Manx: die „Ohne-Schwanz-Katze“ von der Insel
10.04.2024 - Lesedauer: 6 Minuten
„Manx“ ist der keltische Name für die Isle of Man und zugleich der des wohl bekanntesten Vertreters der örtlichen Tierwelt, der Manx-Katze. Diese Rasse ist sogar vielen Katzen-Laien ein Begriff, denn den Samtpfoten fehlt ein wichtiges Katzenattribut: der Schwanz. Obwohl dieses extreme Handicap bei der Manx (im Ursprung) nicht beabsichtigt vom Menschen als „Schönheitsideal“ gefördert wurde, gilt die Rasse vielerorts als „Qualzucht“. Lerne die eigentümliche Insulanerin kennen.
Manx: Charakter
Bei den ersten Begegnungen mit fremden Menschen mag die Manx noch etwas zurückhaltend sein. Grundsätzlich handelt es sich jedoch um eine freundliche Familienkatze, die das Alleinsein nicht mag und sich eng an ihre Bezugspersonen anschließt. Sie kommt mit anderen Haustieren wie friedlichen Hunden gut klar. Mindestens ein Artgenosse sollte allerdings mit von der Partie sein, wobei die Partnerkatze kein Raufbold sein darf. Besucher oder ungewohnte Situationen beäugt die Manx zunächst aus sicherer Entfernung.
Die Manx gilt als eher ruhige Katze, die sich selten lautstark Gehör verschafft. Stattdessen miaut sie leise oder gibt gurrende Geräusche von sich. Trotz ihrer Gelassenheit braucht sie Anregung und Beschäftigung beim regelmäßigen Spiel mit ihren Menschen.
SteckbriefManx
Rasse: | Manx |
Herkunft: | Isle of Man |
Größe: | klein bis mittelgroß (zwischen 30 und 35 Zentimeter Widerristhöhe) |
Gewicht: | bis 5,5 Kilogramm (Kater), bis 3,5 Kilogramm (Katze) |
Körperbau: | Kruppe höher als Schultern, rundlich-kompaktes Aussehen, gewölbter Rücken, grober Knochenbau („Cobby“-Format) |
Kopfform: | rundlich, kleine Ohren |
Augen: | alle Farben |
Fell und Farbe: | alle Farben und Zeichnungen (außer Siam-Look); kurzhaarig, weiches, „polsterartiges“ Fell mit kurzer Unterwolle |
Fellpflege: | regelmäßiges, mindestens wöchentliches Striegeln mit weicher Bürste |
Charakter: | gutmütig, gelassen, freundlich |
Besonderheiten: | gilt in vielen Ländern als Qualzucht |
Haltung: | Wohnungshaltung mit Balkon oder Auslauf im gesicherten Garten |
Haltung und Pflege der Manx
Wer sich für eine Manx entscheidet, sollte sich bewusst sein, dass die Haltung der Katzen fast zwangsläufig mit einer Menge Tierarztbesuchen verbunden sein wird. Manx-Katzen sind anfällig für verschiedene orthopädische Erkrankungen. So kommt es häufig zu Missbildungen der Wirbel und Fehlstellungen des Skeletts, die sich in Arthrose oder der Ausbildung eines „offenen Rückens“ äußern. Durch einen tendenziell verkürzten Darm leiden viele Manx zudem an Magen-Darm-Erkrankungen, darunter Inkontinenz oder Missbildungen der Afteröffnung.
Diese Erkrankungen zeigen sich allerdings möglicherweise erst beim Heranwachsen des Tieres und sind einem Kitten noch nicht anzusehen. Mit neun bis dreizehn Jahren ist die Lebenserwartung einer Manx zudem deutlich gegenüber anderen Rassen verkürzt.
Eine Manx sollte stets als Wohnungskatze gehalten werden, idealerweise mit Zugang zu einem gesicherten Balkon oder Garten. Das Freigängerleben wäre für die schwanzlose Katze riskant. Sie ist zugleich körperlich eingeschränkt und ihr fehlt mit dem Schwanz ein wichtiges Kommunikationsmittel. Bei Konflikten mit anderen Katzen zieht die Manx daher tendenziell den Kürzeren.
Dennoch braucht auch die Manx Möglichkeiten zum Klettern und Spielen. Ideal ist es, wenn du dem Tier mit geschickt arrangierten Möbeln oder Trittstufen den Zugang zu höher gelegenen Aussichtspunkten wie Fensterbank oder Schreibtisch erleichterst.
Die Manx muss regelmäßig gebürstet werden: Ihr Haar ist zwar kurz, aber die Unterwolle so dicht, dass sich leicht Knötchen und Verfilzungen bilden. Sei dabei besonders vorsichtig beim Berühren des Hinterteils: Dort, wo sich normalerweise der Schwanz befindet, sind zahlreiche Nervenenden angesiedelt, die den Katzensteiß extrem empfindlich machen.
Fütterungstechnisch ist bei der Manx nichts Besonderes zu beachten, allerdings neigt die Rasse zu Übergewicht. Achte sorgfältig auf die Rationen im Napf und verwende qualitativ hochwertiges Futter mit wenig Fett und Zucker.
Besonderheiten der Manx
Das auffälligste Merkmal der Manx-Katze ist natürlich der nicht vorhandene Schwanz. Dieser ist zugleich Gegenstand kritischer Diskussion internationaler Katzenverbände und Tierschutzorganisationen. Objektiv betrachtet handelt es sich bei einem fehlenden Katzenschwanz um ein augenfälliges Handicap, das zu einer Beeinträchtigung des Gleichgewichtssinns führt. Kritiker der Manx-Zucht stellen daher infrage, ob es mit dem Tierwohl vereinbar sei, eine solche körperliche Einschränkung vorsätzlich zu reproduzieren. Die Vorderbeine der Manx sind zudem kürzer als die hinteren. Dieser abweichende Körperbau bewirkt, dass die Tiere nicht so elegant laufen wie ihre Artgenossen, sondern ein eher an Kaninchen erinnerndes Hoppeln zur schnellen Fortbewegung einsetzen.
Farben der Manx
Manx-Katzen gibt es in fast unbeschränkter Farbenvielfalt: einfarbig, gefleckt, Tiger, Tuxedos, Glückskatzen, Tabbys. Da die Erbanlage für die Schwanzlosigkeit nicht mit jener für die Fellfarbe verknüpft ist und die Vorfahren der Manx eine bunt gemischte Population waren, gibt es nur sehr wenige Beschränkungen, was die Nuancen angeht. Allein das typische Farbmuster, wie es bei Siamkatzen zu finden ist, gilt im Rassestandard als unerwünscht.
Analog dazu gibt es keine Einschränkungen der Augenfarbe. Bernstein, Kupfer, Grün, Braun, Orange, Gelb und Gold kommen bei Manx vor.
Die Geschichte der Manx
Als Noah einst die Arche verriegelte, gelang es der Manx gerade noch, hineinzurennen – ihr Schwanz jedoch fiel der zuschlagenden Tür zum Opfer. Soweit die volkstümliche Ursprungsgeschichte der Manx.
Die wissenschaftliche Erklärung fällt nüchterner aus: An der Manx lassen sich Effekte der Genetik nachvollziehen. Ihren eigentlichen Ursprung fand die Manx-Rasse nämlich tatsächlich nicht in vorsätzlicher Zucht. Grundlage war vielmehr eine unglückliche Kombination aus Genetik und Geografie. Die Heimat der schwanzlosen Katze, die Isle of Man, ist durch ihre Lage in der Irischen See zum einen von einer für Katzen unüberwindbaren natürlichen Grenze umgeben. Zudem ist das Eiland mit nur 572 Quadratkilometern recht klein.
Wie die ersten Hauskatzen die Insel erreichten, ist nicht geklärt, möglicherweise brachten Seefahrer sie aus Asien mit. Doch innerhalb der lokalen Population kam es im Laufe der Zeit unweigerlich zu Inzucht und damit zur Verkleinerung des Genpools. Auf dieser Basis konnte sich eine spontane, natürliche Genmutation des Katzenschwanzes verstärkt etablieren, die bei Festlandkatzen nur in sehr seltenen Einzelfällen auftritt.
Die Erbanlage für „Schwanzlosigkeit“ wird dominant vererbt, zugleich handelt es sich um einen sogenannten „rezessiven Letalfaktor“. In der Konsequenz führt diese Ausgangslage unter anderem dazu dass eine Verpaarung zweier Manx-Katzen bei der Zucht das Risiko von Totgeburten birgt. Bei verantwortungsvoll arrangierten Verpaarungen ist daher ein Elternteil stets eine Nicht-Manx (meist eine British Shorthair) und im Wurf gibt es neben Kitten ohne Schwanz auch solche, die einen rudimentären oder normalen Schwanz besitzen.
Die fatale „Schwanzlosigkeit“ wird heute von Züchtern als Rassemerkmal bewusst konserviert. Dabei unterscheidet man verschiedene Ausprägungen: sogenannte „Rumpies“ (ohne Schwanzwirbel), „Stumpies“ (mit rudimentärem Schwanz), „Stumpie Raiser“ (beweglicher Stummelschwanz) und „Tailies“ (Manx mit normalem Schwanz). An Ausstellungen dürfen (sofern die Rasse überhaupt zugelassen ist) nur „Rumpies“ teilnehmen.
Vereinzelt waren Manx-Katzen bereits im 18. Jahrhundert auf Katzenausstellungen zu sehen. Planvoll gezüchtet wird seit den Dreißigerjahren in den USA, die offizielle Anerkennung als Rasse erfolgte in den Sechzigerjahren durch die britische Governing Council of the Cat Fancy (GCCF). Auch bei der CFA (Cat Fanciers’ Association, USA), ACFA (American Cat Fanciers Association) und FIFe (Fédération Internationale Féline) wird die Manx gelistet.
Züchter der Rasse finden sich vornehmlich in Großbritannien, den USA und Skandinavien. In Deutschland ist die Zucht von Manx-Katzen gemäß Tierschutzgesetz verboten, da die Rasse hierzulande als Qualzucht eingestuft wird. Du wirst im Inland also keine Bezugsquellen für die schwanzlosen Rassekatzen finden.