Mehrkatzenhaushalt – willkommen im „Miezhaus“
24.09.2024 - Lesedauer: 10 Minuten
Der Mehrkatzenhaushalt liegt im Trend. Hast du vor, zwei oder mehr Katzen ein neues Zuhause zu geben, ist das grundsätzlich möglich. Denn auch Katzen haben ein Faible für ihre Artgenossen. Viele Katzen sind regelrecht miteinander befreundet und zeigen ihre Zuneigung mit gegenseitiger Fellpflege, Spielen und Kuscheln. Vor allem, wenn du berufstätig bist, solltest du zwei Katzen adoptieren, damit das Tier nicht ohne Ansprache zu Hause ist.
- Mehrere Katzen – vermehrtes Glück
- Wie sieht das Zusammenleben in der Katzengruppe normalerweise aus?
- Der Anfang im Mehrkatzenhaushalt
- So sollte der Mehrkatzenhaushalt ausgestattet sein
- Freigang im Mehrkatzenhaushalt
- Woran erkenne ich, dass meine Katzen harmonisch zusammenleben?
- Probleme im Mehrkatzenhaushalt
- Wie schlichte ich Streit im Mehrkatzenhaushalt?
- Mobbing bei Katzen
- Wieso markiert meine Katze im Mehrkatzenhaushalt?
- Krankheiten im Mehrkatzenhaushalt: Durchfall & Co.
- Fazit: Das Glück im Mehrkatzenhaushalt
Mehrere Katzen – vermehrtes Glück
Eine Katze allein in der Wohnung zu halten, wird heute nicht mehr als artgerecht angesehen. Gerade, wenn die Zweibeiner viel unterwegs sind, ist das für die Katze oft unbefriedigend und frustrierend. Deshalb ist der Mehrkatzenhaushalt stark im Kommen. In den meisten Fällen läuft das Zusammenleben mehrerer Samtpfoten völlig problemlos, solange für jedes Tier ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen.
Wie sieht das Zusammenleben in der Katzengruppe normalerweise aus?
Viele Menschen gehen davon aus, dass Katzen von Natur aus Einzelgänger sind. Das stimmt nicht. Richtig ist, dass Katzen stets allein auf die Jagd gehen, also Einzeljäger sind. Das soziale Verhalten ähnelt in vielen Punkten denen eines Löwenrudels. In zahlreichen Studien wurde dargelegt, dass sich freilebende Katzen zu Verbänden zusammenschließen. Diese Gruppen belegen dann ein Revier. Diese „Rudel“ bestehen überwiegend aus verwandten Kätzinnen und ihrem Nachwuchs sowie einigen wenigen Katern. Erwachsene Kater suchen ein neues Revier oder schließen sich einer Katzengruppe an. Der renommierte Verhaltensforscher Paul Leyhausen beobachtete dabei, dass es unter Katzen regelrechte „Bruderschaften“ gibt. Die stellt eine Art gesellschaftlicher Rangordnung dar. Kater, die hinzukommen oder heranwachsen, werden laut Leyhausen dazu aufgefordert, der Bruderschaft beizutreten, und müssen für die Aufnahme zahlreiche Kämpfe überstehen.
Wie bei uns Menschen gibt es innerhalb einer Katzengruppe Sympathien und Abneigungen zwischen den Mitgliedern. Manche Katzen lieben sich innig, während andere sich spinnefeind sind. Auch neutrales Verhalten zwischen den Individuen und eine friedliche Koexistenz kommen vor.
Der Anfang im Mehrkatzenhaushalt
Am einfachsten ist es, zwei (oder mehr) Kitten ein neues Zuhause zu geben. Idealerweise sind die Tiere Wurfgeschwister oder zumindest im gleichen Alter. Es ist auch möglich, eine Altkatze mit einem neuen Mitbewohner zu vergesellschaften. Dabei solltest du aber behutsam vorgehen. Die einzelnen Schritte haben wir dir im Magazinbeitrag „Katzenzusammenführung: Beziehungsstress oder Freundschaft?“ ausführlich dargelegt.
Doch wie viele Tiere kann ich gemeinsam halten? Diese Frage ist so pauschal nicht zu beantworten, denn jedes Tier ist anders und hat eigene Bedürfnisse. Für viele Katzenmenschen ist die Zahl von zwei Katzen im Haushalt ideal. Je mehr Tiere es werden, desto komplexer werden die Beziehungen der Samtpfoten untereinander. Hier musst du auf jeden Fall darauf achten, dass genügend Rückzugsräume für die einzelnen Katzen bestehen. Als Faustregel gilt: ein Zimmer pro Katze. Oder nie mehr Katzen, als du Hände zum Streicheln hast. Eindeutig zu viele Katzen hast du, wenn sich ein Tier nicht mehr frei in der Wohnung bewegen kann, Angst und Stress hat.
Welche Stubentiger harmonieren gut miteinander? Auch bei Katzen hat sich der Spruch „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ bewahrheitet. Deshalb solltest du bei der Auswahl der Tiere darauf achten, dass sie sich im Charakter möglichst ähnlich sind. Das bezieht sich auch auf das Geschlecht der Tiere im Mehrkatzenhaushalt. Allgemein verstehen sich zwei Kater oder zwei Kätzinnen eher miteinander als gemischtgeschlechtliche Gruppen. Die Tierärztin Sabine Schroll führt dies auf ein unterschiedliches Spiel- und Kontaktverhalten der Geschlechter zurück, das sich bereits ab der zehnten bis zwölften Lebenswoche zeige. So würden Kater gern miteinander rangeln und Kontaktspiele pflegen, Kätzinnen aber Objektspiele bevorzugen. Allerdings zeigen die Erfahrungen vieler Katzenhalter, dass auch die Kombination von Kater und Katze funktionieren kann. Eine Kastration ist im Mehrkatzenhaushalt unumgänglich – schon, damit es nicht zu unerwünschtem Nachwuchs kommt.
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So sollte der Mehrkatzenhaushalt ausgestattet sein
Neben einer ausreichenden Anzahl von Zimmern solltest du große Sorgfalt bei der Einrichtung des Mehrkatzenhaushalts an den Tag legen. Schaffe genügend Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten für deine Samtpfoten. Denke vor allem an die dritte Dimension – Katzen lieben es, von einer erhöhten Position das Geschehen zu beobachten. Ideal sind Schleichwege oder Catwalks in der Höhe, die die Miezen für ihre Streifzüge nutzen können. Rückzugsräume wie Schlafhöhlen oder Liegeplätze am Fenster sollten ebenfalls in ausreichender Anzahl vorhanden sein. Denke an einen oder mehre Kratzbäume, damit sich die Stubentiger ausgiebig die Krallen wetzen können.
Der Hygiene kommt im Mehrkatzenhaushalt eine große Bedeutung zu. Das betrifft in erster Linie die Anzahl der Katzentoiletten. Anzahl der Katzen plus ein Klo lautet die gängige Faustformel: Jede Katze braucht mindestens eine eigene Toilette und manche auch zwei, da sie großes und kleines Geschäft trennen. Außerdem besteht so eine weitere Ausweichmöglichkeit für die Tiere. Wichtig ist zudem, die Toiletten voneinander zu trennen und nicht nebeneinander aufzubauen, da sonst die Katzen dies als eine Toilette wahrnehmen. Natürlich sollten die Toiletten regelmäßig gereinigt werden.
Jede Mieze sollte zudem ihren eigenen Futter- und Wassernapf bekommen. Schaffe bei der Fütterung im Mehrkatzenhaushalt für jede Samtpfote die Gelegenheit, ihre Mahlzeit in Ruhe genießen zu können. Es kann sogar sinnvoll sein, die Katzen in verschiedenen Räumen zu füttern, sodass kein Futterneid aufkommt. Die getrennte Fütterung ist außerdem empfehlenswert, wenn ein Tier besondere Bedürfnisse hat und zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente über das Futter bekommt.
Freigang im Mehrkatzenhaushalt
Ideal ist es natürlich, deinen Katzen Freigang zu ermöglichen. Auf dem Land ist dies meist ohne Probleme möglich. Die Miezen können sich so gut aus dem Weg gehen, Spannungen unter den WG-Mitgliedern werden vermieden. In der Stadt ist Freigang oft nicht möglich. Wenn du die Option hast, schaffe einen gesicherten Balkon oder einen abgesicherten Garten. Katzen lieben frische Luft und die Sonne tut auch der Katzenseele gut.
Gut zu wissen: Sprich mit deinem Vermieter, bevor du ein Katzenschutzgitter oder ein Katzenschutznetz am Balkon anbringst. Es könnte sich um eine bauliche Veränderung handeln, die zustimmungspflichtig ist.
Woran erkenne ich, dass meine Katzen harmonisch zusammenleben?
Es gibt sichere Anzeichen dafür, dass deine Katzen sich zusammen wohlfühlen und glücklich sind:
- Sie liegen dicht beisammen.
- Sie betreiben gegenseitige Fellpflege.
- Sie begrüßen sich durch „Köpfchen geben“ oder an der Nase.
- Sie spielen freundschaftlich und ohne Aggression miteinander.
- Sie bewegen sich unbefangen und ohne Angst durch die Wohnung.
- Sie berühren sich beim Vorbeigehen an verschiedenen Körperteilen.
Probleme im Mehrkatzenhaushalt
Probleme im Mehrkatzenhaushalt sind vielfältig. Auch unter Katzen gibt es Streit, der so weit führen kann, dass sich die beiden Miezen nicht mehr vertragen. Zudem kann es passieren, dass eine Katze im Rudel von einem oder mehreren Artgenossen regelrecht gemobbt wird. Und schließlich kann Stress unter den Bewohnern dazu führen, dass im Mehrkatzenhaushalt markiert wird. Auch richtig unsauber können gestresste Katzen werden und Urin oder Kot nicht mehr in der Toilette absetzen.
Wie schlichte ich Streit im Mehrkatzenhaushalt?
Es kann schon richtig zur Sache gehen, wenn es im Mehrkatzenhaushalt zum Streit kommt. Die Katzen stürzen sich aufeinander, Fellbüschel fliegen und die Emotionen kochen hoch. Hier ist dein Eingreifen gefragt:
- Trenne die Katzen voneinander und bringe sie in unterschiedlichen Räumen unter. So haben sie Gelegenheit, herunterzukommen und den Schrecken zu verarbeiten.
- Bestrafe deine Vierbeiner nicht, indem du zum Beispiel eine Wasserpistole oder Ähnliches benutzt. Das könnte zu einem Vertrauensverlust und einer Verschlimmerung der Situation führen.
- Lass deine Tiere erst einmal zur Ruhe kommen und bedränge sie nicht.
- Füttere die beiden Tiere zunächst in unterschiedlichen Räumen.
- Hebe die Trennung erst auf, wenn die Miezen wieder entspannt sind.
Unter Umständen musst du die Trennung für mehrere Wochen aufrechterhalten. Allerdings gibt es Fälle, in denen Katzen sich nach einem Streit nicht mehr leiden können, obwohl sie vorher ein Herz oder eine Seele waren. Dann ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Die Wiederzusammenführung der beiden Feinde sollte sich ähnlich gestalten wie die Zusammenführung zweier unbekannter Katzen. Hol dir professionelle Hilfe von einer Katzenpsychologin, die dich bei dem Unterfangen unterstützt und dir mit Rat und Tat zur Seite steht. Sinnvoll ist es zudem, weitere Ausweichmöglichkeiten für deine Stubentiger zu schaffen, damit sie sich aus dem Weg gehen können.
Gut zu wissen: Stress bei Katzen kannst du mit einem Pheromonzerstäuber reduzieren. Riecht die Katze diese körpereigenen Duftstoffe, werden an das Gehirn stresslindernde Signale gesendet. Viele Katzenhalter haben zudem gute Erfahrungen mit CBD-Öl für gestresste Samtpfoten gemacht.
Mobbing bei Katzen
Mobbing im Mehrkatzenhaushalt kommt relativ häufig vor. Dabei wird die „Opferkatze“ von einem oder mehreren Artgenossen so schikaniert, dass sie im Dauerstress ist. Das kann ein schleichender Prozess sein, den du erst gar nicht so bemerkst. Zum Beispiel zählt das Blockieren des „Opfertiers“ durch die „Täterkatze“ dazu. Das Opfer kann sich dann nicht mehr frei in der Wohnung bewegen oder die Toilette benutzen.
Symptome für ein anhaltendes Mobbing sind:
- übermäßiges Putzen
- Rastlosigkeit
- Rückzug an dunkle Stellen
- unentspannter Schlaf
- Appetitlosigkeit
- Unsauberkeit
Als erste Maßnahme solltest du die Opferkatze von den anderen trennen und ihr einen geschützten Raum zur Verfügung stellen. Schenke ihr zudem viel Aufmerksamkeit, indem du ihr Tricks beibringst und besondere Spiele veranstaltest, und stärke ihr Selbstbewusstsein. Auch für das aggressive Tier kann ein Mehr an Beschäftigung eine positive Wendung bringen, da eine der Ursachen für Aggression Langeweile sein kann.
Gut zu wissen: In manchen Fällen braucht die ängstliche Katze stressmindernde Nahrungsergänzung oder sogar angstlösende Medikamente. Sprich mit deinem Tierarzt darüber.
Die Wohnsituation der Katzengruppe sollte ebenfalls verbessert werden. Bei einem Mobbingfall ist es sinnvoll, einen Tierpsychologen hinzuzuziehen.
In einigen Fällen kann es passieren, dass ihr nicht aus der Täter-Opfer-Spirale herausfindet. Dann sollten die Tiere dauerhaft getrennt werden oder das Mobbingopfer in einen Einzelkatzenhaushalt umziehen.
Wieso markiert meine Katze im Mehrkatzenhaushalt?
Katzen sind reinliche Tiere, und trotzdem kann es vorkommen, dass Urin in der Wohnung abgesetzt wird oder deine Möbel markiert werden. Zunächst ist es wichtig, den Unterschied zu erkennen:
- Uriniert die Katze in der Wohnung, so ist die Urinmenge meist groß.
- Sie tut dies an weichen Stellen, zum Beispiel auf dem Badezimmerläufer oder im Bett.
- Markiert wird größtenteils in aufrechter Haltung und an bedeutsamen Orten.
Wichtig: Wenn du das Gefühl hast, dass deine Katze Schmerzen beim Urinieren hat und nur wenige Tröpfchen abgesetzt werden, stelle sie umgehend einem Tierarzt vor. Blasenentzündungen und FLUTD (feline lower urinary tract disease), ein entzündlicher Prozess der unteren Harnwege, sind bei Katzen häufig.
Sowohl Markieren als auch Unsauberkeit können auf Stress oder psychische Probleme zurückzuführen sein. Gerade im Mehrkatzenhaushalt können Unstimmigkeiten in der Gruppe zu dem Verhalten führen.
Krankheiten im Mehrkatzenhaushalt: Durchfall & Co.
Die Ursachen für Durchfall können vielfältig sein. Tipps bekommst du im Ratgeberbeitrag „Katze mit Durchfall – Das hilft!“. Infektionen, Parasiten und organische Ursachen können der Auslöser für Durchfall sein. Im Mehrkatzenhaushalt solltest du folgende Maßnahmen ergreifen:
- das kranke Tier von den anderen Gruppenmitgliedern trennen
- den Patienten dem Tierarzt vorstellen, gegebenenfalls die anderen Katzen ebenfalls untersuchen lassen
- alle Toiletten reinigen und desinfizieren und diesen Vorgang regelmäßig wiederholen
Fazit: Das Glück im Mehrkatzenhaushalt
Katzen sind keine notorischen Einzelgänger, wie man früher geglaubt hat. Die meisten Mehrkatzenhaushalte leben glücklich und zufrieden, ohne größere Spannungen. Gerade für berufstätige Menschen ist es besser, sich für zwei oder mehr Katzen zu entscheiden. Richte deinen Haushalt katzenfreundlich ein und sorge für ausreichend Rückzugsmöglichkeiten für jedes Tier. Streitereien kannst du schnell schlichten. Wird ein Tier der Gruppe gemobbt, brauchst du unter Umständen die Unterstützung eines Katzenpsychologen.