Das Chinchilla im Portrait: Putziger Nager aus den Anden
08.07.2024 - Lesedauer: 8 Minuten
Chinchillas sind wunderschöne Tiere mit seidigem Fell, großen Ohren und ausdrucksvollen Augen. Die nachtaktiven Tiere unterscheiden sich in der Heimhaltung kaum von ihren Artgenossen in der Wildnis. Sie sind anspruchsvoll, werden mit ein wenig Geduld allerdings zahm und lassen sich bereitwillig streicheln. Damit sich die Tiere wohl fühlen, brauchst du Platz für die Haltung, denn Chinchillas möchten in einer geräumigen Voliere leben. Dabei ist es ratsam, die Tiere in Partnerschaft zu halten. Erfahre hier, worauf du achten solltest, wenn du ein Chinchilla als Haustier haben möchtest!
- Woher kommt das Chinchilla?
- Steckbrief Chinchilla
- Was muss ich bei der Chinchilla-Haltung in der Wohnung beachten?
- Wie sollte die Chinchilla-Voliere gestaltet sein?
- Was fressen Chinchillas?
- Was fressen Chinchilla-Babys?
- Chinchilla kaufen: Wie viel kosten Chinchillas?
- Wie viel kostet ein Chinchilla vom Züchter?
- Ist ein Chinchilla als Haustier für Kinder geeignet?
Das Wichtigste in Kürze
- Chinchillas sind Nagetiere aus Südamerika und von Natur aus Gruppentiere, weshalb sie immer mindestens zu zweit gehalten werden müssen. Die Tiere sind nachtaktiv und sehr bewegungsfreudig, was mitunter zu großem Lärm führen kann.
- Die Tierchen aus den Anden werden 20 bis 26 Zentimeter groß, haben einen etwa 10 bis 20 Zentimeter langen Schwanz und wiegen zwischen 400 und 1.000 Gramm.
- In einer Chinchilla-Voliere ist viel los. Es gibt Rückzugsorte, Klettermöglichkeiten sowie Sandbäder. Daher sollte sie mindestens drei Kubikmeter groß sein, dabei 50 Zentimeter breit und mindestens 150 Zentimeter hoch und drei Etagen umfassen. Jedes weitere Tier sollte 0,5 Kubikmeter Platz zusätzlich erhalten.
- Chinchillas dürfen nie in Wasser gebadet werden. Sie brauchen stattdessen ein spezielles Sandbad mit speziellem Chinchillabadesand.
Woher kommt das Chinchilla?
Die Heimat des Chinchillas ist Südamerika. In der kargen Bergwelt der Anden lebt das possierliche Nagetier in Felsspalten und Höhlen und trotzt den extremen Klimaschwankungen. Es ernährt sich dort von Büschen und Gräsern. Ihren Namen haben die Chinchillas übrigens von den Ureinwohnern bekommen: Das indigene Volk der „Chincha“ schätzte die Tiere sehr. Leider gibt es inzwischen kaum noch freilebende Chinchillas, da sie wegen ihres weichen Fells über Jahre hinweg gejagt wurden.
SteckbriefChinchilla
Familie | Chinchilla |
Ordnung | Nagetier |
Herkunft | Südamerika |
Größe (inklusive Schwanz) | Weibchen: 25 Zentimeter
Männchen: 35 Zentimeter
|
Gewicht | 400-800 Gramm |
Lebenserwartung | 10-20 Jahre |
Körperbau | mittelgroß, schlanker Körper, langer und buschiger Schwanz |
Augen | groß, dunkel, seitlich am Kopf |
Ohren | groß, auffällig, beweglich |
Fell und Farbe | aschgrau bis beinahe bläulich, seidig schimmernd, silbrig |
Besonderheiten | nachtaktiv |
Charakter | eigensinnig, bewegungsfreudig, in Volierenhaltung zahm |
Pflege | Sandbad und Einstreu regelmäßig säubern |
Ernährung | Rohfaserige Nahrungsmittel, wie Gräser, Kräuter, wichtige Mineralstoffe und Fette |
Gesundheit | Widerstandsfähig und selten krank; bei falscher Haltung: Durchfall, Verstopfung, Krämpfe, Hautpilz, Augenentzündungen, Erkältung, Infektionen, anormal wachsende Nagezähne, Harnsteine |
Geschlechtsreife | Weibchen: zwischen 6. und 8. Monat Männchen: zwischen 4. und 5. Monat |
Zuchtreife | beim Weibchen frühstens ab dem 10. Lebensmonat |
Säugezeit | sechs Wochen |
Würfe pro Jahr | ein bis drei |
Tragzeit | 108 bis 111 Tage |
Was muss ich bei der Chinchilla-Haltung in der Wohnung beachten?
Wer sich ein Chinchilla als Haustier zulegen möchte, sollte dafür genug Platz und Zeit haben. Die süßen Nager möchten in einer großen Voliere leben und brauchen jeden Tag viel Auslauf. Hier gilt die Faustregel: Je größer die Unterkunft, desto besser! Ideal ist ein Gehege mit mehreren Etagen. Außerdem solltest du auf eine gründliche und regelmäßige Reinigung achten. Halte dich an folgende Faustregeln:
- Jeden Tag: Futterreste und schmutzige Einstreu entfernen, Futter- und Trinkbehälter säubern
- Mehrmals wöchentlich: Austausch beziehungsweise sieben des Sandes im Sandbad
- Einmal wöchentlich: Einstreu vollständig wechseln und das gesamte Gehege reinigen
Wie oft du die jeweiligen Bereiche des Geheges säubern musst, hängt auch ganz von der Größe und der Menge an Chinchillas ab.
Gönne deinen Chinchillas Freilauf
Selbst bei der größten und besten Voliere brauchen Chinchillas jeden Tag viel Freilauf. Nimm dieses Bedürfnis ernst und gönne deinen Tieren den Auslauf – am besten gegen Abend, wenn die nachtaktiven Tiere beginnen, munter zu werden. Allerdings solltest du deine Chinchillas genau im Blick behalten, denn sie nagen nur allzu gern Dinge an, da sie sehr neugierig sind. Gestalte die Umgebung, in denen sich die Tiere bewegen also „chinchilla-sicher“. Sorge dafür, dass sich die kleinen Tiere nicht an Kanten verletzen oder von herunterfallenden Gegenständen erschlagen werden können.
Bevor ein Chinchilla bei dir einzieht, sollte diese Entscheidung mit allen Familienmitgliedern und Mitbewohnern besprochen werden. Es ist wichtig, dass die Tiere bestens gepflegt werden und auch in Zukunft genügend Geld für die Ausstattung, Futter und tierärztliche Behandlungen vorhanden ist. Wenn ihr euch für den Kauf von Chinchillas entschieden habt, solltet ihr im Vorfeld die Erstausstattung kaufen.
Checkliste Erstausstattung für Chinchilla und Vorbereitungsmaßnahmen
- Chinchilla-Voliere
- Chinchilla-Sand
- Schale für das Sandbad
- Einstreu
- Chinchilla-Futter
- Näpfe für Futter und Wasser
- Spielzeug
- Sitzbretter, die nur durch Springen erreicht werden (mindestens drei Etagen)
- Schlafhäuschen (je 30 x 20 x 20 cm), mindestens ein Haus pro Tier
- Verstecke (aus Holz, Ton oder Kork)
- Äste (zum Nagen und Klettern)
- Absichern der Wohnung für den Freilauf (Türen und Treppen blockieren, Gefahrenquellen beseitigen, Möbel schützen, Fenster schließen)
Wie sollte die Chinchilla-Voliere gestaltet sein?
Die Chinchilla-Voliere sollte so gestaltet sein, dass du deinen Lieblingen ein genügend großes Gehege mit mehreren Etagen zum Klettern und Hüpfen zur Verfügung stellst. Chinchillas haben fünf Zehen an jeder Pfote und können damit geschickt ihre Nahrung bearbeiten. Kräftig und lang sind die Hinterbeine, was die Nagetiere zu guten Springern macht. Auch eine Voliere kannst du zum Chinchillaheim umfunktionieren.
Zwei Tiere können in einer nagesicheren Voliere mit einem Mindestvolumen von drei Kubikmetern gehalten werden. Die Mindestmaße von 50 Zentimeter Breite und 150 Zentimeter Höhe sind sehr wichtig, damit deine Chinchillas sich ausreichend bewegen können. Für jedes weitere Tier musst du das Volumen um mindestens 0,5 Kubikmeter erweitern. Denke außerdem daran, mindestens drei Etagen einzurichten. Alles sollte möglichst stabil sein und achte unbedingt darauf, kein Plastik auszuwählen, da Chinchillas alles Mögliche und Unmögliche annagen.
Informiere dich in unserem Beitrag zur Haltung von Chinchillas über die richtige Gestaltung des Chinchilla-Heims und die Beschäftigung von Chinchillas.
Warum brauchen die Tiere Chinchilla-Sand?
Chinchillas brauchen Chinchilla-Sand, um ihr Fell zu pflegen. Das Wälzen im Sand entfernt abgestorbene Hautzellen, nimmt Talg auf und unterstützt das Peeling der Haut. Achte allerdings darauf, dass der Sand tonhaltiges Sepiolith enthält. So wird das flauschige Fell optimal gepflegt. Gewöhnlicher Sand oder Aquariensand ist nicht selten quarzhaltig und daher ungeeignet, da es die sensible Fellstruktur der Tiere zerstört.
Was fressen Chinchillas?
Chinchillas sind optimal an das karge, fasserreiche und energiearme Nahrungsangebot ihrer wilden Herkunft angepasst. Sie fressen hochwertiges, rohfaserreiches Heu, was zeitgleich die Hauptnahrung der Tiere ist und daher rund um die Uhr verfügbar sein sollte. Auch getrocknete Kräuter und Blüten gehören auf den Speiseplan. Insbesondere rohfaserige Nahrungsmittel sind wichtig – die Nager brauchen sie für die Verdauung sowie den Zahnabrieb. Körner wie Weizen, Roggen, Hafer oder Gerste finden die Tiere in der freien Wildbahn eher weniger, ebenso wie Kraftfutter oder Nagestangen. Stütze dich daher besser auf Chinchillafutter, das Gräser, Kräuter, wichtige Mineralstoffe und Fette enthält.
Obst und Gemüse, wie etwa Tomaten, Paprika, Zucchini, Gurke, Hagebutte, getrocknete Beeren oder Karotten, gehören nur als seltene Leckerei auf den Speiseplan. Eine Überversorgung mit Energie und Zucker kann die Folge sein, da die Tiere dieses Futter zu schnell essen. Dabei sind Chinchillas von Natur aus damit beschäftigt, den ganzen Tag über zu nagen und auf Futtersuche zu sein. Sind sie das nicht, entsteht Langeweile. Da Chinchillas eine sehr empfindliche Verdauung haben, muss das Futterangebot ihren Bedürfnissen entsprechen und sollte nicht abrupt gewechselt werden. Zudem ist die Muskulatur im Magen-Darm-Trakt sehr dünn, weshalb die Tiere ständig fressen, damit die Nahrung mechanisch immer weitergeschoben wird. Tun sie dies nicht, ruht die Nahrung im Darm und es kann zu einer gefährlichen Fehlgärung kommen, was mitunter tödliche Folgen haben kann.
Als Faustregel gilt eine ungefähre Futteraufnahme von drei bis vier Gramm Futter pro Kilogramm Körpergewicht. Kurz bevor die Tiere so richtig aktiv werden, also gegen Abend, solltest du ihnen ihr Hauptfutter reichen.
Folgende Nahrungsmittel, vorwiegend getrocknet, vertragen die Tiere einwandfrei:
- Löwenzahn
- Brennnessel
- Salbei
- Pfefferminze
- Schafgarbe
- Echinacea
- Dill
- Spitzwegerich
- Luzerne
- Beerenblätter
- Himbeerblätter
- Möhrenkraut
- Melisse
- Ringelblume
- Petersilie
- Haselnussblätter
- Erdbeerblätter
- Rotklee
Chinchilla-Zähne wachsen ständig
Die kleinen Nagezähne der Tiere wachsen ein Leben lang – in etwa 1,1 bis 2,2 Millimeter pro Woche. Bei artgerechter Fütterung kannst du die Tiere beim Abwetzen der Beißerchen unterstützen, sodass die Zahnlänge konstant bleibt. Dafür ist die Konsistenz der Nahrung wichtig, die mindestens einen Rohfasergehalt von 18 Prozent haben sollte. Die energiearme und faserreiche Nahrung führt dazu, dass die Tiere ständig fressen und somit kauen müssen – so nutzen sich die Zähne ab.
Alle Materialien, die darüber hinaus den Nagetrieb ansprechen wie Holzspielzeug und Äste/Zweige fördern natürlich ebenso den Zahnabrieb beim Nagen.
Was fressen Chinchilla-Babys?
Chinchilla-Babys fressen recht schnell nach der Geburt Heu und andere Nahrung, wobei der Übergang von der Muttermilch zum festen Fressen ineinander übergeht. Ein Chinchilla-Baby kommt voll entwickelt zur Welt, was heißt, dass es bereits Fell, Zähne und geöffnete Augen besitzt. Jungtiere dieser Art nennt man auch Nestflüchter. Es hat ein Geburtsgewicht von etwa 50 Gramm und ist nach drei Wochen bereits doppelt so schwer. Gesäugt wird es rund sechs Wochen lang. In dieser Zeit sollte die Chinchilla-Mama mehr Heu, Grünfutter und geeignete Pellets bekommen als sonst. Manche Artgenossen wachsen noch bis zu einem Alter von eineinhalb Jahren.
Chinchilla kaufen: Wie viel kosten Chinchillas?
Die Chinchilla-Kosten variieren je nach Fellfarbe und Bezugsquelle. Wenn du ein Chinchilla aus dem Tierheim holst, musst du in der Regel nur eine geringe Schutzgebühr bezahlen. Beim Züchter und im Fachhandel kannst du dir dein Lieblingstier zwar aussuchen, greifst dafür jedoch etwas tiefer in die Tasche. Rechne mit etwa 50 Euro aufwärts pro Chinchilla. Solltest du ein Chinchilla kaufen wollen, bedenke, dass du dem Nager ein oder mehrere Gefährten zur Seite stellst.
Vorsicht bei Qualzuchten
Auch Chinchillas wurden über die Jahre hinweg gezüchtet. Inzwischen gibt es (ausgelöst durch einen genetischen Defekt) Zwerg-Chinchillas, aber auch Chinchillas mit Locken. Beide weisen eine geringere Lebenserwartung auf, während weibliche Zwerg-Chinchillas Probleme bei der Geburt haben können, da die Jungtiere zu groß sind.
Wie viel kostet ein Chinchilla vom Züchter?
Der Chinchilla-Preis beim Züchter ist höher als im Tierheim – minimal 50 Euro pro Tier. Es stehen verschiedene Farbschläge beim Chinchilla-Pelz zur Verfügung:
- Weiß
- Beige
- Saphir
- Violett
- Charcoal
- Ebony
- Velvet
Auch der Charakter kann leicht variieren. Manche Chinchillas sind sehr zahm und verspielt, andere besonders aktiv.
Ist ein Chinchilla als Haustier für Kinder geeignet?
Chinchillas können zwar Haustiere für Kinder sein, dienen aber nicht als Spielgefährten. Das liegt vor allem daran, dass sie dämmerungs- und nachtaktiv sind und tagsüber schlafen. Kinder können sich aber an den niedlichen Nagetieren erfreuen und den verantwortungsvollen Umgang mit Tieren lernen, indem sie sich um die artgerechte Pflege kümmern, die jedoch recht anspruchsvoll ausfällt. Außerdem ist es wichtig, dass die Kinder nicht mit den Chinchillas kuscheln. Auch wenn sie besonders weich aussehen, mögen sie es nicht gerne, wenn sie auf den Arm genommen werden.
Fazit: Chinchillas sind nachtaktive Nagetiere, die mindestens zu zweit gehalten werden müssen
Chinchillas können als Haustiere gehalten werden, dienen jedoch nicht als klassische Spielgefährten für Kinder. Mindestens drei Kubikmeter sollte bei der Haltung von zwei Chinchillas die Größe der Voliere betragen. Diese muss mit einem Sandbad ausgestattet sein, da Chinchillas niemals in Wasser gebadet werden dürfen. Wichtig sind das richtige Chinchilla-Futter und das regelmäßige Wechseln der Einstreu sowie ausreichend Möglichkeiten zum Nagen, Klettern und Spielen. Ein Chinchilla kann dann ein Alter von zehn bis 20 Jahren erreichen.