Warum Katzen Grenzen brauchen
06.05.2024 - Lesedauer: 3 Minuten
Grenzen setzen, das klingt wie eine Bestrafung. In Wahrheit ist es aber sowohl für unsere geliebten Katzen als auch für uns Menschen eine Erleichterung. Warum das so ist und was du dabei unbedingt beachten solltest, das erklärt Katzenverhaltensexpertin Petra Ott.
Über den Sinn und Unsinn von Grenzen
Gleich vorab: Zu viel Einschränkung finde ich nicht richtig, denn das kann Konflikte hervorrufen. Wenn ich meiner Katze beispielsweise verbiete, den Tisch, die Küchenarbeitsplatte, das Sofa, den Sessel usw. zu betreten, dann sind es wahrscheinlich zu viele Flächen, die ich als Mensch für mich beanspruche. Damit schränke ich das Revier der Katze stark ein.
Ein Praxisbeispiel: Eine verzweifelte Familie kontaktierte mich, weil die drei Katzen, die sie aus dem Tierheim geholt hatten, plötzlich aggressiv wurden. Nach kürzester Zeit attackierten sie sowohl ihre Artgenossen als auch die Menschen. Was ist da passiert? Die Familie war ratlos, wohnten sie doch auf großzügigen 125 Quadratmetern.
Nach genauerem Nachfragen, wie viele Türen denn im Haus geschlossen sind und wo die Katzen überall nicht hindürfen, war alles klar:
Autorin: Petra Ott
Ganzheitlich orientierte Tiercoachin, staatlich geprüfte Tierpflegerin und KatzenverhaltensexpertinDie drei Katzen durften sich lediglich im 35 Quadratmeter großen Wohnzimmer aufhalten, hatten eine gemeinsame Futterstelle, es gab ein einziges Katzenklo im Badezimmer. Die beiden Kleinkinder, die die Katzen zweifellos lieb hatten, aber sehr stürmisch waren, gaben den Fellnasen den Rest. Auch an erhöhte Ebenen zum Ausweichen für die Tiere hatte die Familie nicht gedacht.
Regeln sorgen für Entspannung
Heißt das nun, dass Grenzen Unsinn sind? Nein. Aber wenn Katzen zu wenig Ressourcen haben oder ihr Revier zu klein ist, wehren sie sich – entweder offensiv oder defensiv. Dennoch finde ich es sehr wichtig, dass es Tabuzonen gibt, zum Beispiel den Esstisch. Das ist vollkommen legitim! Wenn ich als Mensch hier Grenzen setze, dann freue ich mich darüber, dass meine Katze diese Regel befolgt. Ich bin weniger nervös, genervt oder, noch schlimmer, aggressiv. Die Katze wiederum muss nicht ständig um Aufmerksamkeit betteln, weil sie ja weiß: Da oben auf dem Tisch spielt sich eh nichts ab.
Um solch eine Regel durchzusetzen, müssen wir konsequent sein und können keine Ausnahmen dulden. Dabei ist es wichtig, nicht fälschlich zu konditionieren. Denn manche Katze versteht ein Nein oder ein Hinunterheben vom Tisch als Aufmerksamkeit und nicht als Bestrafung. Doch Schimpfen bringt auch nichts, denn dann verändert sich die Beziehung zwischen Mensch und Tier, alle sind verunsichert und aufgebracht, und schon kommen die nächsten Probleme hinzu …
Ein weiteres Praxisbeispiel: Eine Katzenhalterin war extrem genervt, denn jedes Mal, wenn sie sich mit ihrem Abendessen hingesetzt hat, war ihre Katze schon da und hatte bereits eine Pfote im Teller. Kein Teller war sicher vor ihr. Nach einem Analysegespräch zeigte sich: Die Frau hat die Katze, ohne es zu wollen, für ihr Benehmen gelobt und ihr Verhalten damit noch verstärkt.
Kleine Veränderungen mit großer Wirkung
Wir Katzenhalter:innen interpretieren leider manche Situationen falsch, weil wir unsere Fellnasen vermenschlichen. Dann kommt es zu Problemen. Eine Katze will nicht provozieren oder ihrem Menschen Ärger machen. Katzen sind neugierig und erweitern eben gerne ihr Revier, und wenn es nur der Esstisch oder der Teller ist.
Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die wir verändern müssen. Dabei kann auch ein Blick von außen helfen. Sinnvolle Grenzen, klare Regeln, verständliches Training, und schon läuft es zu Hause wieder rund.