Hundephysiotherapie: So sinnvoll ist die Behandlung für Vierbeiner
13.11.2024 - Lesedauer: 7 Minuten
Hundephysiotherapie ist eine mögliche Behandlung für deinen Vierbeiner, wenn er beispielsweise an chronischen Muskelerkrankungen oder neurologischen Beschwerden leidet. Die Therapie ist ebenfalls nach einer längeren Schonung oder Bewegungsunfähigkeit, etwa in Folge einer Operation, empfehlenswert. Sie zielt auf eine erhöhte oder wiedergewonnene Beweglichkeit und den Muskelaufbau des Hundes sowie die Vermeidung oder Linderung von Schmerzen ab. In deiner Tierarztpraxis wird man dir im Bedarfsfall eine Hundephysiotherapie empfehlen. Hast du eine Hundekrankenversicherung, können die Kosten für die Hundephysiotherapie mitunter sogar übernommen werden.
- Was ist die Hundephysiotherapie?
- Warum ist Hundephysiotherapie für meinen Hund sinnvoll?
- Symptome, die für die Notwendigkeit einer Hundephysiotherapie sprechen könnten
- Was bringt Hundephysiotherapie dem Hund?
- Arten der Hundephysiotherapie
- Hundephysiotherapie: Übungen im Überblick
- Wie finde ich eine geeignete Hundephysiotherapie?
- Was kostet eine Stunde Hundephysiotherapie?
- Mobile Hundephysiotherapie als Alternative zur stationären Praxis
- Fazit: Mit Hundephysiotherapie zu mehr Kraft und Beweglichkeit
Das Wichtigste in Kürze:
- Hundephysiotherapie ist die tierische Variante der beim Menschen bekannten Behandlungsmethode für dein vierbeiniges Familienmitglied.
- Sie umfasst verschiedene Anwendungen wie motorische Übungen, die manuelle Therapie, Hydrotherapie oder Wärme- und Kälteanwendungen.
- Bei angeborenen Gelenkerkrankungen, Erkrankungen von Muskeln und Gelenken oder Muskelschwäche und Haltungsschäden des Hundes kann die Hundephysiotherapie eine sinnvolle Behandlung darstellen.
- Ebenso eignet sie sich für die Nachsorge und den Muskelaufbau nach Operationen.
- Die unterschiedlichen Übungen der Hundephysiotherapie sorgen für den gewünschten Effekt, wie Schmerzlinderung oder eine Stärkung der Gelenke.
- Die Preise für Hundephysiotherapie variieren pro Einheit und Anwendung. Mitunter können die Kosten von einer Hundekrankenversicherung übernommen werden.
Was ist die Hundephysiotherapie?
Hundephysiotherapie ist ein Oberbegriff verschiedener Anwendungen rund um Ziele wie den Muskelaufbau, die Gelenkmobilisation und die Auflösung von Verspannungen. Während Physiotherapie und Krankengymnastik im Sprachgebrauch oft gleichgesetzt werden, ist die Krankengymnastik tatsächlich nur ein Teilbereich der Physiotherapie. Hinzu kommen neben Massagen und manueller Therapie Anwendungsformen wie Wärme- und Kälteanwendungen, die Elektro-, die Laser- oder die Hydrotherapie.
Die allgemeine Unterteilung besteht in aktiven und passiven Elementen der Hundephysiotherapie. Bei den Übungen, den aktiven Anwendungen, müssen behandelte Hunde etwa Wassergymnastik machen, einen Ball fangen oder im Slalom um Stangen laufen. Die passiven Aspekte umfassen Aktivitäten, die der Hundephysiotherapeut ohne Mithilfe des Hundes durchführt, also zum Beispiel Massagen oder eine Kälte- oder Laseranwendung. Diese können auf einem Tisch oder auf dem Boden realisiert werden.
Anwender der Hundephysiotherapie müssen die Anatomie des Hundes lernen und individuell beurteilen können, welche Behandlungsmethode bei welchen Beschwerden infrage kommt. Die Ausbildung zum Hundephysiotherapeuten umfasst daher auch gewisse veterinärmedizinische Grundkenntnisse.
Warum ist Hundephysiotherapie für meinen Hund sinnvoll?
Vielleicht hast du bis dato noch nie etwas von Hundephysiotherapie und den zugehörigen Übungen gehört. Das macht nichts – vermutlich hast du einen jungen, gesunden Hund und noch keine Berührungspunkte zum Thema.
Anders sieht es aus, wenn dein Hund auf eine längere Phase von Bewegungsunfähigkeit oder eingeschränkter Bewegung zurückblickt. Typischerweise tritt dies nach einem Unfall oder einer Operation auf. Der Hund muss sich dann verständlicherweise schonen, doch kann das langfristig in einem Rückgang der Muskelmasse oder instabilen Knochen resultieren, die dann schlechter belastbar sind. Genau hier setzt die Hundephysiotherapie an.
Ein anderes Ausgangsszenario ist eine chronische Erkrankung oder eine degenerative Krankheit wie die Arthrose, die bei dem Hund zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt. Angeborene Fehlstellungen des Knochengerüstes oder im Laufe des Lebens entwickelte Haltungsschäden sowie neurologische Krankheiten können ebenfalls für den Einsatz von Hundephysiotherapie sprechen.
Info: Ist Hundephysiotherapie auch bei gesunden Hunden sinnvoll?
Gesunde Hunde profitieren von Hundephysiotherapie, wenn sie in ein gewisses Alter kommen und der Muskelaufbau gestärkt werden sollte. Außerdem sind Hunde, die viel (Leistungs-)Sport treiben, mit Hundephysiotherapie und ihren Übungen gut beraten. Du lernst als Halter, wie sich der Hund vor dem Training aufwärmen kann, um Verletzungen zu vermeiden. Eine Prophylaxe dank Hundephysiotherapie ist demzufolge möglich.
Symptome, die für die Notwendigkeit einer Hundephysiotherapie sprechen könnten
Woran erkennst du jedoch Knochen- und Gelenkerkrankungen deines Hundes oder ähnliche Beschwerden? Übliche Symptome sind:
- ein fehlender Bewegungsdrang
- ein stark gekrümmter Rücken bei Bewegung
- sichtliche Probleme bei der Bewältigung kleiner Hindernisse wie Treppenstufen oder dem Sprung über Stöcke
- vermehrtes Strecken und Dehnen
- unrundes Bewegungsbild wie Lahmheit oder Schleifen
Hat dein Hund Schmerzen, jault er eventuell bei bestimmten Berührungen oder Bewegungen auf. Auch kann häufiges Winseln beim Spaziergang oder ausgelassenen Spielen auf Erkrankungen hindeuten, die von Hundephysiotherapie profitieren könnten.
Was bringt Hundephysiotherapie dem Hund?
In erster Linie sorgt die Hundephysiotherapie für den Muskelaufbau beim Hund. Dazu stehen den ausgebildeten Therapeutinnen und Therapeuten verschiedene Methoden zur Verfügung. Über ein Unterwasserlaufband können Hunde, die starke Schmerzen bei Bewegung haben, etwa langsam wieder an die üblichen Abläufe gewöhnt werden. Zudem sollen Folgeerkrankungen durch Krankheiten wie Arthrose vermieden und dem Muskelabbau entgegengewirkt werden.
Das Hauptziel ist immer eine bessere Lebensqualität für den Hund, der in Folge der Therapie im Idealfall keine Schmerzen oder Einschränkungen mehr hat.
Arten der Hundephysiotherapie
Hydrotherapie | Der Hund läuft auf einem Unterwasserlaufband oder es erfolgt Hundephysiotherapie beim Schwimmen. Die Gelenke werden auf diese Weise geschont und der Hund kann sich im Wasser schmerzfrei fortbewegen und nach und nach, ohne zusätzliche Belastung der Gelenke, seine Muskeln kräftigen. Auch Wassergymnastik für Hunde gehört zur Hydrotherapie. |
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Wärmetherapie | Die Wärmetherapie, insbesondere mit feuchter Wärme, sorgt für eine gesteigerte Durchblutung und die Linderung von Schmerzen dank der Entspannung durch die wohltuende Wärme. |
Kältetherapie | Bei neurologischen Erkrankungen wird in der Hundephysiotherapie gern auf Kälteanwendungen gesetzt. Diese können die Nerven angenehm stimulieren. Außerdem helfen sie mitunter bei Entzündungen. |
Manuelle Therapie | Die manuelle Therapie umfasst bestimmte Griff- und Mobilisationstechniken, um Verspannungen des Hundes zu lösen und tiefsitzende Anspannungen zu lockern. Die Beweglichkeit des Tieres soll verbessert werden. |
Massagen | Klassische, entspannende Massagen steigern das Wohlbefinden des Hundes und lindern Schmerzen. Spezielle Techniken wie die Lymphdrainage helfen bei der Ausleitung von Giftstoffen aus dem Körper. |
Lasertherapie | Die Lasertherapie wird unter anderem bei der Wundheilung eingesetzt und soll gleichzeitig die körpereigenen Selbstheilungskräfte anregen. |
Elektrotherapie | Die Elektrotherapie kann beim Muskelaufbau unterstützend wirken. Durch leichte elektrische Impulse lassen zudem bestimmte Arten von Schmerzen nach. Die Durchblutung wird gesteigert. |
Hundephysiotherapie: Übungen im Überblick
In der Hundephysiotherapie gibt es Übungen, die dein Vierbeiner aktiv durchführen muss. In der Hydrotherapie muss er beispielsweise auf ein Unterwasserlaufband. Hunde mit geschwächten Gelenken und Knochen können so nach und nach wieder wichtige Muskelmasse aufbauen, ohne das eigene Körpergewicht dabei vollumfänglich zu tragen. Auch kann die Wassergymnastik Hunden helfen, schneller Muskeln zu entwickeln, weil sie sich gegen den natürlichen Widerstand des Wassers stemmen müssen. Soll dein Hund bei der Hundephysiotherapie schwimmen oder sich auf einem Laufband bewegen, macht er dies in der Regel in angenehm warmem Wasser bei bis zu 30 Grad Celsius.
Natürlich existieren aber in der Hundephysiotherapie auch Übungen „an Land“, welche die Durchblutung, den Muskelaufbau, die Beweglichkeit oder das Allgemeinwohl des Tieres verbessern. Dazu zählt Slalomlaufen durch Stäbe, um die Koordinationsfähigkeit zu trainieren oder mit speziellen Gymnastikbällen oder Balanceboards die Kräfte zu steigern. Auch Dehnungsübungen, das Klettern über Stangen oder die Verwendung eines Trampolins sind je nach Ausgangslage gängig.
Oft wird empfohlen, dass du die gezeigten Übungen zu Hause fortführst, um die Genesung deines Lieblings zu unterstützen. Dafür musst du mehr über die Anatomie des Hundes lernen und wissen, wie die jeweiligen Übungen richtig umgesetzt werden. Lass sie dir daher in aller Ruhe vom erfahrenen Fachpersonal zeigen, um nichts falsch zu machen und deinem Vierbeiner die Hilfestellung zu geben, die er benötigt.
Wie finde ich eine geeignete Hundephysiotherapie?
In der Regel gelangst du über deine Tierarztpraxis zur Hundephysiotherapie. Manche Praxen und Kliniken mit ganzheitlichem Ansatz bieten auch Hundephysiotherapie an. Du solltest auf jeden Fall tierärztlichen Rat einholen, ob eine Behandlung für deinen Hund sinnvoll und nötig ist.
Ein ausführliches Erstgespräch mit der Praxis für Hundephysiotherapie ist wichtig, um den Bedarf des Hundes zu besprechen, die Anzahl der Sitzungen und die Kosten zu kalkulieren und zu prüfen, ob eine gute Harmonie zwischen Hund und der behandelnden Person besteht. Es wird der Gesundheitszustand deines Vierbeiners anhand der tierärztlichen Informationen bewertet und ein Therapieplan erstellt, der in der Regel maximal acht Wochen umfasst. Je Termin, normalerweise einmal pro Woche, sind 15 Minuten bis eine Stunde Behandlungsdauer einzuplanen.
Tipp: Der Hund sollte circa zwei Stunden vor der Hundephysiotherapie nichts mehr fressen, falls es zu aktiven Übungen kommt.
Was kostet eine Stunde Hundephysiotherapie?
Für die Hundephysiotherapie können Kosten von mehreren hundert Euro pro Sitzung anfallen. Dahinter verbirgt sich jedoch kein konkreter Stundensatz, da die Therapielänge variieren kann. Der genaue Preis hängt davon ab,
- welches Krankheitsbild besteht und
- welche Therapieform angewendet wird (meist sind gezielte, individuelle Übungen am teuersten).
Tipp: Hundekrankenversicherung übernimmt oft die Kosten für die Hundephysiotherapie
Hast du schon eine Hundekrankenversicherung? Dann überprüfe, ob sie die Kosten für eine Hundephysiotherapie übernimmt. Überlegst du gerade, eine solche Versicherung abzuschließen, solltest du gezielt nach entsprechenden Angeboten suchen, wenn du dich für die Hundephysiotherapie interessierst oder ein konkreter Bedarf besteht.
Mobile Hundephysiotherapie als Alternative zur stationären Praxis
Ist dein Hund von der Therapie sehr gestresst oder generell unruhig bei Autofahrten und Außenterminen, bietet sich die mobile Hundephysiotherapie bei dir zu Hause an. Wer eine Hundephysiotherapie-Ausbildung gemacht hat, entscheidet sich häufig für die Selbstständigkeit und den mobilen Einsatz. Denn das erspart sowohl dem Hundephysiotherapeuten als auch dem Halter und dem Hund selbst viel Aufregung und Stress. Es gibt die mobile Hundephysiotherapie in allen größeren Städten, aber auch vermehrt im ländlichen Bereich. Frage gern deine Tierarztpraxis nach einer Empfehlung!
Die Vorteile der mobilen Hundephysiotherapie liegen auf der Hand: Das gewohnte Umfeld wird nicht verlassen und der Hund ist von vornherein entspannter. Außerdem musst du dich nicht um die Fahrt zur Praxis kümmern und es kommt in der Regel nicht zu langen Wartezeiten – schon gar nicht in einer fremden Umgebung. Auch, wenn du mehrere Hunde behandeln lassen willst, ist diese Variante für alle Beteiligten bequemer.
Fazit: Mit Hundephysiotherapie zu mehr Kraft und Beweglichkeit
Die Hundephysiotherapie kann für deinen Vierbeiner eine echte Erleichterung sein. Sie hilft ihm im wahrsten Sinne wieder auf die Beine, wenn er sich nach einer Operation oder einem Unfall lange nicht oder nur eingeschränkt bewegen konnte. Weiterhin unterstützt sie in der Schmerzbehandlung bei bestimmten chronischen Leiden. Zudem kannst du dir überlegen, ob du deinen älteren Hund mit der Hundephysiotherapie unterstützen und ihn mit dem wichtigen Muskelaufbau für das Alter wappnen kannst.