheiten und Trost die Abschiedsstimmung verstärkt, schaukelt sich die Anspannung beim Hund hoch. Wenn der Rudelführer tatsächlich das Haus verlässt, kommt es beim Hund zu oben beschriebenen Aktivitäten.
Kontrollverlust
Bei Hunden mit Kontrollverlust ist es hingegen die Sorge oder gar der Ärger darüber, dass du als sein „Rudel“ ohne ihn unterwegs bist – ohne, dass er auf dich aufpassen kann. Denn das empfindet er als seine Aufgabe, der er in diesem Fall nicht nachkommen kann.
Gehört dein Vierbeiner zu diesem Typ Hund, geht es darum, die Hierarchie im Rudel deutlich zu machen und ihm aufzuzeigen, dass du die Nummer eins im Rudel bist. Er muss akzeptieren, dass du der Anführer bist und selbst entscheidest, wann du kommst und gehst. Ein Hund mit Kontrollverlust muss lernen, sich nicht für sein Herrchen oder Frauchen verantwortlich zu fühlen. Prüf doch einmal nach, wo dein Hund seine Liegeplätze hat. Sind sie direkt hinter der Haustür oder hoch oben auf der Couch? Das bedeutet ganz klar, dass er es für seine Aufgabe hält, im Haus alles unter Kontrolle zu haben. Eine Veränderung dieser Liegeplätze an weniger exponierte Stellen kann hier manchmal schon helfen.
Symptome für Kontrollverlust
- Zerstörungswut: Sofakissen, Schuhe, Möbel – Hausrat wird mit Vorliebe zum Ziel der Zerstörungswut. Das Tier sucht nach einem Ventil, um seinen Frust und seine Wut abzulassen.
- Dauerkläffen: Der Hund bellt seinen Ärger aus sich raus.
- Stürmische Begrüßung: Das Herrchen wird beim Heimkommen stürmisch angesprungen, jedoch nicht aus Freude, sondern als „Strafe“ für sein „Fehlverhalten“.
Früh übt sich: Einen Junghund allein lassen
Kommt dein Hund bereits im Welpenalter zu dir, ist es leicht, den neuen Hund allein zu lassen, wenn er älter wird. Denn du kannst es trainieren. Welpen und junge Hunde können problemlos ihre innere Uhr auf unseren Lebensrhythmus einstellen. Ab wann der Hund allein gelassen werden kann, ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Er sollte auf jeden Fall stubenrein sein, sich zu Hause gut eingelebt haben und sich sicher fühlen. Meist ist das im Alter von fünf Monaten der Fall.
Je früher dein Kleiner lernt, dass Alleinbleiben zum Alltag gehört, desto einfacher wird es ihm nach einiger Zeit fallen. Mehr Infos dazu findest du in unserem Ratgeber „Welpen allein lassen“.
Hund alleine lassen – Training mit erwachsenen Hunden
Es kommt aus unterschiedlichen Gründen vor, dass erwachsene Hunde lernen müssen, allein zu bleiben: etwa, wenn die Lebensumstände sich ändern oder ein Hund in eine neue Familie kommt. Gut zu wissen: Auch erwachsene Tiere sind lernfähig – du kannst dem Hund die Trennungsangst also abgewöhnen.
Hund allein lassen: Beschäftigung vor dem Gehen
Das Training für einen erwachsenen Hund beginnt mit einer ausgiebigen Spielphase oder einem langen Spaziergang. Mach mit deiner Spürnase Suchspiele oder tobe ausgelassen auf einer Wiese oder einem Freilaufplatz. Auch ein Training auf dem Hundeplatz mit Agility oder Dog Dancing ist für den Hund im positiven Sinne anstrengend und bringt den meisten Hunden Spaß. Bevor du den Hund allein lässt, powert er sich noch einmal richtig aus. In unserem Ratgeber entdeckst du noch mehr Ideen für Hundespiele im Haus und unterwegs.
Übung macht den Meister
Fang klein an und lass den Hund zu Beginn immer nur für wenige Minuten allein. Gehe dabei nach dem folgenden Schema vor.
Sinnvolle Übungen:
- Dirigiere deinen Hund zunächst auf sein Lieblingsplätzchen und beschäftige ihn beispielsweise mit einem Spielzeug oder Kauknochen.
- Während er damit abgelenkt ist und nicht auf dich achtet, verlässt du das Zimmer und schließt die Tür.
- Achte anschließend darauf, ob dein Hund zu jaulen oder zu wimmern anfängt.
- Nach ein paar Minuten kannst du wieder in den Raum zurückkehren und deinen Hund mit einem Leckerli belohnen. Damit soll dein Hund das Warten und deine Rückkehr positiv verknüpfen.
Trainiere jeden Tag mit deiner Fellnase. Verlängere die Trennungszeit jedes Mal etwas, wenn du den Eindruck hast, dein Hund bleibt ruhig und gelassen zurück. Vielleicht bist du nach ein paar Übungstagen schon in der Lage, in der Nähe Einkäufe zu erledigen. Denk unbedingt daran, deinen Vierbeiner in der Eingewöhnungsphase mit einer leckeren Überraschung zu belohnen. Leckerli sind auch beim Training, den Hund allein zu lassen, Hilfsmittel, auf die du nicht verzichten solltest. Das Belohnen ist von entscheidender Bedeutung, wie immer in der Hundeerziehung.
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Hund alleine lassen: Hab Zeit und Geduld
Nicht bei allen Hunden klappt das Alleinlassen schnell und unkompliziert. Sei dennoch geduldig und konsequent: Kehre nicht in das Zimmer zurück, solange dein Hund jault oder winselt. Andernfalls könnte es passieren, dass dein Hund sein Jaulen und deine Rückkehr miteinander verknüpft und zukünftig länger und lauter jammert.
Wenn dein Hund etwas länger braucht, um allein zu bleiben: Verzweifle und schimpf nicht, aber verhätschle deinen Hund auch nicht. Bei konsequenten, täglichen Übungen wird es deinem Hund immer leichter fallen, allein zu bleiben – und dir, den Hund allein zu lassen. Dein Vierbeiner lernt, dir zu vertrauen. Statt zu jammern, wird er dich dann freudig begrüßen und seine kleine Belohnung erwarten.
Tipp: Mach kein großes Aufheben, wenn du deinen Hund allein lässt: Verabschiede dich eher beiläufig und begrüß ihn bei der Heimkehr erst nach einigen Minuten ausgiebig!
Tipps, um den Hund stressfrei alleine zu Hause zu lassen
Hund alleine lassen: Tipps
Wir geben dir in diesem Video eine Anleitung mit Tipps und Infos, wie dein Hund Schritt für Schritt auch mal ohne dich klarkommt. Aber Achtung: Sollte dein Hund massive Probleme mit dem Alleinsein haben, such dir bitte Hilfe bei einem professionellen Hundetrainer!