Gebärmutterentzündung beim Hund – Ursachen, Symptome und Behandlung
19.01.2025 - Lesedauer: 8 Minuten

Ältere, nicht kastrierte Hündinnen haben das höchste Risiko, an einer Gebärmutterentzündung zu erkranken.
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Eine Gebärmutterentzündung bei der Hündin, auch bekannt als Pyometra, ist eine ernsthafte, potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, die vor allem, aber nicht ausschließlich, bei älteren, nicht kastrierten Hündinnen auftritt. Der Notfall erfordert schnelle und entschlossene Maßnahmen, um das Leben deiner Hündin zu retten. In diesem Ratgeber erfährst du alles, was du über die Gebärmutterentzündung beim Hund wissen musst, von den ersten Symptomen bis zur Behandlung und Prävention.
- Was ist eine Gebärmutterentzündung beim Hund?
- Wie gefährlich ist eine Gebärmutterentzündung beim Hund?
- Symptome: Wie äußert sich eine Gebärmutterentzündung bei einem Hund?
- Wann tritt eine Gebärmutterentzündung beim Hund auf?
- Kann eine Gebärmutterentzündung auch bei kastrierten Hunden auftreten?
- Wie behandelt man eine Gebärmutterentzündung beim Hund?
- Wie viel kostet eine Gebärmutterentfernung beim Hund?
- Wie schnell entwickelt sich eine Gebärmutterentzündung beim Hund?
- Was tun bei Verdacht auf eine Gebärmutterentzündung beim Hund?
- Kann man einer Gebärmutterentzündung beim Hund vorbeugen?
Das Wichtigste in Kürze
- Das höchste Risiko, an einer Gebärmutterentzündung zu erkranken, haben ältere, nicht kastrierte Hündinnen.
- Aus unterschiedlichen Gründen (hormonelles Ungleichgewicht, Bakterien) entzündet sich die Gebärmutterschleimhaut, wobei es in der Gebärmutter zur Vereiterung kommt.
- Besonders häufig tritt eine Gebärmutterentzündung wenige Wochen nach der Läufigkeit auf.
- Die Gebärmutterentzündung wird auch Pyometra genannt. Sie tritt in zwei Formen, der offenen und der geschlossenen Pyometra, auf.
- Bei der offenen Pyometra kann der Eiter abfließen, bei der geschlossenen sammelt er sich in der Gebärmutter an.
- Die geschlossene Pyometra ist gefährlicher und triff häufiger auf als die offene Pyometra.
- Typische Symptome sind: Ausfluss (nur bei der offenen Pyometra), vermehrtes Trinken und vermehrter Urinabsatz, Fieber, Lethargie, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit und Bauchschmerzen.
- Zeigt deine Hündin erste Symptome, ist schnelles Handeln gefragt: Eine schnelle Diagnose verbessert die Prognose.
- Eine unbehandelte Pyometra kann eine Sepsis (Blutvergiftung) oder Peritonitis (Bauchfellentzündung) auslösen – beide Erkrankungen sind akut lebensbedrohlich.
- Die Behandlung der Wahl ist eine Ovariohysterektomie (chirurgische Entfernung der Gebärmutter und Eierstöcke/Kastration), vor allem bei einer geschlossenen Cervix (Gebärmutterhals). Eine konservative Behandlung mit Medikamenten ist möglich, jedoch oft nicht zielführend.
- Auch kastrierte Hündinnen können unter bestimmten Voraussetzungen an einer Gebärmutterentzündung erkranken.
- Etwa 25 Prozent aller nicht kastrierten Hündinnen erkranken bis zu ihrem zehnten Lebensjahr an einer Gebärmutterentzündung.
- Eine Gebärmutterentzündung bei der Hündin ist ein Notfall, der eine sofortige tierärztliche Versorgung erfordert!
Was ist eine Gebärmutterentzündung beim Hund?
Bei der Gebärmutterentzündung (Pyometra) handelt es sich um eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut – typischerweise wenige Wochen nach der Läufigkeit deiner Hündin. Während der Läufigkeit wird das Hormon Progesteron ausgeschüttet. Eine seiner Aufgaben ist es, dafür zu sorgen, dass sich die Gebärmutterschleimhaut aufbaut, damit sich bei einer möglichen Trächtigkeit die Eizelle einnisten kann. Wird deine Hündin nicht trächtig, bildet sich die Gebärmutterschleimhaut normalerweise innerhalb weniger Wochen wieder zurück. Ist dies aber nicht der Fall, kann es vorkommen, dass weiterhin Progesteron produziert wird. Die Folge: Die Gebärmutter gerät in ein hormonelles Ungleichgewicht, wodurch sich im Hohlraum der Gebärmutterhörner Sekret ansammeln kann. Außerdem begünstigt die Läufigkeit auch die Vermehrung von Bakterien in der Gebärmutter. So kann es zu einer eitrigen Entzündung kommen. Die Gebärmutter ist außerhalb der Läufigkeit fest gegen die Außenwelt verschlossen, deswegen kann der Eiter und die darin enthaltenen Toxine nicht abfließen. Sie füllt sich immer weiter, dehnt sich aus und wird immer poröser und durchlässiger. So können Toxine und Infektionserreger in den Blutkreislauf gelangen und eine gefährliche Sepsis (Blutvergiftung) auslösen. Ist die Eiteransammlung zu groß, kann die Gebärmutter durchbrechen und Eiter gelangt in die Bauchhöhle, wo er eine Peritonitis (Bauchfellentzündung) verursachen kann.
Es gibt zwei Formen der Gebärmutterentzündung: die offene und die geschlossene Pyometra. Bei der offenen Pyometra kann der Eiter über eine Öffnung wie zum Beispiel den Muttermund abließen, der während der Läufigkeit geöffnet ist. Hier ist das Risiko einer Blutvergiftung oder eines Gebärmutterdurchbruchs niedriger, allerdings kommt diese Form seltener vor. Bei der geschlossenen Pyometra – einige Wochen nach der Läufigkeit – kann die Eiteransammlung nicht abfließen, so kann es zu den lebensbedrohlichen Folgen einer Blutvergiftung und Bauchfellentzündung kommen.
Wie gefährlich ist eine Gebärmutterentzündung beim Hund?
Eine Gebärmutterentzündung ist ein Notfall: Bei einer geschlossenen Pyometra, bei der der Muttermund beziehungsweise der Gebärmutterhals geschlossen ist und somit kein Sekret abfließen kann, besteht die Gefahr einer Ruptur (Riss) der Gebärmutter. Dies geschieht durch die Ausdehnung aufgrund der vermehrten Ansammlung von Eiter. Durch die Ruptur können sowohl eine Blutvergiftung (Sepsis) als auch eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) entstehen – beide Komplikationen, die im schlimmsten Fall auftreten können, sind akut lebensbedrohliche Zustände, die einer unmittelbaren Stabilisierung und Notfallversorgung in der Tierarztpraxis oder Tierklinik bedürfen. Ohne rechtzeitige Behandlung kann eine Pyometra tödlich enden. Deswegen ist es wichtig, dass du auf erste Anzeichen achtest und Symptome ernst nimmst.
Symptome: Wie äußert sich eine Gebärmutterentzündung bei einem Hund?
Symptome einer Gebärmutterentzündung beim Hund:
- Ausfluss: Bei einer offenen Pyometra tritt eitriger, oft übelriechender, teilweise blutiger Ausfluss aus der Vagina aus. Der Geruch kann sehr intensiv sein und ist ein deutliches Warnsignal.
- Vermehrtes Trinken und Urinieren: Viele Hündinnen trinken plötzlich viel mehr Wasser als gewöhnlich und müssen daher auch häufiger urinieren. Dies ist oft ein Zeichen dafür, dass der Körper versucht, die Infektion zu bekämpfen.
- Apathie und Schwäche: Deine Hündin wirkt möglicherweise schlapp, müde und zeigt weniger Interesse an Aktivitäten, die sie sonst liebt.
- Bauchschmerzen: An einem schmerzhaft aufgezogenen Rücken und einem prallen, eingezogenen Bauch erkennst du, dass deine Hündin Bauchschmerzen hat. Die Bauchregion kann schmerzempfindlich sein, und deine Hündin reagiert möglicherweise gereizt, wenn du ihren Bauch berührst.
- Fieber: In einigen Fällen kann Fieber auftreten, was auf die fortschreitende Infektion hinweist.
- Erbrechen, Durchfall und Appetitlosigkeit: Manche Hündinnen zeigen auch Symptome wie Erbrechen oder Durchfall, zum Beispiel als Folge der Aufnahme des eitrigen Sekrets bei einer offenen Pyometra, und verweigern das Fressen.
Wann tritt eine Gebärmutterentzündung beim Hund auf?
Eine Gebärmutterentzündung tritt häufig zwei Wochen bis vier Monate nach der Läufigkeit auf, wenn der Progesteronspiegel im Blut ansteigt. Progesteron bereitet die Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft vor, indem es das Gewebe verdickt und die Schleimproduktion erhöht. Außerdem kann das Hormon Progesteron immunsuppressiv auf die Gebärmutter wirken, wodurch das Risiko einer bakteriellen Infektion erhöht ist. So können Bakterien von außen durch den geöffneten Muttermund aufsteigen und eine bakterielle Infektion mit Eiterbildung in der Gebärmutter auslösen. Besonders gefährdet sind ältere, nicht kastrierte Hündinnen, aber auch jüngere Tiere können betroffen sein. Studien zufolge erkranken zumeist Hündinnen, die zwischen sechs und zehn Jahren alt sind, wobei Collies, Rottweiler, Airedale Terrier, Bernhardiner, Berner Sennenhunde, Cavalier King Charles Spaniel, Golden Retriever, Irish Terrier und Miniaturschnauzer besonders häufig betroffen sind. Einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Scheinträchtigkeit und einer Pyometra gibt es nicht.
Kann eine Gebärmutterentzündung auch bei kastrierten Hunden auftreten?
Es klingt zwar paradox, aber auch kastrierte Hündinnen können an einer Art Gebärmutterentzündung erkranken. Allerdings handelt es sich dann nicht um eine klassische Pyometra, sondern um eine sogenannte Stumpfpyometra, bei der sich der Gebärmutterstumpf entzündet. Besonders dann, wenn Reste der Eierstöcke zurückgeblieben sind und so noch Progesteron produzieren. Dann spricht man vom „Ovarian Remnant Syndrom“. Das hormonelle Ungleichgewicht kann in diesem Fall die Entzündung auslösen. Aber natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, eine Pyometra zu entwickeln, bei der kastrierten Hündin signifikant niedriger.
Wie behandelt man eine Gebärmutterentzündung beim Hund?
Die Behandlung einer Gebärmutterentzündung hängt vom Zustand deiner Hündin und der Art der Pyometra ab.
Zur Diagnosestellung werden in der Regel Labordiagnostik (Blutwerte) und eine Sonografie angewendet. Die Ultraschalluntersuchung ermöglicht es dem Behandelnden, das Ausmaß der Erkrankung besser einzuschätzen. Meist folgt darauf sofort der operative Eingriff, die Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke (Ovariohysterektomie). Es ist die effektivste Methode, um die Infektion zu beseitigen und das Leben der Hündin zu retten. Nach einer erfolgreichen chirurgischen Therapie ist die Prognose gut. In der Regel erholen sich die Tiere schon nach wenigen Tagen. Studien zufolge entwickeln 25 Prozent der nicht-chirurgisch behandelten Hündinnen erneut eine Pyometra.
Bei einer offenen Pyometra kann eine lokale Antibiotikatherapie mittels Antibiotikastiften, die direkt in die Gebärmutter eingelegt werden, versucht werden. Die Prognose für einen Therapieerfolg ist jedoch vorsichtig. Schlägt die Therapie nicht unmittelbar an, ist die Entfernung der Gebärmutter und Eierstöcke unausweichlich, um das Leben der Hündin zu retten. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass selbst wenn eine Genesung erfolgt, die Hündin erneut eine Pyometra erleidet. Nach der Operation braucht deine Hündin liebevolle Pflege und Ruhe, um sich zu erholen. Dazu gehören Schmerzmittel, Antibiotika und eine regelmäßige tierärztliche Kontrolle.
Gebärmutterentzündung beim Hund: Überlebenschance
Eine Einschläferung ist im Fall einer Pyometra nur selten notwendig. Schreitet die Erkrankung jedoch unbehandelt fort und Sepsis oder Bauchfellentzündung kommen hinzu, verschlechtert sich die Überlebenschance deines Hundes signifikant.
Wie viel kostet eine Gebärmutterentfernung beim Hund?
Laut Gebührenordnung der Tierärzte (GOT) liegen die Kosten für eine Ovariohysterektomie bei einer Hündin bei etwa 500 Euro. Weitere Kosten für die Diagnose sowie für die Infusion zur Stabilisierung der Hündin und die Verabreichung von Medikamenten kommen zu dieser Summe hinzu. Die Kosten einer medikamentösen Behandlung richten sich nach der Schwere und dem Fortschritt der Erkrankung sowie der jeweiligen Therapie und können stark variieren. Eine Not-OP mit stationärer Versorgung kann die Kosten erheblich erhöhen.
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Wie schnell entwickelt sich eine Gebärmutterentzündung beim Hund?
Die Dauer der Gebärmutterentzündung hängt davon ab, wie schnell sie erkannt und behandelt wird. Ohne Behandlung kann die Krankheit schnell voranschreiten und innerhalb weniger Tage lebensbedrohlich werden. Nach einer erfolgreichen Operation erholt sich der Hund in der Regel innerhalb von wenigen Wochen vollständig. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend für den Heilungsprozess und die Überlebenschance deines Hundes.
Was tun bei Verdacht auf eine Gebärmutterentzündung beim Hund?
Wenn du den Verdacht hast, dass deine Hündin einer Gebärmutterentzündung hat, ist schnelles Handeln gefragt:
- Suche, sobald du die ersten Symptome bemerkst, eure Tierarztpraxis auf und stelle deine Hündin vor. Eine schnelle Diagnose ist entscheidend.
- Um die Diagnose zu bestätigen, wird deine Tierärztin oder dein Tierarzt wahrscheinlich Blut- und eine Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums durchführen. So kann auch der Schweregrad der Gebärmutterentzündung festgestellt werden.
- In den meisten Fällen wird eine sofortige Operation empfohlen, um die Gebärmutter und die Eierstöcke zu entfernen und die Infektion zu stoppen.
- Nach der Operation ist es wichtig, die Wunde sauber zu halten und die tierärztlichen Anweisungen genau zu befolgen, um Komplikationen zu vermeiden.
Kann man einer Gebärmutterentzündung beim Hund vorbeugen?
Ist deine Hündin nicht kastriert, solltest du sie während ihrer Läufigkeit nicht baden beziehungsweise baden lassen. Der Verzicht auf den Badespaß senkt das Risiko, dass Bakterien in die Gebärmutter eindringen und eine Infektion auslösen. Außerdem kann die Kastration als präventive Maßnahme gegen eine Pyometra angesehen werden. Bereits die Entfernung der Eierstöcke, die das Progesteron ausschütten, kann als Prophylaxe ausreichen. Zusätzlich ist es wichtig, dass du auf Veränderungen im Zyklus deiner Hündin achtest und Symptome wie Fieber, vermehrtes Trinken und vermehrtes Urinieren ernst nimmst. Auch regelmäßige tierärztliche Vorsorgeuntersuchungen tragen dazu bei, das Risiko einer Gebärmutterentzündung zu reduzieren. Schlau ist es, routinemäßige Gesundheitschecks direkt nach der Läufigkeit deiner Hündin einzuplanen. Du hast noch Fragen zur Pyometra oder zur Kastration? Dann nutze gern die Online-Sprechstunde von Dr. Fressnapf! Wir sind täglich von 7 bis 24 Uhr für dich da – auch an Sonn- und Feiertagen: www.dr.fressnapf.de
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