Ataxie bei der Katze: Was tun gegen Koordinationsstörungen?
14.02.2025 - Lesedauer: 8 Minuten

Ataxie ist eine ernst zu nehmende neurologische Störung bei Katzen.
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Unkoordiniertes Wackeln, Stolpern, im Kreis drehen oder einfach umfallen – Ataxie bei der Katze ist eine Koordinationsstörung, die sowohl für das Tier als auch den Besitzer im Alltag sehr belastend sein kann. Es handelt sich dabei nicht um eine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom, das auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden kann. Welche das sind, welche Lebenserwartung Katzen mit Ataxie haben und wie du deiner Samtpfote mit einfachen Maßnahmen das Leben erleichtern kannst, erfährst du hier.
- Was ist Ataxie bei Katzen?
- Ursachen: 3 Typen von Ataxie bei Katzen
- Symptome erkennen: Hat meine Katze Ataxie?
- Wie lange lebt eine Katze mit Ataxie?
- Kann eine Katze mit Ataxie leben?
- Wie kann man Ataxie bei Katzen behandeln?
- Wie kann ich meiner Katze mit Ataxie im Alltag helfen?
- Fazit: Richtige Therapie und Unterstützung hilft Katzen mit Ataxie im Alltag
Das Wichtigste in Kürze
- Ataxie bei Katzen ist eine neurologische Störung, die durch andere Erkrankungen oder Verletzungen ausgelöst wird.
- Die häufigsten Typen von Ataxie bei Katzen gehen auf eine Störung im Gehirn, im peripheren Nervensystem oder im Rückenmark zurück. Es gibt viele mögliche Ursachen, die von einem angeborenen Gendefekt über eine degenerative Erkrankung bis hin zur Autoimmunerkrankung reichen. Schwankender Gang, unsicherer Stand und plötzliches Umfallen sind nur einige der vielen Folgen von Ataxie.
- Bei frühzeitiger Diagnose, richtiger Therapie und keinen weiteren Erkrankungen ist die Lebenserwartung von Katzen mit Ataxie gesunden Katzen gegenüber nicht beeinträchtigt.
- Durch Vorsichtsmaßnahmen im Alltag und ausreichend Unterstützung des Umfelds können Katzen mit Ataxie einigermaßen normal leben.
Was ist Ataxie bei Katzen?
Ataxie bedeutet übersetzt aus dem Griechischen „Unordnung“ und ist der übergeordnete Begriff für verschiedene Koordinationsstörungen der Bewegungsabläufe. In der Medizin bezieht sich Ataxie auf ein fehlerhaftes Zusammenspiel verschiedener Muskelgruppen bei der Ausführung von Bewegungen.
Bei Katzen ist Ataxie neurologisch bedingt und wird durch Erkrankungen oder Verletzungen ausgelöst. Diese beeinträchtigen die Bewegungskontrolle der Katze, indem sie das Nervensystem beeinflussen. Infolgedessen können Bewegungen nicht oder nicht mehr vom Gehirn gesteuert werden, was sich insbesondere in Schwierigkeiten bei zielgerichteten Bewegungen zeigt.
Katzen mit Ataxie werden auch als „Wackelkatze“ bezeichnet
Alle Katzen mit Ataxie leiden unter geringen bis stark ausgeprägten Koordinations- und Beweglichkeitseinschränkungen. Je nach Ausprägung der Störung haben die Tiere einen unkoordinierten Gang, wackeln mit dem Kopf oder stolpern bei jedem Schritt über ihre eigenen Pfoten. Daher kommt die umgangssprachliche Bezeichnung „Wackelkatze“.
Ursachen: 3 Typen von Ataxie bei Katzen
Die Ursachen von Ataxie sind Störungen im motorischen System des Gehirns, im peripheren Nervensystem oder im Rückenmark.
Es gibt drei Typen von Ataxie:
- Zerebelläre Ataxie
- Spinale Ataxie
- Vestibuläre Ataxie
Zerebelläre Ataxie
Die zerebelläre Ataxie ist meist Folge einer zerebellären Hypoplasie. Dabei handelt es sich um eine Unterentwicklung des Kleinhirns, die häufig durch eine Infektion im Mutterleib ausgelöst wird. Das Kleinhirn einer Katze ist verantwortlich für die Kontrolle von Balance und Koordination. Das heißt, hier werden alle Feinabstimmungen von Bewegungen geplant und koordiniert. Liegt eine Störung des Kleinhirns vor, zeigen sich bestimmte Bewegungsformen der Kleinhirnataxie. Die Zerebelläre Hypoplasie ist nicht progressiv, das heißt sie verschlechtert sich nicht, und den Auswirkungen kann sogar mit Übungen und Training entgegengewirkt werden. Weitere Auslöser für die zerebelläre Ataxie können unter anderem Tumore, Vergiftungen oder eine Hirn-Atrophie sein. Letzterer Begriff bezeichnet den Verlust von Hirnmasse, der verschiedene Symptome und Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann.
Von zerebellärer Ataxie betroffene Katzen stehen und sitzen meist mit gespreizten Beinen, leiden unter Augen- und Kopfzittern und stolpern aufgrund ungleichmäßiger Schrittabläufe häufiger. Außerdem gelingt es ihnen weniger gut Entfernung, Schnelligkeit und Kraft einer Zielbewegung richtig einzuschätzen.
Spinale Ataxie
Bei der spinalen Ataxie liegt eine Beschädigung des Rückenmarks oder der peripheren Nerven vor, die an der Erkennung der Extremitäten beteiligt sind. Auslöser können traumatische Erlebnisse wie die Quetschung des Rückenmarks sein. Dadurch kommen die Informationen zur Lage der Körperteile nicht im Gehirn an und die Feinabstimmung gezielter Bewegungen kann nicht mehr erfolgen.
Vestibuläre Ataxie
Am häufigsten tritt die vestibuläre Ataxie auf. Sie ist auf eine Gleichgewichtsstörung des Innenohrs zurückzuführen und wird durch eine Mittel- oder Innenohrentzündung ausgelöst. Im Rahmen der Erkrankung kommt es zu einer Schädigung des vestibulären Systems, das sich im Hirnstamm und Innenohr befindet und für den Gleichgewichtssinn der Katze verantwortlich ist.
Mit diesem Typ der Ataxie kann die Katze ihren Körper nicht mehr normal wahrnehmen und bewegen. Außerdem sind die erkrankten Tiere durch die Gesamtheit aller Probleme stark geschwächt und erscheinen oft schläfrig. Betroffene Katzen zeigen Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Schiefhaltung des Kopfes und Augenzittern. Auch können sie zur Seite wegkippen und laufen nicht selten orientierungslos im Kreis.
Weitere Ursachen für Ataxie bei Katzen:
- angeborener Gendefekt
- bakterielle Infektion/Entzündung (z. B. Toxoplasmose, feline Leukämie)
- degenerative Erkrankungen (z. B. Muskelatrophie, degenerative Myelopathie)
- Parasitenbefall
- Abszess
- Autoimmunerkrankung
- Durchblutungsstörung
- Knochen- und Gelenkerkrankung
Aufgrund der vielen verschiedenen Ursachen für Ataxie bei Katzen ist eine genaue tierärztliche Diagnose besonders wichtig. Nur wenn die Grunderkrankung bekannt ist, kann eine richtige Therapie und eine Unterstützung für das betroffene Tier erfolgen.
Symptome erkennen: Hat meine Katze Ataxie?
Torkelt deine Katze beim Laufen oder stolpert das Tier immer wieder über die eigenen Pfoten, muss nicht immer eine Ataxie hinter den Koordinationsstörungen stecken. Vielleicht ist deine Samtpfote einfach nur tollpatschig. Dennoch solltest du der Ursache auf den Grund gehen und das Verhalten deiner Katze beobachten.
Typische Ausprägungen der Ataxie bei Katzen sind:
- einknickende Gliedmaßen
- unsicheres Stehen
- schwankender Gang
- auffällig breitbeiniges Stehen
- unkontrollierte Bewegungen/Zittern
- plötzliches Umkippen
- sich im Kreis drehen
- innere Unruhe
- schiefe Kopfhaltung, wackelnder Kopf
- Zittern der Augen, des Kopfes oder Schielen
Die Ausprägung der Symptome bei einer Ataxie sind abhängig von verschiedenen Faktoren: Neben der Art der Ataxie und der dahintersteckenden Grunderkrankung haben auch das Alter und der Gesundheitszustand der Katze großen Einfluss auf die Symptomatik. Daher solltest du bei Vermutung einer Ataxie alle Auffälligkeiten im Verhalten deiner Katze genau beobachten und dem Tierarzt mitteilen. Nur so lässt sich eine genaue Diagnose stellen und deiner Katze kann richtig geholfen werden.
Gut zu wissen: Ataxie bei Katzen vorbeugen
Einen hundertprozentigen Schutz gegen Ataxie bei Katzen gibt es nicht. Allerdings sind regelmäßige Gesundheitschecks in der Tierarztpraxis und bestimmte Impfungen vorbeugende Maßnahmen: Je früher eine Behandlung der Ataxie bei Katzen erfolgt, desto besser kann das Tier mit den Koordinationsstörungen leben.
Wie lange lebt eine Katze mit Ataxie?
Wenn eine Ataxie bei deiner Katze diagnostiziert wurde, ist das im ersten Moment wahrscheinlich besorgniserregend für dich. Vielleicht stellst du dir auch die Frage, wie lange eine Katze mit Ataxie leben kann.
Zwar kann die neurologische Störung je nach Art und Ausprägung eine starke Belastung für deine Katze und für dich sein, jedoch kommt es auf die Grunderkrankung an, welche die Ataxie auslöst, und ob weitere Erkrankungen dazu kommen. Prinzipiell können Katzen, die eine Ataxie zeigen, eine ganz normale Lebenserwartung haben.
Muss eine Katze mit Ataxie eingeschläfert werden?
Du musst deine Katze bei Ataxie nicht zwingend einschläfern lassen. Da es sich bei der Ataxie um ein Symptom einer anderen Erkrankung handelt, hängt von dieser Grunderkrankung ab, ob du dein Tier von seinem Leid erlösen solltest oder nicht. Lass dich in Ruhe in deiner Tierarztpraxis beraten, um abzuwägen, wie sehr die Lebensqualität deiner Samtpfote beeinträchtigt ist und welche Möglichkeiten der Behandlung noch bestehen.
Kann eine Katze mit Ataxie leben?
Katzen sind Überlebenskünstler, denen es schnell gelingt sich an neue Lebenssituationen anzupassen. In der Regel beeinträchtigt eine Koordinationsstörung sie nicht übermäßig. Entscheidend ist natürlich, inwieweit sich die primäre Erkrankung behandelt lässt. Ohrenentzündungen können beispielsweise zu bleibenden Gleichgewichtsstörungen und einer zerebellären Ataxie führen. Doch Katzen können lernen, mit den anhaltenden Symptomen gut zu leben.
Wie kann man Ataxie bei Katzen behandeln?
Bei einer Ataxie erfolgt in der Regel keine direkte Behandlung der Koordinationsstörung, sondern es wird die eigentliche Erkrankung therapiert. Je nach Form der Ataxie und Schwere der Symptomatik lässt sich die neurologische Störung gut bis weniger gut behandeln.
Verlauf der tierärztlichen Untersuchung
Nach der Anamnese und Schilderung der Symptomatik folgt die allgemeine Untersuchung, bei der oftmals schon eine Verdachtsdiagnose gestellt werden kann, sodass weitere Untersuchungen zielgerichtet durchgeführt werden können.
- Neurologische Untersuchung: Muskelstärke und weitere neurologische Funktionen der Katze werden überprüft.
- Blutuntersuchung: Kann mögliche Hinweise auf Infektionen und Entzündungen liefern.
- Spezielle Tests: Identifizierung von Vergiftungen oder Stoffwechselstörungen als Ursache.
- Kontrolle der Ohren und Harnuntersuchung: Können einen Hinweis auf eine Grunderkrankung geben.
- Röntgen, Ultraschall, CT und MRT: Skelett und Organe der Katze werden untersucht, um weitere Krankheiten auszuschließen.
- Untersuchung des Liquors: Die tierärztliche Fachkraft überprüft die Gehirnflüssigkeit der Katze auf Entzündungs- und Infektionsprozesse.
Medikamente und Therapiemöglichkeiten für Katzen mit Ataxie
Grunderkrankung, Therapieerfolg und Krankheitsfortschritt sind entscheidende Faktoren für den Verlauf einer Ataxie. In der Regel können Katzen mit den Koordinationsstörungen recht gut leben, wenn sie die nötige Unterstützung und Aufmerksamkeit von ihrem Umfeld erhalten.
Ist ein Nährstoffmangel die Ursache der Ataxie, kann man euch in der Tierarztpraxis Nährstoffergänzungsmittel verschreiben. Zusätzlich solltest du auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung deiner Katze achten.
Neben einer zeitweisen Medikamentengabe können auch dauerhafte Therapien etwa bei Stoffwechselstörungen oder anderen Autoimmunerkrankungen erforderlich sein. Schädigungen der Wirbelsäule oder Tumore gehen zudem oftmals mit einer Operation und anschließenden Therapie einher.

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Wie kann ich meiner Katze mit Ataxie im Alltag helfen?
Katzen passen sich zwar schnell neuen Situationen an, dennoch solltest du das Leben deiner Katze mit Koordinationsstörungen so angenehm wie möglich gestalten. Du kannst dein Tier auf vielfältige Weise unterstützen.
Es gibt verschiedene Vorsichtsmaßnahmen in der Wohnung, die du recht einfach umsetzen kannst. Ein Teppichboden verhilft deiner Katze zu einem sicheren Gang und durch das Sichern von Treppen und Möbeln mit Katzentreppen und Sprunghilfen oder selbst gebauten Stützen verringerst du das Risiko von Stürzen.
Ein spezielles Lauftraining, Geschicklichkeitsspiele und physiotherapeutische Übungen für Katzen mit Ataxie können ebenso zu einer Besserung der Symptome führen. Hast du dir die Übungen einmal von einem Tierphysiotherapeut zeigen lassen, kannst du diese optimal in das Spielprogramm einbinden. Zur Ausführung der Balance- und Beweglichkeitsübungen eignen sich Alltagsgegenstände wie Bretter oder Decken.
Unterstützend bei Ataxie kann auch die richtige Ernährung sein. Entzündungshemmende Nahrungsergänzungsmittel wie Omega-3-Fettsäuren und wichtige Vitamine können positiven Einfluss auf die neurologischen Störungen haben. Mit nährstoffreichem Katzenfutter kannst du zudem eine Mangelernährung vorbeugen. Lass dich hierbei jedoch immer im Rahmen einer tierärztlichen Ernährungsberatung fachkundig unterstützen!
Natürlich dürfen Streicheleinheiten nicht fehlen. Zwar heilen die leider keine Grunderkrankung, doch extra Streicheleinheiten sowie regelmäßige Bespaßung lassen das Herz deiner Katze aufblühen. Nimm dir daher ausreichend Zeit zum Schmusen und Spielen mit deiner Samtpfote!
Fazit: Richtige Therapie und Unterstützung hilft Katzen mit Ataxie im Alltag
Jetzt weißt du, dass deine Katze mit Ataxie ein recht normales Leben führen kann, wenn das Tier die richtige Behandlung und Unterstützung im Alltag bekommt. Natürlich ist die neurologische Störung je nach Grunderkrankung und Symptomatik eine Einschränkung und Belastung für deine Katze und wahrscheinlich auch für dich, aber mit kleinen Hilfestellungen und ganz viel Liebe erleichterst du deiner Samtpfote den Alltag.