Scottish Fold: liebenswerte Katze mit charakteristischen Faltohren

Die Scottish Fold gehört zu den stilleren Vertretern unter den Rassekatzen. Sie miaut selten und möchte nicht den ganzen Tag toben. Geschuldet ist das dem bereits genannten Gendefekt, der zu schmerzhafter Arthrose führen kann und so Knochen- und Knorpelschäden verursacht. Die Katze ist infolgedessen in der Beweglichkeit eingeschränkt. Charakterlich zeichnet sich die Scottish Folds zudem durch Empathie aus. Sie registrieren die Stimmung ihrer Menschen genau und reagieren je nach Situation mit Anschmiegsamkeit oder spielerischen Aktionen. In der Regel sind die Tiere sehr friedfertig und tendieren zum Ausweichen statt dem Zücken der Krallen zur Abwehr. Durch ihre ausgeglichene, freundliche Art wird sie oft von Familien in das Herz geschlossen.

Das für die Klappohren verantwortliche Gen beeinflusst auch andere Knorpel- und Knochenstrukturen, weshalb bei den grauen Samtpfoten die sogenannte Osteochondrodysplasie (OCD) auftreten kann. Mögliche Anzeichen dieser Erkrankung sind unter anderem Berührungsschmerzen, Arthrose, Lahmheit und verdickte Gelenke. Trotzdem schätzt sie Gesellschaft in Form eines Artgenossen. Eine ruhigere Wohnumgebung sowie eine Anpassung an die eingeschränkte Beweglichkeit deines Stubentigers kommen ihren Bedürfnissen entgegen, denn Lärm und Hektik behagen ihr nicht.

Katzen legen allgemein großen Wert auf Sauberkeit. Besonders die Scottish Fold bestehen auf strenge Hygiene, vor allem bei der Katzentoilette, die mindestens einmal täglich gesäubert werden sollte.

Einmal wöchentlich solltest du das Fell deines Tieres mit einer weichen Bürste oder einem dafür geeigneten Handschuh pflegen, während des Fellwechsels empfiehlt sich hingegen tägliches Bürsten. Die Ohren deiner Scottish Fold solltest du jeden Tag kontrollieren, denn durch die Faltung können sich chronische Ohrentzündungen entwickeln. Reinige dafür die Ohrmuschel vorsichtig mit einem Wattebausch und warmem Wasser.

Das Farbspektrum, in dem die Scottish Fold nach Rassestandards anerkannt ist, ist umfangreich: Erlaubt sind alle Farbschläge wie z.B. ein Tabby- oder Mackerel („Makrelen“) -Muster sowie Schildpatt und gescheckt. Verboten sind Lilac, Schokoladenbraun und der typischen „Siampoint“-Färbung.

Bei Katzen kommt es gelegentlich vor, dass aufgrund eines Gendefekts Exemplare mit geklappten Ohren auftreten. Die Anomalie sorgt für eine Störung im Knorpelwachstum an den Ohren, die mangels Stabilität umknicken. Im Fall der Scottish Fold wurde ab den 1960er-Jahren gezielt mit faltohrigen Tieren gezüchtet. Die genetische Grundlage ist auch Ursache dafür, dass die Scottish Fold nicht weltweit von allen Katzenzuchtverbänden als Rasse anerkannt wird – wie dem französisch/europäischen Verband Fédération Internationale Féline (FiFe) oder dem britischen Governing Council of the Cat Fancy (GCCF).

Die Scottish Fold leidet insbesondere aufgrund der Klappohren häufiger als andere Katzenrassen unter bestimmten Erkrankungen. Folgende Krankheiten treten bei Scottish Fold Katzen vermehrt auf:

• Osteochondrodysplasie (OCD)
• Atem- und Augenbeschwerden (kurzschnäuzige Knochendeformation des Schädels)
• Polyzistische Nierenerkrankung
• Arthrose
• Ohrenentzündungen (Reinigung der Ohren ist nicht möglich)
• Herzerkrankungen

Die Osteochondrodysplasie (OCD) ist eine genetische Erkrankung, die sich auf die Knochen- und Knorpelentwicklung auswirkt. Neben der Faltohren wirkt sich die Mutation auf verschiedene Skelettveränderungen aus. Im TRPV4-Gen, welches normalerweise für die Gewebehomöostase und Zelldifferenzierung verantwortlich ist, verursacht die Mutation die Krankheit. Betroffene Tiere weisen schmerzhafte Knochendeformationen, kurze und ungewöhnlich breite Gliedmaßen sowie einen kurzen, unflexiblen Schwanz auf. Vor allem Mittelhand- und Mittelfußknochen sind dabei betroffen. Die Folgen sind eine Abneigung gegenüber jeglicher Bewegung, geschwollene Gelenke, Lahmheit und Arthrose. Besonders stark betroffene Individuen sind nicht zur eigenständigen Fortbewegung fähig. Für die Diagnostik kommen bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT und Spiral-CT zum Einsatz.

Diese Symptome verursacht OCD:

• verkürzte Gliedmaßen
• kurzer, unflexibler Schwanz
• geschwollene Gelenke
• Lahmheit
• Bewegungsunfähigkeit
• Arthrose

Da OCD autosomal-dominant vererbt wird, sind grundsätzlich alle Individuen der Scottish-Fold-Rasse betroffen. Das bedeutet, dass das betroffene Gen zum einen auf einem nicht-geschlechtsgebundenem Chromosom liegt und zum anderen ein erkranktes Elternteil ausreicht. In welchem Alter die Symptome auftreten und wie schwerwiegend diese sind, variiert stark. Diagnostiziert werden kann die Krankheit bei reinerbigen Katzen bereits ab der siebten Lebenswoche, bei einem milderen Verlauf jedoch erst im fortgeschrittenen Alter.

Das deutsche Tierschutzgesetz gibt eindeutige Richtlinien bezüglich der Qualzucht vor: Gemäß § 11b TierSchG ist es verboten, Wirbeltiere mit zu erwartenden Defekten zu züchten. Demnach dürfen keine Tiere gezüchtet werden, bei denen Körperteile derart umgestaltet sind, dass Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten können. Auch darf der artgemäße Kontakt mit Artgenossen nicht zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden führen.

Durch die genetisch bedingten Bewegungseinschränkungen ist es Scottish-Fold-Katzen nicht möglich, arttypische soziale Kontakte mit anderen Katzen zu pflegen. Dies trifft insbesondere auf Scottish-Fold-Kitten zu, die aufgrund eines starken Schmerzempfindens nicht mit anderen Jungkatzen herumtoben oder spielen können.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat bereits im Oktober 2005 ein Gutachten vorgestellt, das sich mit der Auslegung des Paragrafen 11b des Tierschutzgesetzes beschäftigt. Darin werden ausdrücklich Anomalien des äußeren Ohres wie Kippohr oder Faltohr als Qualzuchtmerkmal aufgeführt. Als Grund hierfür wird die eingeschränkte Möglichkeit zur sozialen Kontaktaufnahme genannt. Hinzu kommt der Umstand, dass bei einem Teil der Tiere mit Knorpel- und Knochenschäden, die chronische Schmerzen und Leiden hervorrufen, zu rechnen ist.

Tierschützer weisen auch darauf hin, dass Ohren für Katzen im Allgemeinen ein wichtiges Kommunikationsinstrument sind. Der Knorpel des Katzenohrs übt eine wichtige Stützfunktion aus. Im Zusammenspiel mit der Muskulatur ermöglicht er den Tieren feinste Ohrenbewegungen, die von Artgenossen wahrgenommen und entsprechend interpretiert werden. Durch das Fehlen des Knorpels im Ohr ist die Scottish Fold nicht in der Lage, umfänglich mit ihren Artgenossen zu kommunizieren.

Wie bereits erwähnt, wird die liebenswerte Katzenrasse in vielen Teilen der Welt als Qualzucht eingestuft. Doch nach wie vor hat das aus Schottland stammende Tier weltweit viele Freunde. Dabei sind sich viele Käufern der Schmerzen der Tiere nicht bewusst.

In manchen deutschen Bundesländern ist die Zucht streng untersagt, etwa in Mecklenburg-Vorpommern. Die Scottish Fold gilt dort, wie auch in anderen Ländern (zum Beispiel Österreich), als Qualzucht. Auch bei mischerbigen Tieren, wenn nur ein Elternteil eine Schottische Faltohrkatze ist und das andere beispielsweise eine Britisch-Kurzhaar, kann das Merkmal weitervererbt werden.

Die Zucht wird zwar als tierschutzwidrig betrachtet, Kauf und Haltung der Tiere sind aber dennoch nicht verboten.

Tierschützer sehen das unreflektierte Fokussieren potenzieller Scottish-Fold-Käufer auf das niedliche Erscheinungsbild daher äußerst kritisch. Sie stellen den vorprogrammierten Leidensweg der betroffenen Tiere in den Hintergrund. So betont etwa der Deutsche Tierschutzbund, dass den Katzen aus Qualzucht ein lebenslanger Leidensweg mit Schmerzen und Einschränkungen bezüglich des arttypischen Verhaltens bevorstehe. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass sich der ursächliche Gendefekt eben nicht allein auf die Ohren beschränkt, sondern auch das Knochen- und Knorpelgewebe des gesamten Katzenkörpers betrifft.

Trotz der ablehnenden Gesetzeslage floriert der Handel mit den intelligenten Katzen auch in Deutschland weiterhin. Ebenso wird die Zucht von Faltohrkatzen betrieben. In Bayern erging im November 2020 ein Urteil des Verwaltungsgerichts Ansbach demgemäß die Zucht von Scottish-Fold-Katzen eine Qualzucht darstellt und gegen § 11b Abs. 1 Nr. 1 TierSchG verstößt. Der Katzenzüchterin wurde eine Geldstrafe und ein Zuchtverbot bezüglich der Rasse Scottish Fold auferlegt.

Wie wichtig das Eingreifen des Gesetzgebers bezüglich der Qualzucht von Scottish-Fold-Katzen ist, belegt exemplarisch ein Vorfall in Berlin. Im dortigen Tierheim wurde eine wenige Monate alte Scottish Fold abgegeben, die neben den phänotypischen Faltohren krankheitsbedingt stark vergrößerte Pfoten aufwies. Die kleine Katze litt unter starken Bewegungsstörungen, zeigte ein schmerzhaftes Gangbild und äußerte ihre Schmerzen lautstark. Die anschließende Röntgenuntersuchung offenbarte eine schwere Form der Osteoarthritis (chronische Gelenkerkrankung) von der neben den Extremitäten auch die Wirbelsäule betroffen war. Das Kitten musste aufgrund der aussichtslosen Prognose eingeschläfert werden.

Hat die OCD-Erkrankung keine schwerwiegenden Symptome zur Folge, kann eine Scottisch Fold durchaus ein katzentypisches Lebensalter erreichen. Als Lebensspanne werden häufig zwölf bis 15 Jahre genannt. Äußert sich die OCD allerdings in Lähmungserscheinungen oder der völligen Bewegungsunfähigkeit, beschränkt sich die Lebenszeit nicht selten auf wenige Jahre oder sogar nur Monate. Erleidet ein Tier unzumutbare Schmerzen, muss es aus Gründen des Tierschutzes eingeschläfert werden.

Wenn du eine Scottish Fold in deinem Zuhause aufnehmen möchtest, solltest du einige Haltungsempfehlungen beachten. Wichtig ist, dass der Bewegungsunmut nicht in einer Laune des Tieres begründet ist, sondern in der Schmerzvermeidung. Will sich die Katze nicht bewegen, solltest du dies akzeptieren und sie in Ruhe lassen. 

Auch andere Tiere im Haushalt können für eine Scottish Fold einen erheblichen Stressfaktor darstellen. Dies gilt insbesondere dann, wenn es sich um verspielte oder besonders quirlige Hunde oder Katzen handelt. Um deiner Samtpfote ein möglichst schmerzfreies oder zumindest schmerzarmes Leben zu ermöglichen, sind unter Umständen schon in jungen Jahren Schmerzmittel erforderlich. In einer tierärztlichen Praxis mit Palliativerfahrung können deiner Katze die passenden Medikamente verschreiben werden. Zudem erhältst du weitere hilfreiche Tipps zur Pflege deines kleinen Schmerzpatienten.

Diese Haltungsbedingungen machen deiner Scottish Fold das Leben leichter:

• leicht erreichbare Ruheplätze
• Ruhe bei Bewegungsunlust
• keine quirligen Tiere im Haushalt
• regelmäßige Tierarztbesuche
• Schmerztherapie mit Medikamenten

Sämtliche Scottish-Fold-Katzen und deren Mischlinge tragen den rassetypischen Gendefekt in sich. Die niedlich anmutenden, umgelegten Ohren lassen sich nur zum Preis einer schwerwiegenden, vererbbaren Erkrankung des Bewegungsapparates als Rassemerkmal erhalten. Jungen Faltohrkatzen steht unter Umständen ein langes, leidvolles Leben bevor, das aus Tierschutzgründen häufig vorzeitig von einem Veterinärmediziner beendet werden muss. Entscheidest du dich für eine Scottish Fold, solltest du ihrem Gesundheitsstatus angemessene Lebensbedingungen in deinem Haushalt schaffen und mit nicht unerheblichen Zusatzkosten für Tierarztbesuche rechnen. Greife dabei auf eine Katze aus dem Tierheim oder Tierschutz zurück, damit die Nachfrage der Tiere nicht steigt.