Guido Maria Kretschmer: „Es ist so eine Energie im Haus, die man nicht beschreiben kann“
23.10.2023 - Lesedauer: 7 Minuten
Am 4. Juni ist „Tag des Hundes“. Modedesigner Guido Maria Kretschmer ist in diesem Jahr Schirmherr des bundesweiten Aktionstages. Im Fressnapf-Interview erzählt er vom Zusammenleben mit seinen vier Hündinnen in Hamburg. Er berichtet von den Herausforderungen der Mehrhundehaltung, gibt Tipps für eine gute Mensch-Hund-Beziehung und erklärt, warum ihn insbesondere Barsois so faszinieren.
Für Guido Maria Kretschmer ist ein Leben ohne Tiere kaum vorstellbar. Getreu dem Motto „Ein Hund ist kein Hund“ teilt er sein Zuhause mit vier Barsoi-Damen – und liebt es! Als „Botschafter des Hundes“ unterstützt er in diesem Jahr den Verband für das Deutsche Hundewesen e. V. (VDH) beim „Tag des Hundes“, der am 4. Juni bundesweit mit vielen Aktionen gefeiert wird. Wir wollten von ihm wissen, was für ihn das Zusammensein mit Hunden so besonders macht.
Du und dein Ehemann leben mit vier Barsoi-Damen zusammen. Was fasziniert dich an dieser Rasse?
Guido Maria Kretschmer: Ach, ich glaube, dass ich Windhunde erstmal generell mag. Ich mag ihr Wesen, dieses Freie, Zärtliche, Vorsichtige. Es sind besondere Hunde und sie sind vielleicht auch für besondere Menschen gemacht, die eben nicht domestizieren wollen und die nicht erwarten, dass die Hunde auf Kommando irgendetwas machen. Die Windhunde sind frei und machen Dinge aus Liebe und aus reiner Zuneigung. Das finde ich sehr schön, weil sie einfach unbestechlich sind. Ich mag grundsätzlich alle Hunde, aber bin großer Windhund-Fan. Ich hatte auch viele Jahre lang Afghanen, aber die Barsois sind, wie man so sagt, der König der Hunde, und das sind sie wirklich. Sie sind vorsichtig, fein, elegant, zart und ja, haben vielleicht den Vorteil gegenüber orientalischen Windhunden, dass sie etwas besser hören. Ein bisschen besser aber nur. [lacht]
Unter welchem Motto steht bei dir zu Hause das Miteinander zwischen Mensch und Hund?
Guido Maria Kretschmer: Also ich würde sagen, wir sind gleichberechtigt, wir teilen uns alles. Die Hunde sind genauso da wie wir. Ich sage gerne: „Alles, was lebend kommt, soll lebend wieder gehen“, und so halten wir es auch mit allen Menschen, die bei uns ein- und ausgehen, und allen Tieren. Sie sind lebendige Deko, sage ich ganz oft, und ich probiere auch manchmal, meinen Mann Frank mit einzudekorieren. Die Barsois sind genauso wie wir. Sie haben aber Gott sei Dank keine Kreditkarten und kein eigenes Mobiltelefon, sonst würde es noch teurer. [lacht]
Was ist für dich persönlich das Schönste am Zusammensein mit Hunden?
Guido Maria Kretschmer: Das Schönste ist, dass da so eine bedingungslose Liebe ist. Es ist so eine Energie im Haus, die man nicht beschreiben kann. Das ist eine Zärtlichkeit und Nähe, die immer konsequent da ist. Das merke ich besonders, wenn die Hunde mal nicht da sind. Dann fehlt etwas und es fühlt sich leer an. Alles, was schön ist, ist dann nicht mehr ganz so schön, und alles, was vorher warm war, ist dann nicht mehr ganz so warm. Es herrscht einfach eine große Gemütlichkeit mit den Hunden und eine große Freundschaft. Sie sind sehr weise und sehr gescheit, und gerade wenn man viele hat, dann merkt man noch mehr, wie schön sie auch miteinander umgehen. Ich glaube manchmal, dass unsere Hunde das Gefühl haben, dass ich selber ein Barsoi bin. Vielleicht ein etwas kräftigerer Barsoi, aber ich glaube, sie denken nicht, dass Frank und ich Menschen sind.
Gibt es in deinem Mensch-Hund-Alltag auch Situationen, die du als herausfordernd empfindest? Wenn ja: Wie gehst du damit um?
Guido Maria Kretschmer: Nein, es gibt da für mich keine Herausforderung. Höchstens denke ich mal, wenn sie auf mir eingeschlafen sind und mir daraufhin der Arm einschläft: „Ach, jetzt reicht’s aber auch.“ Aber abgesehen davon gibt es überhaupt keine Herausforderungen. Man muss natürlich gut für sie sorgen, aber das muss man ja auch für sich selbst und auch für Kinder und für alles, was man liebt. Ich glaube, wenn sie könnten, würden sie sich sogar um sich selbst kümmern und mir zwischendurch nochmal schnell einen Kaffee bringen. Aber sie machen keine Arbeit, finde ich. Sie sind mehr Freude als Verpflichtung.
Was hast du von deinen Hündinnen gelernt?
Guido Maria Kretschmer: Ich habe gelernt, wie man richtig gut lebt. Wie man wach wird und dass man vorsichtig und sehr leise sein muss, wenn man zuhören möchte und etwas lernen will. Sie haben mir gezeigt, dass es eine Freude ist, in einer Gruppe zu sein. Deshalb würde ich auch nie wieder einen einzelnen Hund halten, weil sie Tiere sind, die gerne gesellig untereinander leben. Und sie haben mir beigebracht, ein besserer Mensch zu sein. Durch einen Hund lernt man nämlich auch, dass es wichtig ist, sich selbst richtig einzusortieren im Leben. Man versteht, dass man nicht der Chef ist, nur weil man auf zwei Beinen steht, und dass man sich selbst nicht für den einzigen Weisen halten sollte. Die Hunde sind ein tägliches Lernprogramm für mich.
Was glaubst du, schätzen deine Hunde-Ladies am meisten an ihren menschlichen Mitbewohnern?
Guido Maria Kretschmer: Ich glaube, sie schätzen sehr, dass sie mit uns leben, und sie wissen gar nicht, wie das Leben sonst aussieht. Wir haben die beiden Kleinen einmal mitgenommen zu einem Dreh und da haben sie zum allerersten Mal unsere Welt verlassen. Sie kannten bis dahin nur Sylt und unseren Garten, denn sie sind ja während des Lockdowns geboren worden. Als sie dann zum ersten Mal ein Fotostudio sahen, waren sie völlig erschüttert, und da habe ich gesagt: „Mädchen, so sieht das Leben aus.“ Ich glaube, sie dachten, dass sie besser weiterhin zärtlich und lieb zu uns sein sollten, weil es nicht leicht für uns ist, das Hundefutter zu beschaffen. Einmal haben sie auch mit mir Fernsehen geschaut und haben mich dort gesehen. Da waren sie ganz erstaunt und ich habe gesagt: „Ja Kinder, jetzt ist es raus, Papa muss im Fernsehen arbeiten, damit das Futter kommt.“ Und da haben sie sich alle an mich ran gedrückt und quasi gesagt: „Ja gut, einer muss es halt machen.“ [lacht]
Also ich würde sagen, dass sie sehr glücklich sind. Ich glaube, wenn sie irgendwann gefragt würden, was es ist, das ihr Leben ausgemacht hat, wäre die Antwort, dass sie bedingungslos geliebt wurden. Sie wurden nie für irgendetwas bestraft, ich habe immer ruhig mit ihnen gesprochen. Ich habe sie noch nie in meinem Leben angeschrien oder sie gemaßregelt oder so. Ich kann vorsichtig mit ihnen sprechen und das schätze ich sehr.
Auch wenn bei dir ja bestimmt jeder Tag ein „Tag des Hundes“ ist: Was liegt dir als Botschafter dieses bundesweiten Aktionstages besonders am Herzen?
Guido Maria Kretschmer: Das ist der Respekt vor dem Leben. Ein Hund ist sehr abhängig von uns, er braucht uns sehr, hat sich auf uns eingelassen und beschützt uns. Und auch wenn er seine Aufgabe vielleicht schon verloren hat, ist er auf jeden Fall ein Wesen, das unsere Fürsorge braucht und einen Rhythmus. Ein Hund erinnert uns daran, dass er sehr gleichberechtigt mit uns leben sollte. Wenn man sich entschieden hat, mit einem Lebewesen die Zeit zu verbringen, egal ob das ein Mensch oder Tier ist, dann hat man eine Verpflichtung.
Als Botschafter in diesem Jahr stehe ich dafür, dass das Zusammenleben mit einem Hund eine große Chance ist, Liebe zu erfahren und Nähe zu bekommen. Aber dafür muss man das Tier respektieren und verstehen, dass es kein Mensch ist. Ein Hund hat eigene Bedürfnisse und wenn man das berücksichtigt, ist es eine wunderbare Möglichkeit, glücklich zu leben. Wenn man sich alleine fühlt, ist man mit Hund nicht mehr ganz so allein, und wenn man generell von vielen umgeben ist, ist es mit Hund gleich noch geselliger. Hunde passen zu Familien, zu Singles oder funktionieren als Gruppe und wenn man sie gut ernährt und gut auf sie aufpasst, dann können sie auch sehr alt werden. Das ist schön. Meine Hunde werden eigentlich immer alt und das sehe ich für mich als ein gutes Zeichen. Wenn sie gut leben, dann kann man sehr lange Freude an ihnen haben.