Tuxedo-Katzen: elegante âSalon-Pantherâ in schickem Dress
18.11.2024 - Lesedauer: 6 Minuten

Tuxedo-Katzen sind keine eigene Rasse, sondern schwarze Katzen mit weiĂer âAnzugâ-Zeichnung.
Ryuichi Miyazaki/Moment via Getty Images
Ob beim gesitteten Dinner am Napf oder bei Action mit Artgenossen: Tuxedo-Katzen erscheinen stets tadellos âgekleidetâ. Die weiĂe Zeichnung auf dem ansonsten glĂ€nzend schwarzen Fell lĂ€sst die Vertreter dieses Farbschlags buchstĂ€blich wirken, als trĂŒgen sie einen eleganten âSmokingâ. Entgegen verbreiteter Annahme handelt es sich bei der Tuxedo-Katze allerdings nicht um eine eigenstĂ€ndige ZĂŒchtung, sondern um eine spezielle Fellzeichnung, die unter diversen Rassekatzen vorkommt. Erfahre mehr ĂŒber die schnurrenden âAnzugtrĂ€gerâ!
Was bedeutet der Begriff âTuxedo-Katzeâ?
UrsprĂŒnglich war âTuxedoâ eine Ortsbezeichnung â genauer, der Name eines Landsitzes fĂŒr New Yorker Gentlemen, die dort in den 1880er-Jahren einen neuen (damals skandalös legeren) Modestil einfĂŒhrten. âTuxedoâ wurde in der Folge im US-amerikanischen Sprachgebrauch zum Synonym fĂŒr ein elegantes schwarzes Sakko, das traditionell zu weiĂem Hemd und schwarzer Hose getragen wird. Briten bezeichnen dasselbe KleidungsstĂŒck als âsmoking jacketâ. Beim âTuxedoâ handelt es sich also um eine Vokabel aus der Welt der feinen Herrenmode, die hierzulande allerdings weniger gebrĂ€uchlich ist als der Begriff âSmokingâ.
Im Kontext mit Katzen gelangte der Begriff âTuxedoâ erst in jĂŒngerer Vergangenheit in den deutschsprachigen Raum â auch die Katzenliebhaber-Szene wird zunehmend international geprĂ€gt. Heute kaum noch gebrĂ€uchlich fĂŒr schwarze Katzen mit Latz und âStiefelchenâ ist dagegen der alte Ausdruck âFelix-Katzeâ: Damit assoziieren moderne Katzenhalter nun eher das Maskottchen eines bekannten Futterherstellers â das seinerseits eine Tuxedo-Katze darstellt.
Im Gegensatz zu anderen FarbschlĂ€gen wie beispielsweise der âGlĂŒckskatzeâ kommen Tuxedos zwar nicht besonders selten vor â durch ihren âelegantenâ Look haben sie jedoch eine auffĂ€llige Erscheinung. Der extreme Schwarz-WeiĂ-Kontrast ihres Fells springt ins Auge und begeistert viele Freunde der Samtpfoten â und das nicht erst seit gestern. Schon illustre Persönlichkeiten wie Sir Isaac Newton, William Shakespeare und Ludwig van Beethoven sollen Fans von Tuxedo-Katzen gewesen sein.
Die Farben der Tuxedo-Katze
Nicht jede schwarz-weiĂe Katze ist automatisch eine Tuxedo-Katze. Unter Bicolor-Miezen gibt es auch andere Fellzeichnungen, zum Beispiel Schecken. Ausschlaggebend sind die Positionen der schwarzen und weiĂen Partien am Körper und ihre Gewichtung.
Das Fell von Tuxedo-Katzen ist grundsĂ€tzlich zum ĂŒberwiegenden Anteil und zusammenhĂ€ngend schwarz. Kombiniert ist es mit weiĂen Abzeichen an Kehle, Brust, Bauch, (idealerweise allen) Pfoten und zum Teil am Kinn. Manche Exemplare tragen zusĂ€tzlich weiĂe Schnauzen und NasenrĂŒcken. Tuxedos, die einen schwarzen Fleck innerhalb des LĂ€tzchens aufweisen, setzen dem Gentleman-im-Smoking-Look die Krone auf: Solche seltenen Tiere mit âFliegeâ werden âblack tiesâ genannt.
WeiĂe Stellen am ĂŒbrigen Körper â etwa am Schwanz, Ohren oder RĂŒcken â sind laut Definition bei einer âechtenâ Tuxedo-Katze nicht statthaft. Die Faustregel: Schaut man von oben auf die Katze hinab, soll kein weiĂes Haar zu sehen sein. Indes kann der Anteil an weiĂem Fell bei einer Tuxedo-Katze faktisch sehr gering ausfallen. Die WeiĂfĂ€rbung muss auch nicht an allen oben genannten Körperpartien gleich ausgeprĂ€gt sein.
Das typische Tuxedo-Muster kann generell auch bei Katzen anderer Grundfarben auftreten, zum echten âSmoking-TrĂ€gerâ werden aber nur ansonsten pechschwarze Tiere. Auch âverdĂŒnntesâ Schwarz in Form von Blau gilt nicht.
Die Augen einer Tuxedo-Katze leuchten fĂŒr gewöhnlich gelb oder grĂŒn, es sind aber auch vereinzelte Exemplare mit blauen Augen bekannt. Diese gehören dann der (seltenen) amerikanischen Katzenrasse âOjos Azuresâ an, deren prominentes Merkmal eben die auffĂ€llig blauen Augen sind.

Wie kommt es zur Tuxedo-Fellzeichnung?
Die genetischen Mechanismen hinter der Farbvererbung bei Katzen sind eine sehr spannende, aber auch komplexe Materie, die an dieser Stelle nur verkĂŒrzt und vereinfacht dargestellt werden kann.
Die Farbe einer Katze liegt in einer bestimmten Sequenz des Erbguts auf dem X-Chromosom verschlĂŒsselt, Erbinformationen fĂŒr âSchwarzâ werden dominant vererbt. Zustande kommt diese Fellfarbe spĂ€ter durch die Bildung des Pigments âEumelaninâ. Treffen das Erbgut von Vater- und Muttertier zusammen und setzen sich dabei die Farbinformationen fĂŒr Schwarz durch, kommt der Nachwuchs zunĂ€chst stets einfarbig Schwarz auf die Welt. Damit ist die erste Ausgangsbedingung fĂŒr den âFell-Smokingâ erfĂŒllt.
WeiĂ hingegen stellt genetisch keine Farbe dar, sondern vielmehr deren Abwesenheit. Die weiĂen Stellen am Körper einer Tuxedo-Katze werden durch eine Art Defekt oder besser gesagt, einen Mangel an Zellen hervorgerufen, die fĂŒr die Produktion des Farbpigments zustĂ€ndig sind. Diese Zellen verteilen sich wĂ€hrend der embryonalen Entwicklung des Kitten ausgehend vom RĂŒckgrat ĂŒber dessen Körper. Sind zu wenige dieser Zellen vorhanden oder âwandernâ sie zu langsam, gelangen keine mehr an die dem RĂŒcken abgewandten Körperparteien wie Bauch und Pfoten. Man kann sich das wie eine Kuchenglasur vorstellen, die etwas zu knapp bemessen wurde. Das dabei entstehende âFlieĂmusterâ ist individuell: Es existieren keine zwei Tuxedos mit völlig identischer Zeichnung.
Bei Tuxedo-Katzen hat, salopp gesprochen, die Farbe exakt gereicht, um die âAnzug-Zeichnungâ zu ermöglichen. Fehlen mehr Pigmente, wird der WeiĂanteil gröĂer und unregelmĂ€Ăiger: Dann entsteht eine Scheckung.
Anders als bei GlĂŒckskatzen oder roten Tigerkatzen steht das Geschlecht des Tieres bei den Tuxedos in keinem Zusammenhang mit der FĂ€rbung.
Bei welchen Katzenrassen kommen Tuxedo-Katzen vor?
Tuxedo-PhĂ€notypen sind in jedem Genpool denkbar, in dem Schwarz als Grundfarbe existiert. Mit Ausnahme von Point-Katzen können Tuxedo-Katzen somit generell rasseĂŒbergreifend vorkommen. Genau aus diesem Grund gibt es bei einigen Katzenrassen Zuchtstandards, bei denen eine Tuxedo-Zeichnung explizit nicht erwĂŒnscht ist. Eine planvolle Zucht von Tuxedo-Katzen ist ĂŒbrigens nicht möglich â die Ausbildung der charakteristischen weiĂen Abzeichen bleibt eine Naturlaune.
Auch die Fellstruktur steht nicht in Verbindung mit der Farbverteilung: Es gibt Kurzhaar-Tuxedos ebenso wie schwarzweiĂe Perser und sogar Sphynx-Katzen ohne Fell (bei diesen zeigt sich die Farbe auf der Haut).
Tuxedo-Katzen: Charakter
CharakterzĂŒge von Katzen haben wenig mit Ă€uĂerlichen Merkmalen zu tun. Zwar lassen sich innerhalb der jeweiligen Rassen Tendenzen zu gewissen Verhaltensweisen ableiten, etwa was den AktivitĂ€tsgrad oder die AnhĂ€nglichkeit betrifft. Die Haarfarbe hingegen hat zumindest keine nachweisbare Auswirkung auf die Freundlichkeit, AggressivitĂ€t oder Schlauheit eines Tieres.
Eine Studie der UniversitĂ€t von Kalifornien versuchte trotzdem, durch eine Umfrage unter Katzenbesitzerinnen und -besitzern ZusammenhĂ€nge zwischen den Fellfarben der Tiere und deren Wesen zu ermitteln. Das Ergebnis ist nicht reprĂ€sentativ, Halterinnen und Halter schwarz-weiĂer Katzen (Tuxedo-Katzen inbegriffen) bescheinigten ihren Fellnasen jedoch auffallende Cleverness. Damit geht die Notwendigkeit einher, ausreichend BeschĂ€ftigung fĂŒr sie zu finden â vor allem Jagdspiele stehen hoch im Kurs.
Schwarz-weiĂe Samtpfoten sind gemÀà der Studie etwas misstrauischer und vorsichtiger. Haben sie einmal eine Bezugsperson auserkoren, erweisen sie sich als anhĂ€nglich und verschmust. Allerdings scheinen die Tuxedos â ganz nach Vorbild eines zweibeinigen Smoking-TrĂ€gers namens James Bond â auch gut austeilen zu können, wenn ihnen etwas nicht passt.
Welche Bedeutung man auch immer diesen Erkenntnissen beimisst, auf eines ist Verlass: Eine Tuxedo-Katze zeigt sich in jeder Lebenslage als Samtpfote mit Stil.
Schon gewusst?
- Die typische Tuxedo-Zeichnung ist nicht exklusiv Katzen vorbehalten. Es gibt auch andere Tuxedo-Tiere, etwa Hunde, KĂŒhe, Pferde oder Kaninchen.
- Der Farbkontrast der Tuxedo-Katzen bot in der SchwarzweiĂfilm-Ăra ZeichentrickkĂŒnstlern besondere Vorteile. Die frĂŒhen Trickfilmkater sind daher fast alle Tuxedos: Bei Warner Bros. hatte âSylvesterâ in den Vierzigern seinen ersten Auftritt, weiter zurĂŒck in den Zwanzigern liegen die Wurzeln von âFelix the Catâ (Paramount) und âJulius Catâ (Disney). Die legendĂ€re Kinderbuchfigur âThe Cat in the Hatâ von Dr. Seuss ist ebenfalls ein Tuxedo.
- Musical-Fans feiern in âCatsâ den magischen Kater âMr. Mistoffeleesâ. Als Tuxedo bringt er gleich den richtigen Look fĂŒr einen ZauberkĂŒnstler mit.
- Ganz nah dran an der Weltpolitik war Kater âSocksâ. Das Haustier von US-PrĂ€sident Clinton wohnte im WeiĂen Haus.