Herbstzeit ist Zwingerhustenzeit: Wie du Zwingerhusten beim Hund erkennst, behandelst und vorbeugst
06.06.2024 - Lesedauer: 7 Minuten
Gerade wenn dein Vierbeiner viel Sozialkontakt mit Artgenossen hat – zum Beispiel in der Huta oder beim Hundesport – kann es sein, dass er sich mit einer häufig vorkommenden Infektionskrankheit der Atemwege angesteckt hat, dem Zwingerhusten. Was der Zwingerhusten ist, wie du ihn erkennst, wie er therapiert wird und welche Präventivmaßnahmen du treffen kannst, haben wir für dich in diesem Ratgeber zusammengestellt.
- Was ist Zwingerhusten beim Hund?
- Ist Zwingerhusten für Hunde gefährlich?
- Wie merke ich, dass mein Hund Zwingerhusten hat?
- Was ist zu tun, wenn mein Hund Zwingerhusten hat?
- Was machen Tierärzte bei Zwingerhusten beim Hund?
- Gibt es Hausmittel gegen Zwingerhusten beim Hund?
- Wie kann ich meinen Hund bei Zwingerhusten unterstützen?
- Gibt es eine Impfung gegen Zwingerhusten beim Hund?
- Wie lange dauert der Zwingerhusten beim Hund?
Was ist Zwingerhusten beim Hund?
Der Zwingerhusten (Infektiöse Tracheobronchitis) ist eine Infektion der oberen Atemwege bei Hunden. Er kann durch verschiedene Viren und/oder Bakterien ausgelöst werden. Die Krankheitserreger befallen die oberste Schleimhautschicht der Atemwege und schädigen die Zellen. Sie vermehren sich lokal und breiten sich in die Lymphknoten aus. Der Zwingerhusten wird auch Hundegrippe genannt, weil er so hochansteckend ist, durch mehrere Erreger ausgelöst werden kann und durch kontaminierte Gegenstände, über die Luft oder durch Tröpfcheninfektion von Hund zu Hund übertragen wird. Aber auch von Katze zu Hund und andersherum kann der Zwingerhusten übertragen werden.
Diese Krankheitserreger lösen den Zwingerhusten aus
- Canines Parainfluenzavirus
- Bakterium Bordetella bronchiseptica
- Canines Adenovirus Typ 2
- Canines Influenzavirus
- Canines Respiratory Coronavirus
- Canines Herpesvirus 1
- Canines Morbillivirus
- selten: Mykoplasmen, Klebsiellen, Pseudomonaden
Die Schwere des Krankheitsverlaufs hängt vom Krankheitsauslöser ab: Meistens wird der Zwingerhusten nicht durch einen einzelnen Erreger, sondern durch eine Kombination von Erregern ausgelöst. Sind dabei nur Viren beteiligt, ist der Verlauf meist eher mild und der Zwingerhusten klingt nach etwa zwei Wochen ab. Schlechter sieht es aus, wenn auch Bakterien im Spiel sind: Sie legen sich als Sekundärinfektion auf die angegriffenen Zellen der Atemwege und können so schwere eitrige Entzündungen verursachen. Typischerweise entsteht so eine Bindehautentzündung, Mandelentzündungen oder im schlechtesten Fall eine Lungenentzündung.
Besonders anfällig sind Welpen, deren Immunsystem noch nicht voll entwickelt ist oder ausgewachsene Hunde, deren Immunsystem durch Erkrankungen, Parasitenbefall, Alter oder Stress geschwächt ist. Die Bezeichnung Zwingerhusten weist darauf hin, dass die Erkrankung meist dort auftritt, wo viele Hunde auf engen Raum leben oder zusammenkommen, wie in Tierheimen, Tierpensionen oder Massenveranstaltungen mit Hunden wie Hundeschauen oder -messen. Auch in der Hundeschule kann dein Hund sich mit Zwingerhusten anstecken.
Ist Zwingerhusten für Hunde gefährlich?
Für einen gesunden ausgewachsenen Hund mit einem funktionierenden Immunsystem ist ein Zwingerhusten keine gefährliche Erkrankung. Trotzdem sollte der Zwingerhusten nicht unbehandelt bleiben. Sonst könnte es zu einer Sekundärinfektion durch Bakterien kommen, die eitrige Entzündungen nach sich ziehen können wie beispielsweise eine Lungenentzündung. Schwere Verläufe können sich über mehrere Monate hinziehen und enden im schlimmsten Fall tödlich. Das ist aber in der Regel nur bei geschwächten Tieren der Fall und wenn der Zwingerhusten unbehandelt bleibt. Eine Meldepflicht besteht für Zwingerhusten nicht.
Wie merke ich, dass mein Hund Zwingerhusten hat?
Je nachdem welcher oder welche Erreger für die Entstehung des Zwingerhustens verantwortlich sind, treten die ersten Symptome nach zwei bis zehn Tagen Inkubationszeit auf. Das Leitsymptom ist ein trockener, harter, bellender Husten, der häufig anfallsartig auftritt – besonders bei Belastung oder Aufregung. Dieser Husten erinnert an Keuchhustenattacken. Viele Hunde entwickeln auch einen Würgereiz in Verbindung mit dem Husten. Durch leichten Druck auf die Luftröhre lässt sich der Husten auslösen. Dein Hund zeigt ein vermindertes Allgemeinbefinden und Appetitlosigkeit. So fängt der Zwingerhusten in aller Regel an.
Im Verlauf können Atembeschwerden, Nasenausfluss, Fieber und Entzündungen der Bindehaut, des Rachens, des Kehlkopfes, der Luftröhre, der Mandeln, der Bronchien und der Lunge auftreten.
Die Symptome des Zwingerhustens beim Hund
- Anfallsartiger, trockener, bellender Husten
- Husten mit Würgereiz und zum Teil mit Erbrechen
- Husten klingt fast als wäre ein Fremdkörper im Hals
- Husten lässt sich durch Druck auf die Luftröhre auslösen
- Niesen
- Nasenausfluss
- Augenausfluss
- Appetitlosigkeit
- Vermindertes Allgemeinbefinden
- Atembeschwerden
- Fieber (über 40 Grad Celsius beim ausgewachsenen Hund)
- Mögliche Sekundärinfektionen: Bindehautentzündung (Konjunktivitis), Schnupfen (Rhinitis), Rachenentzündung (Pharyngitis), Kehlkopfentzündung (Laryngitis), Luftröhrenentzündung (Tracheitis), Mandelentzündung (Tonsillitis), Entzündung der Bronchien (Bronchitis) und Lungenentzündung (Pneumonie)
Wichtig: Hat der anfangs trockene Husten sich verändert zu einem nun produktiven Husten mit schleimigem Auswurf ist das ein Hinweis auf eine Sekundärinfektion, die umgehend der tierärztlichen Behandlung bedarf!
Was ist zu tun, wenn mein Hund Zwingerhusten hat?
Da Zwingerhusten hochansteckend ist, ist die erste Maßnahme, deinen Liebling „aus dem Verkehr“ zu ziehen, damit er keine weiteren Hunde ansteckt. Halte die Gassirunden kurz und lasse ihn nicht mit Artgenossen in Kontakt kommen. Hältst du mehrere Hunde, musst du deinen Patienten nun isolieren und besonders auf Hygiene achten. Da der Zwingerhusten auch über kontaminierte Gegenstände, wie zum Beispiel Futter- oder Wassernäpfe, übertragbar ist, musst du alles, was mit dem infizierten Hund in Kontakt kommt, penibel reinigen. Das gilt übrigens auch für Katzen: Auch sie können sich mit Zwingerhusten anstecken und ihn an andere Hunde und/oder Katzen weitergeben.
Einen Zwingerhusten solltest du schon allein deswegen tierärztlich abklären lassen, damit du weißt, ob dein Hund für andere ansteckend ist. Vor dem Besuch in der Tierarztpraxis teilst du am besten telefonisch deinen Verdacht mit und schilderst die Symptome. So können die Mitarbeitenden der Arztpraxis entscheiden, ob sie dich und deinen Liebling zum Schutz der restlichen Patienten im Wartezimmer isolieren.
Ist der Zwingerhusten auf den Menschen übertragbar?
Menschen können sich nicht mit Zwingerhusten anstecken. Er ist allein von Hund zu Hund oder von Hund zu Katze und andersherum übertragbar. Du kannst dich also um deinen vierbeinigen Liebling kümmern, ohne dir Sorgen über eine mögliche Ansteckung zu machen.
Was machen Tierärzte bei Zwingerhusten beim Hund?
Da es bisher keine wirksamen Medikamente gegen die Viren, die den Zwingerhusten auslösen, gibt, zielt die Behandlung auf eine Linderung der Symptome ab. So kommt bei einem Zwingerhusten ohne bakterielle Sekundärinfektion meist ein Hustensaft oder Hustenlöser für Hunde und falls notwendig ein fiebersenkendes Mittel zum Einsatz. Wichtig ist, dass du hierbei auch nachdem die tierärztlich verordneten Medikamente aufgebraucht sind, niemals auf Präparate aus der Humanmedizin zurückgreifst – sie sind in Dosierung und Zusammensetzung für deinen Hund völlig ungeeignet!
Sind Bakterien die Krankheitsauslöser oder haben sie bereits eine Sekundärinfektion verursacht, kommen Antibiotika zum Einsatz. Um das passende Antibiotikum zu finden, wird meist ein Rachenabstrich gemacht. Wenn du deinem Vierbeiner Antibiotika verabreichst, musst du dich unbedingt an die tierärztlichen Einnahmeanweisungen und die Einnahmedauer halten, damit die Infektion nicht wieder aufflammt. Bei Verdacht auf eine Lungenentzündung ist unter Umständen auch eine Röntgenuntersuchung notwendig.
Gibt es Hausmittel gegen Zwingerhusten beim Hund?
Es gibt natürliche Heilmittel für gereizte Bronchien, die Hunden genauso guttun wie uns. Zu den alten Hausmitteln zähen Kräuter wie Salbei, Thymian, Fenchel, Kamille, Süßholzwurzel und Spitzwegerich. Aus Thymian lässt sich beispielsweise ein Tee brühen, der besonders in Kombination mit Fenchelhonig den Hustenreiz lindern kann. Allerdings musst du bei Honig beachten, dass Welpen noch keinen Honig fressen dürfen: In Honig kann das Bakterium Clostridium botulinum enthalten sein, das im Darm ein Nervengift produziert. Bei jungen Hunden kann das Toxin Vergiftungen mit Lähmungserscheinungen auslösen. Erwachsene Hunde vertragen kleine Mengen Honig hingegen sehr gut. Auch homöopathische Mittel oder pflanzliche Hustensäfte können unterstützend zum Einsatz kommen, aber ganz wichtig ist, dass du alle zusätzlichen Maßnahmen tierärztlich abstimmst wegen möglicher Wechselwirkungen!
Du hast Fragen zur Behandlung des Zwingerhustens, möchtest deinem Liebling aber keinen unnötigen Praxisbesucht zumuten? Dann vereinbare gleich online einen Termin für einen Video-Chat bequem von zu Hause aus mit unserem Team von Dr. Fressnapf.
Wie kann ich meinen Hund bei Zwingerhusten unterstützen?
- Gönne deinem Hund ein bis zwei Wochen Ruhe und sorge für einen kuscheligen Rückzugsort, an dem er nicht allein, aber ungestört ist.
- Beschränke eure Gassirunden und andere Anstrengungen auf das absolute Minimum.
- Verwende ein Brustgeschirr beim Gassigehen – ein Halsband könnte den Husten auslösen und deinem Hund unangenehm sein.
- Bei trockenem Husten kann es helfen die Luftfeuchtigkeit im Raum zu erhöhen, zum Beispiel durch mehrere Schalen Wasser auf der Heizung oder einen Luftbefeuchter.
- Manchen Hunden tut Wärme gut. Eine Rotlichtlampe die mindestens 1,5 Meter von deinem Hund entfernt steht, kann den Brustraum angenehm wärmen. Wichtig: Dein Hund muss sich jederzeit der Wärmequelle entziehen können.
- Rauche nicht in der Nähe deines Hundes.
- Achte darauf, dass dein Hund zu keinem Zeitpunkt in der Zugluft liegt.
- Frisst dein Hund Trockenfutter, weiche das Futter in warmem Wasser ein oder füttere ein leicht verdauliches Nassfutter, bis die Symptome abgeklungen sind.
- Muss dein Hund durch den Husten erbrechen, füttere mehrere kleine Portionen am Tag und sorge dafür, dass er ausreichend trinkt. Ein leckerer Hundedrink mit Elektrolyten regt ihn bestimmt zum Trinken an und stellt sicher, dass er gut versorgt ist. Lasse dich dazu unbedingt vorab in deiner Tierarztpraxis beraten.
- Bei starken Hustenanfällen mit Auswurf kannst du deinem Hund mit sanften Abklopfungen beim Abhusten helfen. Beginne am Rippenbogen am Ende der Rippen. Klopfe beidseitig, vorsichtig und sanft mit der hohlen Hand auf den Brustkorb und arbeite dich langsam und schrittweise von hinten nach vorne in den Schulterbereich. Sollte sich dein Vierbeiner allerdings gegen das Abklopfen sträuben, lass ihn lieber in Ruhe. Er signalisiert dir, was ihm guttut und was nicht.
Gibt es eine Impfung gegen Zwingerhusten beim Hund?
Gegen zwei Erreger, die den Zwingerhusten auslösen können, gibt es Impfstoffe: gegen das Parainfluenzavirus und gegen den bakteriellen Erreger Bordetella bronchiseptica. Sie sind einzeln oder als Kombi-Impfstoff erhältlich. Die Parainfluenzaimpfung wird auch oft in Kombination mit der Impfung gegen Staupe, Parvovirus und Hepatitis verabreicht. Ein Blick in den Impfpass verschafft dir Klarheit, gegen welche der Erreger bereits ein Impfschutz besteht. Eine Immunisierung gegen das Canine Adenovirus, das ebenfalls den Zwingerhusten auslösen kann, ist übrigens im Rahmen der Hepatitis-Impfung mitabgedeckt.
Bei der Impfung gegen Zwingerhusten (Kombi-Impfung gegen Parainfluenzaviren und das Bakterium Bordetella bronchiseptica) bekommt dein Hund den Lebendimpfstoff in die Nasenlöcher geträufelt. Die Impfantigene besiedeln sofort die Schleimhäute der oberen Atemwege und sorgen schnell für eine Immunität gegen die Wildtypen der Erreger. Nur drei Tage nach der Impfung ist der Impfschutz aktiv und hält ein Jahr lang. Besonders empfiehlt sich die Impfung für Hunde, die viel Sozialkontakt mit Artgenossen haben – ob durch Hundeschauen, Hundesport oder Mehrhundehaltung.
Einen hundertprozentigen Schutz bietet die Impfung jedoch nicht: Dein Hund kann trotzdem an Zwingerhusten erkranken, weil kein Impfschutz gegen alle möglichen Erreger besteht. Geimpfte Hunde haben allerdings meist einen leichteren Krankheitsverlauf, sollte es doch zu einer Infektion kommen. Sinnvoll ist es auch wenn du das Immunsystem deines Vierbeiners durch Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel hältst.
Wie lange dauert der Zwingerhusten beim Hund?
Ein gesunder Hund mit einem starken Immunsystem überwindet den Zwingerhusten meist innerhalb von etwa einer Woche. Junge, alte oder geschwächte Tiere können jedoch mehrere Wochen unter den Folgen leiden – insbesondere, wenn es zu einer Sekundärinfektion kommt.