Schnurhaare bei Katzen – Zwischen „Dekoration“ und Funktion

Die Vibrissen oder Sinushaare, wie die Schnurrhaare auch genannt werden, werden funktional den Sinnesorganen zugeordnet und sind damit Teil des Tastsinns. Sie bestehen, wie das restliche Fell, aus Keratin. Allerdings sind sie deutlich robuster und vor allen Dingen viel länger. Bei Tag und bei Nacht bieten sie Katzen einen wertvollen Vorteil: Mithilfe der Schnurrhaare können Katzen Hindernisse erkennen und möglichen Gefahren rechtzeitig ausweichen. Das Bemerken von Luftbewegungen, wie sie etwa durch den Flügelschlag von Vögeln verursacht werden, gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Schnurrhaare. Beim Jagen von Kleinsäugern helfen die Schnurrhaare bei der Lokalisierung von Beutetieren in ihrer unmittelbaren Umgebung, da das Sehvermögen der Katzen im Nahbereich recht dürftig ausfällt.

Schnurrhaare der Katze: Funktionen

• Wahrnehmung von Hindernissen
• Registrierung von Luftbewegungen
• Lokalisierung von Beutetieren

Belebt sind die sichtbaren Haarschäfte nicht. Der für die ausgesprochen feine Sensorik verantwortliche Teil eines Schnurrhaares ist der Haarbalg oder Haarfollikel. Dieser ist nicht direkt erkennbar, denn er sitzt tief in der Haut. Die Follikel sind mit einer blutgefüllten Kapsel versehen, die mit zahlreichen Nerven ausgestattet ist. Durch die Bewegungen des Haarschafts wird Druck ausgeübt. Dieser Druck erzeugt einen elektrischen Impuls, der über die Nerven an das Gehirn weitergeleitet wird und die sensorische Reaktion der Katze auslöst. Zum Beispiel kann die Katze bei der Annäherung an ein Hindernis durch diese Impulse rechtzeitig darauf reagieren und ihre Bewegungen anpassen, um eine Kollision zu vermeiden. Verarbeitet werden die Impulse vom somatosensorischen Cortex, der allen Säugetieren der haptischen Wahrnehmung dient.
Wie wichtig die Funktion der Schnurrhaare für Katzen ist, wird durch ein Gutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft untermauert. Hierin werden fehlende oder funktionslose Tasthaare bei Katzen als Qualzuchtmerkmal eingestuft.

Die Schnurrhaare der Katze zu schneiden, ist theoretisch möglich. Sie bestehen aus Keratin und sind ebenso wie das restliche Fell nicht innerviert. Zumindest für den sichtbaren Teil gilt, dass Katzen an den Schnurrhaaren keine Schmerzen empfinden. Da die Vibrissen für eine Katze ein voll funktionsfähiges Sinnesorgan darstellen, das für den gesamten Sinneseindruck mitverantwortlich ist, sollten sie allerdings auf keinen Fall gekürzt werden, es ist sogar verboten!

Das Abschneiden der Sinushaare birgt einige Risiken. Sind die Schnurrhaare einer Katze abgeschnitten, findet sie sich in ihrer gewohnten Umgebung möglicherweise wesentlich schlechter zurecht. Sie kann Hindernisse, die sich auf ihren Wegen befinden, nicht rechtzeitig erkennen. Die Gefahr besteht, dass sie mit Möbelstücken oder anderen Einrichtungsgegenständen kollidiert und sich verletzt. In besonderem Maß sind Freigänger durch das Abschneiden der Vibrissen gefährdet. Freilaufende Katzen müssen mit ständigen Veränderungen in ihrem Revier klarkommen und sind auf das rechtzeitige Erkennen von Gegenständen und Eindringlingen angewiesen.

Das Jagdvermögen leidet ebenfalls unter dem Kürzen oder vollständigen Entfernen der Schnurrhaare, da die Katze Beutetiere in ihrer Nähe nicht mehr wahrnehmen kann.

Auch auf die Katzenpsyche kann das Trimmen der Schnurrhaare negativen Einfluss nehmen. Durch das Abschneiden der Vibrissen nimmst du deiner Katze ein wichtiges Sinnesorgan, wodurch sie erheblich verunsichert werden kann. Angst oder ein emotionaler Rückzug können die Folgen sein.

Neben der Tatsache, dass die Katze dadurch schwer in ihrem Leben eingeschränkt wird, ist das Abschneiden der Schnurrhaare gemäß des § 6 Tierschutzgesetz (TierSchG) auch rechtlich verboten.

Das Ausfallen der Schnurrhaare bei einer Katze kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Die harmloseste ist der natürliche, alterungsbedingte Ausfall der Vibrissen. Hat ein Schnurrhaar ein bestimmtes Alter erreicht, löst es sich vom Follikel und macht einem neuen, nachwachsenden Tasthaar Platz. Wenn du also ab und an ein Schnurrhaar auf dem Fußboden oder Sofa findest, besteht kein Grund zur Sorge. Während die ausgefallenen Schnurrhaare nachwachsen, übernehmen die verbleibenden die Tastfunktion.

Wird dein Tier älter, nehmen die degenerativen Prozesse des Körpers unweigerlich zu, verstärkter Haarausfall kann eine der Folgen sein. Hiervon sind auch die Schnurrhaare nicht ausgenommen. Im höheren Alter ist es also in gewissem Umfang ganz normal, dass Anzahl und Länge der Schnurrhaare zurückgehen. Bist du dir bezüglich der ausfallenden Schnurrhaare unsicher, kannst du dir tierärztlichen Rat, zum Beispiel bei Dr. Fressnapf, einholen.

Kommt es allerdings zum vermehrten Ausfall der Schnurrhaare, ist dein Augenmerk gefragt. Geht die Anzahl der Vibrissen deiner Katze deutlich zurück, kann es sich um das Begleitsymptom einer ernsthaften Grunderkrankung handeln. Verliert deine Samtpfote immer mehr Schnurrhaare und wachsen diese auch nicht nach, solltest du eine Tierarztpraxis zurate ziehen.

Das Ausfallen der Schnurrhaare kann außerdem ein Anzeichen für Stress sein. Gestresste Katzen neigen zu übertriebener Fellpflege. Das andauernde Reiben der Schnurrhaare am Fell kann Schnurrhaarausfall verursachen. Bemerkst du bei deiner Katze auffällige Verhaltensweisen, die auf Stress hindeuten könnten, solltest du nach der Ursache forschen. Ist die Stressquelle abgestellt, kann sich auch der Wuchs der Schnurrhaare wieder normalisieren.

Allergien kommen ebenfalls als Ursache für ausgefallene Schnurrhaare in Betracht. Kommen Katzen mit Allergenen in Kontakt, reagieren sie mitunter mit intensivem Kratzen. Ist die Schnauze betroffen, können die Schnurrhaare durch die übermäßige mechanische Beanspruchung früher oder später ausfallen.

Erhält deine Katze kein individuell auf sie abgestimmtes bedarfsdeckendes Alleinfuttermittel, kann es zu Mangelerscheinungen kommen. Auch das kann das Ausfallen der Tasthaare begründen. Fehlen deiner Samtpfote wichtige Vitamine und Mineralstoffe, kann sich das im Zurückgehen der Schnurrhaare äußern. Wenn auch das restliche Fell in Mitleidenschaft gezogen ist, solltest du die Katzenernährung auf den Prüfstand stellen. Bedarfsdeckendes Alleinfuttermittel für Katzen kann entscheidend dazu beitragen, dass es nicht zu Mangelerscheinungen kommt.

Zeigt sich ab und an ein abgebrochenes Schnurrhaar an der Schnauze deines Stubentigers, ist das noch nicht besorgniserregend. Bemerkst du allerdings eine Häufung, ist Ursachenforschung angesagt. Ein vergleichsweise harmloser Grund, der in erster Linie bei jungen Katzen in Betracht kommt, sind intensive körperliche Aktivitäten. Das Spielen mit Artgenossen endet bei unternehmungslustigen Kitten nicht selten in wilden Keilereien, bei denen schnell das ein oder andere Schnurrhaar abbrechen kann.

Eine weitere mögliche Ursache für abgebrochene Schnurrhaare ist eine nicht bedarfsdeckende Ernährung, die beispielsweise mit einem Alleinfuttermittel gewährleistet werden würde. Durch einen Mangel an unter anderem Vitamin A sowie E, Zink oder Proteinen kann es zum Abbrechen der Vibrissen kommen. Leidet deine Katze an einer Futterunverträglichkeit, kann ihr Organismus die Nährstoffe unter Umständen nicht in ausreichender Menge aufnehmen. Auch weniger qualitatives Futter, das kein individuell auf die Katze abgestimmtes bedarfsdeckendes Verhältnis aus Makro- und Mikronährstoffen bietet, kann eine Ursache für Mangelerscheinungen wie abgebrochene Tasthaare sein.

Ein ernsthafter Grund für abgebrochene Schnurrhaare können bereits bestehende Erkrankungen sein. Leidet deine Katze an einer Vorerkrankung der Zähne oder des Verdauungstraktes, kann sie erheblich in der Futteraufnahme und -verwertung eingeschränkt sein. Dadurch wird der Körper nur unzureichend mit lebenswichtigen Nährstoffen versorgt, ein stumpfes Fell, eine verzögerte Wundheilung und eben auch abgebrochene Schnurrhaare können die Folgen sein. Außerdem kann sie durch den Schmerz, den die Zähne beispielsweise bei einer Entzündung auslösen, ihr Gesicht an Gegenständen reiben und so Tasthaare verlieren. Steht der Verdacht einer bislang unbehandelten Grunderkrankung im Raum, solltest du umgehend handeln und deinen Schützling tierärztlich untersuchen lassen, damit eine Diagnose gestellt und die Katze richtig therapiert werden kann.

Dass die Tasthaare deiner Katze in regelmäßigen Abständen ausfallen, ist Teil eines natürlichen Erneuerungsprozesses. An die Stelle der ausgefallenen Sinushaare treten neu gebildete Nachfolger, die zunächst in den Follikeln heranwachsen. Wie schnell die Schnurrhaare der Katze nachwachsen, ist individuell recht unterschiedlich. Bis die Schnurrhaare ihre volle Größe erreicht haben, vergehen in der Regel mehrere Wochen bis Monate. Mithilfe eines Alleinfuttermittels, welches den gesamten Bedarf des Tieres abdecken sollte, kannst du deine Katze bei der Neubildung von Schnurrhaaren unterstützen. Dieses solltest du ihr in einem flachen Napf füttern, damit die Tasthaare beim Fressen nicht irritiert werden.

Dein Stubentiger ist bei weitem nicht das einzige Tier, das sich auf seine Vibrissen verlassen kann. Viele Säugetiere sind mit diesem Haartyp ausgestattet und profitieren von dessen Funktion – beispielsweise durch Orientierung in ihrem Lebensraum oder als Hilfe bei der Jagd auf Beute. Füchse, Ratten und Chinchillas tragen die auffällige Gesichtsbehaarung ebenso wie Robben und Seekühe.

Die Schnurrhaare der Katze sind ein wichtiges Sinnesorgan, das der Katze ihre Orientierung ermöglicht und natürliche Verhaltensweisen wie das Aufspüren von Beutetieren unterstützt. Kommt es zu einem deutlichen Verlust oder sind viele Schnurrhaare der Katze abgebrochen, solltest du die Ursachen ergründen und gegebenenfalls einen Tierarzt hinzuziehen. Hochwertiges, bedarfsdeckendes Alleinfuttermittel unterstützt das Nachwachsen der Vibrissen. Am besten servierst du das Futter in einem flachen Napf, denn dadurch verhinderst du, dass die Schnurrhaare deine Katze beim Fressen stören.