Hufrehe beim Pferd erkennen und behandeln
30.09.2024 - Lesedauer: 9 Minuten
Hufrehe ist für Pferde alles andere als schön, denn die Krankheit ist für die Tiere extrem unangenehm und hochgradig schmerzhaft. In den meisten Fällen sorgt die entzündete Huflederhaut, die hinter der Erkrankung steckt, für Schmerzen und Einschränkungen. Außerdem kann sie chronisch werden oder sogar lebensbedrohliche Folgen für das Tier haben. Doch keine Panik: Sie ist bei frühzeitigem Erkennen behandelbar. Nicht immer heißt Hufrehe beim Pferd gleich Einschläfern. Oft sind die Heilungschancen gut, sofern das Problem rechtzeitig erkannt wird.
- Was ist Hufrehe beim Pferd?
- Symptome: Wie macht sich Hufrehe bemerkbar?
- Was ist der Auslöser für Hufrehe?
- Soll man ein Pferd mit Hufrehe bewegen?
- Wie läuft ein Pferd mit Hufrehe?
- Behandlung: Was kann man gegen Hufrehe tun?
- Hufrehe: Das Pferd entgiften und sein Immunsystem stärken
- Was ist das beste Futter für ein Pferd mit Hufrehe?
- Wie du dein Tier noch unterstützen kannst
- Ist Hufrehe beim Pferd heilbar?
- Wann kann ich das Pferd nach Hufrehe wieder bewegen?
- Fazit: Hufrehe bei früher Diagnose nicht unbedingt lebensbedrohlich
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Hufrehe ist eine entzündliche Erkrankung im Hufbeinträger, die den orthopädischen Beschwerden der Tiere zugeordnet wird.
- Das betroffene Pferd leidet an starken Schmerzen, kann das Futter verweigern oder sogar kolikähnliche Symptome wegen der Schmerzen haben.
- Als Ursachen kommen unter anderem die Fütterung, zum Beispiel Fruktane im Gras oder zu viel Kraftfutter, Fehlbelastungen, Vergiftungen oder bestehende Stoffwechselerkrankungen (gerade bei übergewichtigen Pferden) in Frage.
- Du solltest auf das richtige Futter achten, um das Risiko für fütterungsbedingte Rehe beim Pferd zu senken
- Die Heilungschancen für Hufrehe beim Pferd sind bei frühzeitiger Behandlung erfolgsversprechend; dennoch müssen leider auch manche Pferde mit Hufrehe letztlich eingeschläfert werden.
Was ist Hufrehe beim Pferd?
Der im Alltag stark beanspruchte Pferdehuf kann sehr empfindlich sein und gerade die Verbindungsstelle zwischen Hufbein und innerer Hufwand, die Huflederhaut, kann sich entzünden. Der Fachbegriff für diese lokale Entzündung ist die Pododermatitis aseptica diffusa, die beim Pferd verschiedene Symptome auslöst. Es ist eine der schmerzhaftesten Krankheiten des Tieres, die dem orthopädischen Bereich zuzuordnen ist.
Es kommt zu einer Schwellung an dem betroffenen Huf, die im akuten Zustand von außen nicht sichtbar ist und einen hohen Druck auslöst sowie die Blutzirkulation beeinträchtigt. In der Folge kommt es wiederum zu einer mangelhaften Versorgung des Pferdehufs mit wichtigen Nährstoffen, die er benötigt. Das führt mitunter zu langfristigen Einschränkungen.
Hufrehe beim Pferd tritt vorwiegend an beiden Vorderhufen auf. Jedoch können in seltenen Fällen auch die Hinterhufe von der Krankheit betroffen sein.
Namensherkunft von Hufrehe
Der Begriff „Hufrehe“ hat natürlich nichts mit den wildlebenden Tieren im Wald zu tun. Stattdessen beruht er auf dem Wort „räh“, das so viel bedeutet wie „steif“. Dies spielt auf den Druck im Huf und die damit oft verbundene steife, unnatürliche Haltung des Pferdes an.
Symptome: Wie macht sich Hufrehe bemerkbar?
Wenn du dich schon einmal ein wenig mit der Pferdegesundheit beschäftigt hast, weißt du, dass man dem Tier viele Erkrankungen nicht sogleich ansieht. Ähnlich ist es mit der Hufrehe beim Pferd, die in aller Regel mit einer völlig symptomlosen Phase, der Initialphase, beginnt. Die Dauer der Phase, in der Hufrehe keine Symptome verursacht, kann jedoch äußerst kurz sein und nur wenige Stunden umfassen. Andere Tiere sind mehrere Tage symptomlos, bevor sich erste Beschwerden zeigen. Ponys zeigen ihre Schmerzen meist noch weniger als Großpferde.
Auch ohne Symptome wird bei Vorliegen der Krankheit die Hufstruktur des Pferdes nach und nach geschädigt, wenn sie unbehandelt bleibt. In der Folge kommt es zu einem veränderten Gangbild – so treten Lahmheit, Schmerz in Wendungen, ein aufgekrümmter Rücken oder sogar das Verweigern von Bewegung auf.
In der Phase der Entzündung können folgende Symptome auftreten:
- Lahmheit
- Verlagerung des Gewichts auf die Hintergliedmaßen
- Trippen: wechselseitiges Entlasten
- Schmerzen in Wendungen
- aufgekrümmter Rücken, angespannte Muskulatur
- Schmerzen beim Auskratzen der Hufe oder beim Schmied
Zudem können aufmerksame Pferdehalter sehen, wie die Beine vom Tier absichtlich wechselseitig be- und entlastet werden und das Gewicht auf ungewöhnliche Weise in eine Richtung verlagert wird.
Bemerkst du eines oder sogar mehrere der genannten Symptome für Hufrehe beim Pferd, solltest du sofort eine Tierarztpraxis kontaktieren, um die genaue Diagnose stellen zu lassen. Denn wie bei fast allen Tiererkankungen gilt auch hier: Je früher die Hufrehe-Behandlung beim Pferd startet, desto besser fällt die Heilungschance aus. Selbst dann, wenn nur vereinzelte Anzeichen bestehen, ist eine Abklärung die deutlich sinnvollere Alternative zum reinen Abwarten. In der Tierarztpraxis werden verschiedene Untersuchungen, wie zum Beispiel ein Röntgen durchgeführt. Da im Akutfall selten eindeutige Ergebnisse auf den Röntgenbildern zu sehen sind, wird die Untersuchung üblicherweise nach einigen Tagen wiederholt.
Was ist der Auslöser für Hufrehe?
Die Ursachen für eine Hufrehe beim Pferd sind sehr unterschiedlich und können manchmal auch auf eine andere Krankheit hindeuten:
- Futterrehe: Einer der häufigsten Gründe für eine Hufrehe kann der plötzliche Umstieg auf das Gras einer neuen Weide sein, welches reich an Fruktan ist und somit für ein abruptes Überangebot an Nährstoffen sorgt.
- Vergiftungsrehe: Außerdem sind giftige Pflanzen oder verdorbenes Futter mögliche Auslöser der Hufrehe, die dann in die Kategorie „Vergiftungsrehe“ eingeordnet wird.
- Medikamentös induzierte „Kortisonrehe“: Es kann vorkommen, dass dein Pferd ein Medikament nicht verträgt und darauf reagiert.
- Belastungsrehe: Diese entsteht durch eine falsche Belastung oder längeres Stehen im Stall, insbesondere auf einem zu harten Boden. Die Folge sind Durchblutungsstörungen, die eine Entzündung im Huf begünstigen.
Ebenfalls werden Vorerkrankungen wie Stoffwechselerkrankungen als Risikofaktoren und Auslöser für Hufrehe beim Pferd angesehen. Hiervon häufig betroffen sind übergewichtige und untrainierte Tiere. Auch Borreliose oder das Cushing-Syndrom kann eine Hufrehe als Begleiterscheinung auslösen.
Soll man ein Pferd mit Hufrehe bewegen?
Intuitiv wirst du ein Pferd mit akuter Hufrehe wahrscheinlich nicht bewegen und komplett schonen wollen. Tatsächlich sind sich die Experten sehr uneinig darüber, ob es sinnvoll ist, das Tier zu bewegen oder nicht. Deswegen solltest du mit der Tierarztpraxis deines Vertrauens gemeinsam einen Behandlungsplan erstellen und hier auch die Bewegung berücksichtigen.
Allgemein sollte erst einmal die Ursache beziehungsweise der Auslöser beseitigt und die möglich vorliegende Grundkrankheit behandelt werden. Bei akuter Hufrehe solltest du dein Pferd weich Aufstallen sowie kein Kraftfutter sondern eingeweichtes Heu füttern. Lasse dir Schmerzmittel sowie bei Bedarf Hufverbände geben.
Bewegung bei chronischer Hufrehe sinnvoll
Hufrehe kann aber auch chronisch werden. Veränderungen an den Hufen, wie eine breitere weiße Linie oder eine schlechte Hornqualität, sind in diesem Fall bei deinem Tier zu entdecken. Bei einem chronischen Auftreten von Hufrehe ist Bewegung laut Experten wichtiger, um die Durchblutung zu fördern und den Allgemeinzustand des Pferdes zu verbessern. Auch hier ergibt es Sinn, einen Bewegungsplan für dein Pferd in Rücksprache mit deiner Tierarztpraxis zu erstellen.
Wie läuft ein Pferd mit Hufrehe?
Hufrehe verursacht klassischerweise die sogenannte Trachtenfußung beim erkrankten Pferd. Dabei wird zunächst mit dem hinteren Teil des Hufes aufgetreten, sodass die Spitze als letztes den Boden berührt, was für das Pferd sehr schmerzhaft ist.
Bei Wendungen zeigen die Pferde meist deutliche Schmerzanzeichen, da hier der Druck auf die Hufwand vergrößert wird. Außerdem wird dein Pferd die Hufe abwechselnd für eine Schmerzlinderung hochziehen, soweit es ihm noch möglich ist.
Behandlung: Was kann man gegen Hufrehe tun?
Zunächst muss auf jeden Fall die Ursache für die Hufrehe gefunden und behandelt werden. Das heißt für dich und die Veterinärpraxis mitunter: Diagnostik. Denn nicht immer ist sofort klar, woher das Problem gekommen ist. Dabei wird folgenden Fragen auf den Grund gegangen:
- Handelt es sich wahrscheinlich um eine Vergiftung durch ein Medikament?
- Haben Pflanzen den Organismus geschädigt?
- Steckt eine Stoffwechselerkrankung dahinter?
- War ein schlechter, harter Untergrund im Stall ursächlich für das Problem?
Hinzu kommt die Behandlung von Hufrehe beim Pferd durch Medikamente und kann durch Homöopathie ergänzt werden, dies sollte immer mit einer fachkundigen Tierarztpraxis abgestimmt werden.
Medikamente für Hufrehe beim Pferd
Gegen die Hufrehe werden in der Regel zwei Arten von Medikamenten eingesetzt:
- Schmerzmittel zur Linderung der Symptome von Hufrehe beim Pferd
- gegebenenfalls blutverdünnende Arzneien, die eine gefährliche Thrombose durch Blutgerinnsel verhindern sollen
Welche Medikamente dein Pferd genau bekommt, musst du tierärztlich abklären lassen, da jedes Tier individuell ist und verschiedene Aspekte berücksichtigt werden müssen.
Hufrehe: Das Pferd entgiften und sein Immunsystem stärken
Diese erfolgt über das Futter mit der Zugabe von Pflanzen wie Bitterkräutern (beispielsweise Löwenzahn oder Brennnessel). Durch die Kräuter wird, je nach Gewächs, die Verdauung angeregt oder das Immunsystem gestärkt. Im besten Fall sprichst du auch dieses Vorgehen veterinärmedizinisch ab, da die Fütterung ein essentieller Punkt in der Behandlung sowie Vorbeugung von Hufrehe sind.
Was ist das beste Futter für ein Pferd mit Hufrehe?
Bei einem akuten Schub wird dazu geraten, eingeweichtes Heu, angepasstes Futter und höchstens etwas Stroh zu geben.
Zur Vorbeugung und Vermeidung von erneuter Hufrehe ist gerade bei übergewichtigen Pferden eine Umstellung auf ein individuell geeignetes Futter ohne zu viel Zucker und Stärke ratsam, da diese Zutaten im Übermaß in direktem Zusammenhang mit Hufrehe stehen sollen. Zudem senkst du durch das Idealgewicht beim Pferd die Gefahr für auf Übergewicht basierende Erkrankungen. Du kannst also das Risiko für Hufrehe beim Pferd durch die richtige Fütterung verringern.
Wie du dein Tier noch unterstützen kannst
Neben der medikamentösen Behandlung, der Stärkung des Immunsystems und dem Fokus auf das Futter muss das Pferd mit Hufrehe natürlich auch von außen unterstützt werden. Es wird bestenfalls in einem Stall mit weichem Untergrund untergebracht und während der akuten Phase nicht geritten oder übermäßig bewegt. Zusätzlich hilft eine Kühlung der betroffenen Hufe in den ersten 48 bis 72 Stunden.
Von höchster Priorität ist es, auf eine korrekte Hufstellung zu achten. Am Anfang von Hufrehe bewährt sich zudem eine Polsterung des Hufs mit Wolle oder durch einen Verband. Das sorgt dafür, dass das Auftreten gedämpft und der Schmerz vermindert wird. Das Anlegen eines Hufverbandes sollte in jedem Fall in Absprache mit der Tierarztpraxis deines Vertrauens geschehen.
Ist Hufrehe beim Pferd heilbar?
Muss ich bei Hufrehe mein Pferd einschläfern? Wahrscheinlich hast du vor genau dieser Frage Angst, wenn dein Tier plötzlich erkrankt. Doch obwohl es sich zweifellos um eine ernste Erkrankung handelt, die unbehandelt leider immer noch eine der häufigen Todesursachen von Pferden darstellt, musst du nicht gleich in Panik verfallen, wenn die Diagnose gestellt wurde.
Denn: Wenn du früh reagierst, die Tierarztpraxis konsultierst, sodass die Behandlung rechtzeitig beginnt und du dich darüber hinaus auch selbst informierst, ist die Prognose recht gut. Die starken Beschwerden und Symptome bei Hufrehe, wie Schmerzen und Gangstörungen, sollten im Idealfall nach zwei Wochen nachlassen.
Zu Komplikationen gehören die Absenkung des Hufbeins oder in besonders schweren Fällen das Ausschuhen (= Ablösen der Hornhautkapsel des Hufs). Deshalb ist es wichtig, das Tier gut im Auge zu behalten. Auch kann ein akutes Problem für das Pferd chronisch werden, wenn zu spät therapiert wurde oder die Therapiemaßnahmen nicht anschlagen.
Wann kann ich das Pferd nach Hufrehe wieder bewegen?
Hat dein Pferd die akute Phase überstanden und ist durch die Behandlung wieder symptomfrei, solltest du das weitere Vorgehen tierärztlich absprechen. Der Verlauf von Hufrehe ist sehr individuell und eine zu starke Belastung kann den eh schon beschädigten Hufapparat weiter schaden. In der Regel beginnt man jedoch mit Schritt auf weichem Boden, wie zum Beispiel Sand und kann sich dann mit der Zeit steigern und auch wieder Reitergewicht dazunehmen.
Engmaschige Kontrollen per Röntgenuntersuchung sind in der Folgezeit von Hufrehe ratsam, um zu beobachten, ob und wie sich der Huf erholt. So kannst du sicherstellen, dass auch nach einiger Zeit keine Komplikationen auftreten
Fazit: Hufrehe bei früher Diagnose nicht unbedingt lebensbedrohlich
Zwar ist die Diagnose Hufrehe für viele Tierhalter ein echtes Horrorszenario, jedoch kannst du mit einer rechtzeitigen Behandlung in den meisten Fällen gegensteuern. Du musst also nicht automatisch befürchten, dein Pferd bei Hufrehe einschläfern zu müssen.
Achtest du auf Aspekte wie die richtige Fütterung des Pferdes und eine artgerechte sowie passende Haltung (etwa durch einen weicheren Boden), steht der Erholung im Idealfall nichts im Wege.