Scheinschwangerschaft beim Hund: Wenn die Hormone verrückt spielen
02.02.2025 - Lesedauer: 8 Minuten

Eine Scheinschwangerschaft kann deine Hündin sehr belasten - kleinere Rassen sind stärker betroffen.
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Deine Hündin ist anhänglicher als sonst, wirkt müde, hat keinen Appetit und zeigt ein ausgeprägtes Nestbauverhalten? Dann kann eine Scheinschwangerschaft Ursache ihres ungewöhnlichen Benehmens sein. Warum Hündinnen scheinträchtig werden und in welchen Fällen du den Nestbau-Aktivitäten ein Ende bereiten solltest, liest du in diesem Beitrag. Außerdem erfährst du, ob und wann du zur tierärztlichen Beratung musst und wie man den Symptomen vorbeugen kann.
- Scheinschwangerschaft bei Hunden: Was ist das?
- Scheinschwangerschaft beim Hund – ein genetisches Relikt der Ahnen
- Wann tritt eine Scheinträchtigkeit beim Hund auf?
- Symptome: Wie verhält sich ein Hund, wenn er scheinschwanger ist?
- Wann muss man bei Scheinträchtigkeit zum Tierarzt?
- Wie lange dauert eine Scheinträchtigkeit bei Hündinnen?
- Was kann man gegen eine Scheinschwangerschaft tun?
- Behandlung der Scheinschwangerschaft von Hunden in schweren Fällen
- Hausmittel: Was hilft gegen Scheinschwangerschaft beim Hund?
- Lässt sich einer Scheinschwangerschaft beim Hund vorbeugen?
- Fazit: Bei Scheinträchtigkeit des Hundes entspannt bleiben
Das Wichtigste in Kürze:
- Ein scheinträchtiges Tier verhält sich so, als würde es gerade Welpen erwarten oder als hätte es vor kurzem Nachwuchs bekommen – tatsächlich liegt und lag jedoch keine Schwangerschaft vor.
- Vorwiegend sind kleine Rassen von der Scheinträchtigkeit betroffen.
- Wie lange die Symptome beim Hund anhalten, ist ganz unterschiedlich und die Zeiten schwanken zwischen etwa zwei bis drei Wochen.
- Treten beim Hund zusätzlich Appetitlosigkeit, Müdigkeit oder sogar Aggressivität auf, kannst du diese Anzeichen mit den richtigen Verhaltensweisen und Hausmitteln bei Scheinträchtigkeit abmildern.
Scheinschwangerschaft bei Hunden: Was ist das?
Als Scheinträchtigkeit bezeichnet man bei Hunden einen Zustand, in dem eine unkastrierte Hündin sich so verhält, als sei sie trächtig. Es handelt sich dabei aber nicht um Einbildung, sondern um die Auswirkung realer Prozesse im Hundekörper: Nach der Läufigkeit produziert die Hündin das Hormon Progesteron, das den Körper auf eine Schwangerschaft vorbereitet – auch wenn sie nicht gedeckt wurde. Die Tragezeit einer Hündin beträgt in der Regel zwischen 62 und 65 Tagen. Danach sinkt der Progesteronspiegel wieder und der Körper produziert verstärkt Prolaktin, das für die Milchproduktion in den Brustdrüsen verantwortlich ist. Prinzipiell kann jede unkastrierte Hündin scheinträchtig werden. Ob dies aber wirklich eintritt, hängt unter anderem davon ab, wie steil der Progesteronspiegel abfällt. Auch wie stark die entsprechenden Verhaltensänderungen ausfallen, ist individuell sehr unterschiedlich.
Tatsächlich könnte auch von einer „Scheinmutterschaft“ gesprochen werden, da wie bei frisch gebackenen Hundemüttern auch in der Scheinträchtigkeit häufig das Gesäuge geschwollen ist oder Milch in die Zitzen einschießt. Ebenso gibt es Symptome wie die „Bemutterung“ von Stofftieren im Hundekörbchen und die Verteidigung des gebauten Nestes.
Scheinschwangerschaft beim Hund – ein genetisches Relikt der Ahnen
Viele Verhaltensmuster beim Hund sind genetisch bedingt und stammen aus grauer Vorzeit – so auch die Scheinträchtigkeit. Denn im Rudel von Wölfen bekommt nur die Leitwölfin Junge, wobei der Zyklus der Wölfinnen innerhalb eines Rudels meist synchron verläuft. Das führt dazu, dass es nach der Geburt auch bei ihnen zur Milchproduktion kommt und sie die Leitwölfin bei der Versorgung der Welpen unterstützen oder diese sogar vollständig übernehmen können, falls es zum Tod beim Muttertier kommt. So ist die Aufzucht der Jungen gesichert.
Wann tritt eine Scheinträchtigkeit beim Hund auf?
Die Scheinschwangerschaft tritt nach knapp vier bis neun Wochen nach der Läufigkeit auf. Du kannst dir also zur Sicherheit notieren, wann die Blutung begonnen hat, um eine mögliche Scheinträchtigkeit beim Hund mit Milcheinschuss und anderen Symptomen vorauszusehen.
Der Prozess könnte durch eine Kastration verhindert werden. Bei jeder Hündin sollte allerdings individuell entschieden werden, ob eine Kastration, in Absprache mit einem Tierarzt, aufgrund immer wiederkehrender Scheinträchtigkeiten in Erwägung gezogen werden sollte. Dabei ist ebenso ausschlagend, wie stark die Symptome der Hündin ausgeprägt sind und wie sehr es sie beeinträchtigt.

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Symptome: Wie verhält sich ein Hund, wenn er scheinschwanger ist?
Du erkennst eine Scheinschwangerschaft an verschiedenen Symptomen und sie äußert sich bei Hündinnen recht unterschiedlich. So treten nicht immer Symptome auf und die einzelnen Anzeichen können je nach Tier und auch je nach Zyklus variieren. Es ist möglich, dass du die Scheinträchtigkeit beim Hund durch ein bestimmtes Verhalten erkennst, dein Tier etwa besonders anhänglich wird oder im Gegenteil plötzlich gar keine Nähe mehr möchte. Es sucht sich eventuell ein Stofftier aus, das es als Welpen-Ersatz bemuttern kann, und fiept häufiger. Die Scheinträchtigkeit kann einen Hund auch aggressiv machen, obwohl er sonst einen lieben und freundlichen Charakter hat. Die Aggression richtet sich mal gegen Artgenossen, mal aber auch gegen die eigene Familie.
Weiterhin typisch ist bei der Scheinträchtigkeit des Hundes Appetitlosigkeit. Vielleicht verbringt deine Hündin auch sehr viel Zeit im Körbchen und möchte ihr „Junges“ nicht einmal zur Nahrungsaufnahme allein lassen. Dann muss sie zum Fressen motiviert werden.
Ebenso sind körperliche Symptome beim Hund möglich. Diese ähneln logischerweise den Anzeichen einer Schwangerschaft oder nach der Geburt von Welpen. Bei der Scheinträchtigkeit beim Hund kann etwa das Gesäuge geschwollen sein oder Milch in die Zitzen schießen.
Wann steigt das Risiko für eine Scheinträchtigkeit beim Hund?
Betroffen sind insbesondere kleine Hunderassen. Doch kann jede Hündin irgendwann einmal scheinträchtig werden. Sobald einmal eine Scheinschwangerschaft bestanden hat, ist auch das Risiko für eine weitere erhöht. Die Symptome beim Hund müssen sich trotzdem nicht gleichen oder ähneln. Jeder Prozess kann anders ablaufen.
Wann muss man bei Scheinträchtigkeit zum Tierarzt?
Du solltest bei der (vermeintlichen) Scheinträchtigkeit deines Hundes eine Tierarztpraxis aufsuchen, wenn Symptome bemerkt werden, die nicht eindeutig für die Scheinschwangerschaft sprechen. In diesem Fall kann dir eine tierärztliche Behandlung bestätigen oder widerlegen, ob sie tatsächlich besteht oder dein Hund doch krank oder sogar wirklich schwanger ist.
Oft ist man verunsichert über das veränderte und vielleicht auch unangenehme Verhalten des Hundes bei Scheinschwangerschaft. Doch handelt es sich keineswegs um eine Erkrankung, die zwingend einer Behandlung bedarf. Im Gegenteil: Der hormonelle Prozess kann, gerade bei fehlenden oder nur gering ausgeprägten Symptomen, ganz ohne Eingriff durch den Menschen ablaufen und keine Folgen haben.
Wie lange dauert eine Scheinschwangerschaft bei Hündinnen?
Die Scheinträchtigkeit beim Hund dauert in etwa zwei bis drei Wochen. Manchmal zieht sich das Ganze auch noch länger. In den meisten Fällen klingen die Symptome von allein ab. Oftmals sind sie auch so schwach, dass du sie kaum bemerkst.
Geht die Dauer der Scheinträchtigkeit beim Hund deutlich über diesen groben Zeitraum hinaus oder leidet die Hündin unter ihrer Scheinträchtigkeit, solltest du tierärztlichen Rat in Anspruch nehmen oder Dr. Fressnapf kontaktieren.

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Was kann man gegen eine Scheinschwangerschaft tun?
Zuallererst solltest du sichergehen, dass es sich tatsächlich um eine Scheinschwangerschaft handelt und deine Hündin nicht trächtig ist. Bei einem Besuch in der Tierarztpraxis lässt sich dies schnell durch ein Gespräch über Symptome und Verhaltensweisen sowie eine körperliche Untersuchung des Hundes mit Ultraschall feststellen.
Behalte bei der Bestätigung des Zustandes im Hinterkopf, dass dein Haustier nicht krank ist und die Scheinträchtigkeit beim Hund das Verhalten manchmal einfach ändern kann, ohne dass du aktiv etwas tun müsstest. Spätestens bei Normalisierung des Hormonspiegels sollte der Spuk vorbei sein – andernfalls ist es ratsam, die Praxis erneut zu kontaktieren. Sind die Symptome eher harmlos, kannst du deiner Hündin mit ein paar Ablenkungsmanövern über diese besondere Phase hinweghelfen:
- Gehe mit deinem Vierbeiner viel an die frische Luft. Lange Spaziergänge wirken oft Wunder.
- Lenke die Hündin mit ausgedehnten Spielzeiten ab.
- Räume Kuscheltiere oder andere „Ersatzwelpen“ aus dem Körbchen, wenn deine Hündin es nicht merkt.
- Leckt sich deine Hündin am Gesäuge, solltest du versuchen, das Verhalten so oft es geht zu unterbinden – zumal auf diese Weise die Milchproduktion angeregt wird. Abhilfe kann zum Beispiel eine Halskrause schaffen.
- Ist die Scheinschwangerschaft für das Tier sehr belastend und sogar schmerzhaft, solltest du dir tierärztlichen Rat suchen.
Behandlung der Scheinschwangerschaft von Hunden in schweren Fällen
Als Therapie für Hunde, die stark unter den Symptomen der Scheinträchtigkeit leiden, kommt eine medikamentöse Behandlung mit einem Prolaktinhemmer infrage. Über mehrere Tage wird ein Mittel gegeben, welches verhindert, dass das Schwangerschaftshormon ausgeschüttet wird. Spätestens nach einer Woche sollten die Symptome der Scheinträchtigkeit beim Hund gelindert werden, wenn du dich für das Medikament entschieden und dies zuverlässig verabreicht hast. Sprich darüber ausführlich mit deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt.
In schweren Fällen von Scheinträchtigkeit ist eine Kastration in Erwägung zu ziehen. Diese darf aber nicht durchgeführt werden, wenn gerade die Symptome bestehen. Ist dein Vierbeiner einmal scheinträchtig gewesen, kannst du davon ausgehen, dass deine Hündin auch nach der nächsten Läufigkeit wieder Symptome zeigt.
Hausmittel: Was hilft gegen Scheinschwangerschaft beim Hund?
Du kannst deinem vierbeinigen Liebling die Zeit erleichtern und ihm Linderung mit natürlichen Hausmitteln verschaffen. Bei einer Scheinschwangerschaft kann es zum Beispiel helfen, die Gesäugeleiste mit Quark einzureiben, da dies eine kühlende Wirkung haben kann. Wichtig zu beachten ist jedoch, dass dies nicht alle Hündinnen als angenehm empfinden. Je nach Schweregrad der Symptome solltest du stets tierärztlichen Rat einholen.
Was tun, wenn der Hund bei Scheinträchtigkeit aggressiv ist?
Ist deine Hündin während der Scheinschwangerschaft aggressiv oder weist andere schwierige Verhaltensweisen auf, kannst du sie mit viel Bewegung in Form von Spaziergängen ablenken.
Die Aggression beruht häufig auf verteidigendem Verhalten des Ersatzwelpen. Findet deine Hündin erst gar kein Spielzeug zum Bemuttern, vermeidest du dies von vornherein. Nimm also Gegenstände, die sich als Ersatzjunges eignen, immer aus der Reichweite der Hündin. Ein Kuscheltier, das fiepende Geräusche macht, ist ebenfalls ungeeignet in der Zeit der Scheinträchtigkeit, da es die Hündin vermehrt an echte Welpen erinnert.
Lässt sich einer Scheinschwangerschaft beim Hund vorbeugen?
Vorbeugen lässt sich eine Scheinschwangerschaft lediglich mit einer Kastration – allerdings nicht während der Scheinschwangerschaft. Diese Maßnahme solltest du allerdings in Ruhe mit der Tierarztpraxis deines Vertrauens besprechen und dich beraten lassen. Dabei ist ausschlaggebend, wie stark die Symptome der Hündin ausgeprägt sind und wie sehr diese sie beeinträchtigen.
Auch das Gerücht, dass eine Hündin, die schon einmal geworfen hat, nicht mehr scheinschwanger werden kann, ist ein Mythos. Sorge zudem für eine ausgewogene Ernährung und gutes Hundefutter. Entgegen den Empfehlungen ist zum Beispiel eine Futterreduzierung alles andere als hilfreich. Da deine Hündin vermutlich ohnehin an Appetitlosigkeit leidet, verbessert sich ihr Zustand durch ein geringeres Futterangebot nicht.
Fazit: Bei Scheinträchtigkeit des Hundes entspannt bleiben
Die Frage „Scheinträchtigkeit beim Hund – was tun?“ beantwortet sich zum Glück recht leicht mit: „meistens fast nichts“. Denn du weißt nun, dass es sich um einen hormonellen Vorgang handelt, der nicht unbedingt einer Behandlung bedarf.
Sollte die Scheinschwangerschaft beim Hund auffällig lange dauern und mit starken Symptomen einhergehen, die das Tier belasten, dann hole tierärztlichen Rat ein. Eventuell können Hausmittel wie beispielsweise Quark Abhilfe schaffen und zur Linderung mancher Entzündungszeichen der Gesäugeleiste beitragen.