Deutscher Jagdterrier – im besten Fall in Jägerhänden

Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts nahmen weltweit das Interesse an Hunden als Begleit- und Familienhund sowie die Showzucht zu. Viele bis dahin als Jagd- und Arbeitshunde geführte Rassen wurden nun statt auf Härte, Triebigkeit und Robustheit auf Freundlichkeit und Alltagstauglichkeit gezüchtet. Auch viele Terrier-Rassen waren davon betroffen.

Eine Handvoll Terrier-Liebhaber und Jäger machte es sich deshalb zur Aufgabe, den Deutschen Jagdterrier zu züchten, dessen Eigenschaften und Körperbau im Wesentlichen seine Jagdeignung garantieren sollten. Zu den Ausgangsrassen zählten der Foxterrier und der English Terrier. Später wurden noch Fellterrier, Welsh Terrier und Old English Terrier eingekreuzt.

Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich der Jagdterrier fest in Jägerkreisen etabliert und wird dort bis heute als Jagdhund geführt. Viele Züchter geben ihre Welpen nur in Jägerhände ab, weil der mutige, clevere Schwarze das Jagen braucht, wie andere Hunde das Spielen. Die Arbeitsprüfung ist Teil der Zuchtzulassung.

Wenn man bedenkt, mit welchem Ziel der Deutsche Jagdterrier gezüchtet wurde, ist schnell klar, warum sein Charakter so außergewöhnlich ist: Der kleine Jagdhund bringt ein unglaubliches Selbstbewusstsein, Härte, Arbeitsfreude und Ausdauer mit. Das braucht er auch, wenn er im Wald allein Spuren verfolgen und sich unter Umständen sogar einem Wildschwein stellen soll. Er ist mutig und ausdauernd, kennt aber dank seiner Intelligenz im Notfall auch seine Grenzen beim Aufeinandertreffen mit gefährlichem Wild.

Der kernige Terrier ist vital und aktiv – ein langer Tag im Wald macht ihm nichts aus. Im Gegenteil: Er fordert ein hohes Maß an Bewegung ein und ist mit einem für andere Hunde langen Spaziergang pro Tag nicht zufrieden.

Seinen Menschen gegenüber ist der Deutsche Jagdterrier loyal und aufmerksam. Er ist freundlich und tolerant und mit Kindern im Haushalt kommt er unter Beaufsichtigung meistens gut zurecht. Voraussetzung ist aber, dass er genügend Arbeit und Auslastung erhält. Sowohl zu Hause als auch beim Arbeiten braucht der eigensinnige Terrier klare Regeln. Er scheut sich nicht, diese zu hinterfragen, obwohl er mit der richtigen Erziehung sehr umgänglich und gut zu führen ist. Bleibt die Führung aus, so nimmt er diese Rolle bereitwillig ein, was früher oder später zu deutlichen Problemen bei der Haltung führen wird. Dazu gehören zum Beispiel: intensives Wachen und Bellen, unkontrolliertes Jagen oder das Überwachen von Familienmitgliedern.

Von den zahlreichen Terrier-Rassen hat jede ihre charakterlichen Eigenheiten und Vorzüge. Allen gemein ist ein ausgeprägter Jagdtrieb. Auch im Steckbrief des Deutschen Jagdterriers darf der Jagdtrieb keinesfalls fehlen. Er nimmt, wo immer möglich, bereitwillig frische Fährten auf und tut dies seinem Halter lautstark kund. Er wird in der Jagdszene aufgrund seiner hervorragenden Jagdleistung und seiner Willensstärke hochgeschätzt. Erst einmal gewissenhaft ausgebildet, verrichtet er seine Arbeit weitgehend eigenständig und überaus zielstrebig.

Was den Deutschen Terrier in der Wildbahn auszeichnet, kann sich im privaten Umfeld als echte Herausforderung für den Halter erweisen. Auch beim Spazierengehen ist vom Hundeführer viel Aufmerksamkeit gefragt. Wird ein Jagdterrier von der Leine gelassen, bricht sich sein unbändiger Freiheitsdrang schnell Bahn. Nimmt der unerschrockene Jäger erst einmal eine Fährte auf, kann er sich schnell ins Unterholz aufmachen und verschwindet im schlimmsten Fall komplett von der Bildfläche. Ganz ausschließen lässt sich dieses Verhalten auch durch die gewissenhafteste Erziehung nicht. Hilfreich ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen dir und deinem Hund, die du idealerweise schon mit dem Deutschen-Jagdterrier-Welpen aufbaust.

Der Deutsche Jagdterrier ist kein knuddeliger, verspielter Familienhund. Er wurde über Jahrzehnte auf Leistungsfähigkeit und Arbeitswillen gezüchtet. Er bringt unendlich viel Energie mit und braucht Menschen, die bereit sind, diese Eigenschaften zu verstehen und zu nutzen. Am besten ist der rot-schwarze Jagdgebrauchshund deshalb bis heute in Jägerhänden aufgehoben. Dort erhält er die passende, rassegerechte Ausbildung und Auslastung.

Der außergewöhnlich starke Jagdtrieb des Deutschen Jagdterriers macht das Zusammenleben mit Kleintieren und Katzen zur Herausforderung. Viele Jäger berichten, dass ihr jagdlich geführter, gut ausgelasteter Terrier gut mit Katzen und anderen Kleintieren im gleichen Haushalt leben kann. Dennoch sollte man sie niemals miteinander allein in einem Raum lassen. Außerdem sind richtiges Management und frühzeitige Gewöhnung des Welpen oft der Schlüssel zum Erfolg

Der Deutsche Jagdterrier wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Gebrauchshund zur Jagd gezüchtet und das ist er bis heute auch geblieben. Dementsprechend beinhaltet die Erziehung eines Jagdterriers immer auch die Ausbildung zur Jagd. Damit du dich auf deinen vierbeinigen Begleiter voll und ganz verlassen kannst, solltest du ihn schon im Welpenalter auf seine zukünftigen Aufgaben vorbereiten.

Bei der Erziehung stehen Konsequenz und Cleverness im Vordergrund. Der Deutsche Jagdterrier ist bereit, mit seinem Menschen zu arbeiten – wenn er dessen Ideen und Kommandos nachvollziehen kann. „Sitz“ und „Platz“ lernt er nicht um des Befehls willen, sondern als Teil seiner Jagdausbildung. Er gilt als frühreif und beginnt oft schon vor dem ersten Geburtstag das Spielen durch Ernsthaftigkeit zu ersetzen. Hundetricks, Leckerli-Suche und Co. sind ein i-Tüpfelchen, aber kein Ersatz für die Arbeit im Wald.

Unverzichtbar für die Erziehung des Jagdterriers ist das Arbeiten an der Impulskontrolle und der Frustrationstoleranz. Beides ist entscheidend, um den starken Jagdtrieb des Hundes später auch in aufregenden Wildbegegnungen zu kontrollieren und eigenständiges Jagen zu unterbinden.

Ebenfalls bedeutend ist die Sozialisierung in den ersten Monaten zu Hause. Die Hunde sollten bei Hundebegegnungen lernen, andere Hunde zu lesen und sich sozial zu verhalten. Wie viele andere Terrier neigt auch der Deutsche Jagdterrier dazu, ab einem gewissen Alter Fremdhunde für Störenfriede zu halten. Hier hilft es, frühzeitig zu trainieren, dass Ignorieren besser ist als Anpöbeln.

Ein Jagdterrier ist kein klassischer Familienhund. Er hat zwar durchaus eine gesellige Seite, ein ausgesprochener Familienhund ist er allerdings nicht. Im Fokus des Jagdterriers stehen Aktivitäten im Freien, während derer er Neues entdecken und seinen Jagdtrieb ausleben kann. Dies gilt nicht nur bei Sonnenschein, Jagdterrier beharren bei Wind und Wetter auf großzügige Bewegungseinheiten. Wenn dein Terrier seinen Bewegungsdrang regelmäßig und umfänglich ausleben kann und ebenso ausreichend geistig ausgelastet wird, ist er auch in seinem Zuhause ein umgänglicher Genosse. Außerdem gelten Deutsche Jagdterrier als wasserfreudig und sind leicht für gemeinsame Aktivitäten am und im Wasser zu gewinnen.

Freunde dieser Terrier-Rasse schätzen auch die gesellige, anschmiegsame Seite ihrer Schützlinge. Wenn du allerdings auf der Suche nach Gesellschaft für deine ausgedehnten Couch-Abende bist und dich gerne stundenlang auf dem Sofa räkelst, ist ein Deutscher Jagdterrier nicht die erste Wahl.

Die Eigenschaften des Deutschen Jagdterrier prädestinieren ihn für die Jagd. Er gilt als selbstbewusst, ausdauernd und ausgesprochen mutig. Die Rasse zeigt selbst vor ausgewachsenen Wildschweinen kaum Respekt. Diese Eigenschaften in Verbindung mit ihrer Agilität können unter ungünstigen Umständen auch in aggressivem Verhalten münden. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Terrier geistig nicht ausgelastet ist und zu wenig Auslauf hat.

Bekommt ein Jagdterrier die Möglichkeit, seinen Instinkten zu folgen und sein Können im Wald unter Beweis zu stellen, verhält er sich in seinem sozialen Umfeld in der Regel friedlich. Ist dies nicht der Fall, können seine Bestimmtheit und sein Arbeitswillen in aggressives Verhalten insbesondere gegenüber anderen Hunden umschlagen. Die Halter von Deutschen Jagdterriern berichten mitunter, dass ihre Tiere bereits nach einigen Tagen ohne rassegerechte Aktivitäten in der freien Natur zu Verhaltensauffälligkeiten neigen. Fällt das Jagen über einen längeren Zeitraum hinweg aus, kannst du deinem Terrier mit geeigneten Ersatzbeschäftigungen einen Ausgleich bieten.

Diese Aktivitäten weiß dein Terrier in der jagdfreien Zeit zu schätzen:

• Mantrailing
• Agility
• Apportieren
• Schwimmen

Mit seinem schlichten, dichten harten Rauhaar oder derben Glatthaar ist der Deutsche Jagdterrier ausgesprochen pflegeleicht. Gelegentliches Bürsten reicht aus, um sein Fell ordentlich zu halten. Dies gilt sowohl für den Deutschen Jagdterrier mit Kurzhaar als auch für den Deutschen Jagdterrier mit Rauhaar in braun und schwarz. Mit dem passenden Equipment zur artgerechten Fellpflege kannst du deinen Hund auch unkompliziert zu Hause pflegen.

Wichtiger ist die Kontrolle von Augen, Ohren, Zähnen und Krallen. Das sollte nach jedem Arbeitseinsatz erfolgen, denn die harten Terrier zeigen Verletzungen häufig nicht an.

Jagdterrier sind robuste Zeitgenossen, die kaum unter rassebedingten Krankheiten leiden. Mit Blick auf den Gesundheitsstatus der Rasse kommt der Zucht Deutscher Jagdterrier besondere Bedeutung zu. So legen etwa die im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) organisierten Züchter größten Wert auf kerngesunde Elterntiere, um genetisch bedingte Erkrankungen weitgehend auszuschließen. Bietest du deinem Jagdterrier angemessene Lebensbedingungen, kann er gut und gerne ein Alter zwischen zwölf und 15 Jahren oder noch darüber erreichen.

Der Deutsche Jagdterrier fühlt sich am wohlsten, wenn er regelmäßig zur Jagd eingesetzt wird und auch sonst an vielen Outdoor-Aktivitäten teilnehmen kann. Wenn du das deinem Hund nicht bieten kannst, solltest du Alternativen wie Mantrailing machen. Wenn du deinen Vierbeiner entsprechend auslastet, wird er dich treu durch dein Leben begleiten.