Der Haflinger: Gutmütiges Familien- und vielseitiges Freizeitpferd
06.06.2024 - Lesedauer: 9 Minuten
Ursprünglich in Südtirol als Gebirgspferd beheimatet, ist der Haflinger längst weltweit ein beliebtes Reitpony. Sein ausgeglichener Charakter macht ihn zu einem attraktiven Freizeitpferd, mit dem auch weniger geübte Reiter gut zurechtkommen. Haflinger beweisen ihre Qualitäten sowohl beim Freizeitreiten als auch im Pferdesport. Die kräftige Statur der intelligenten Kleinpferde, die Fuchsfarbe und der helle Schweif sowie Mähne verleihen Haflingern ihr charakteristisches Aussehen. Finde heraus, welche Qualitäten und Eigenschaften der Haflinger noch zu bieten hat.
- Wie sehen Haflinger aus?
- Ist ein Haflinger ein Pferd oder ein Pony?
- Haflinger: Farbe als wichtiges Rassemerkmal
- Steckbrief Haflinger
- Haflinger im Charakter-Portrait
- Sind Haflinger gut für Anfänger geeignet?
- Saumpferd mit internationalen Ambitionen – die Haflinger-Herkunft
- Beliebtes Freizeitpferd mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten
- Sind Haflinger robuste Pferde?
- Welches Futter ist für Haflinger geeignet?
- Darauf kommt es bei der Ausbildung eines Haflingers an
- Wie viel kostet ein Haflinger-Pferd im Monat?
- Fazit: Der Haflinger ist eine attraktive Rasse für die ganze Familie
Das Wichtigste in Kürze
- Haflinger gelten als aufgeschlossen und dem Menschen zugetan. Aufgrund ihrer Gutmütigkeit sind sie deshalb auch oft in Reitschulen zu finden.
- Die ursprünglichen Bergpferde eignen sich hervorragend als Freizeitbegleiter, da sie aufgrund ihrer Herkunft auch auf unwegsamen Geländen eine hohe Trittsicherheit aufweisen. Auch als Kutschpferd kommen sie häufiger zum Einsatz.
- Haflinger-Pferde sind sehr widerstandsfähig und im Vergleich zu anderen Pferden eher genügsam. Sie eignen sich auch für eine Offenstall- sowie Weidehaltung, solange sie einen geeigneten Unterstand zur Verfügung haben.
- Die Kleinpferde gelten nicht nur als besonders intelligent, sondern auch als durchsetzungsstark. Sie treffen gerne auch mal eigenständige Entscheidungen und daher gilt es bei der Erziehung eine liebevolle Konsequenz walten zu lassen.
Wie sehen Haflinger aus?
Haflinger sind in ihrem Aussehen geprägt von einem vergleichsweise kleinen, kurzen Kopf, der unter Kennern als edel und trocken bezeichnet wird. Trocken ist ein Pferdekopf dann, wenn er markante Konturen aufweist. Die Stirnpartie ist deutlich ausgeprägt, sowohl lang als auch breit. Große Augen, Nüstern und Ohren verleihen dem Haflinger seine charakteristischen Gesichtszüge. Während der Körper umfassend bemuskelt ist, fällt der Hals eher schlank aus. Eine kräftige Lendenpartie, stark gefesselte Beine mit deutlich konturierten Gelenken und hartem Huf unterstreichen das robuste Wesen der Haflinger. Das Gewicht des Haflingers bewegt sich in dem weiten Bereich zwischen 400 und 600 Kilogramm.
Ist ein Haflinger ein Pferd oder ein Pony?
Um zu klären, ob der Haflinger als Pferd oder Pony gilt, ist zuerst der Unterschied zwischen den beiden Arten wichtig. Dieser liegt im Stockmaß, das die Größe eines Pferdes oder Ponys angibt und an der höchsten Stelle des Widerrists gemessen wird. Als Ponys oder Kleinpferde werden alle Pferde bezeichnet, die unter 148 Zentimeter groß sind. Darüber ist von Pferden oder Großpferden die Rede. Gemäß der Definition der Deutschen Reiterlichen Vereinigung sind Haflinger also Ponys. In der Rasse gibt es jedoch auch große Vertreter, die über dem Stockmaß von 148 Zentimetern liegen und somit als Pferd gelten.
Info: Haflinger im Größen-Vergleich
Die Größe der Haflinger bewegt sich im Grenzbereich zwischen Klein- und Großpferden. Gemessen wird dabei das Stockmaß, also von der Hufsohle bis zum Widerrist. Bis 1980 lag die durchschnittliche Höhe der Haflinger bei knapp 137 Zentimeter. Aktuell gilt für die Haflinger als deutsches Zuchtziel gemäß den Regularien der Deutschen Reiterlichen Vereinigung die Größe zwischen 144 und 152 Zentimeter.
Haflinger: Farbe als wichtiges Rassemerkmal
Das ursprünglich recht variable Aussehen der Haflinger wurde über die Jahre hinweg durch die Zuchtauswahl stark vereinheitlicht. Während die robusten Fluchttiere früher auch in Braun und Schwarz anzutreffen waren, sind sie heute ausschließlich Fuchsfarben vertreten. Innerhalb dieses Farbschlags gibt es je nach Helligkeit Abstufungen in der Fuchsfarbe. Da Haflinger das Flaxen-Gen tragen, erhalten sie ihre charakteristische Aufhellung des Langhaars, also ihre helle Mähne und den hellen Schweif. Grundsätzlich ist auch möglich, dass der Schweif und die Mähne sich vom Farbton leicht unterscheiden. Die hellste Fuchsfarbe wird als Lichtfuchs bezeichnet und kommt am häufigsten vor. Etwas seltener ist die Farbe Kohlfuchs. Bei diesem Farbschlag ist das Fell deutlich dunkler und rötlich-braun.
Bei der Haflingerzucht ist die Fellfarbe ein wichtiges Thema. Abweichungen von der Fuchsfarbe werden unter Züchtern nicht gerne gesehen und machen die betroffenen Tiere für die Zucht unattraktiv. Auch sogenannte Edelflecken, schwarze Flecken im Fell, und Stichelhaar, Einstreuung weißer Haare im Fell, sind in Züchterkreisen unerwünscht. Eine Aufhellung des Bauches, der Beininnenseiten sowie der Maulpartie wird hingegen toleriert. Auch eine Flocke auf der Stirn und eine Blesse, ein weißer oder aufgehellter Streifen von der Stirn bis zur Schnauze, sind willkommene Rassemerkmale. Sämtliche anderen Farbabweichungen an Kopf, Beinen und Körper werden in der Züchterszene weniger toleriert.
SteckbriefHaflinger
Rasse: | Haflinger |
Typ/Art: | Pony |
Herkunft: | Hafling in Südtirol |
Stockmaß: | Etwa 138 und 155 Zentimeter |
Farben & Fellzeichnungen: | Fuchs in verschiedenen Abstufungen: Lichtfuchs, Kohlfuchs, helle Mähne und Schweif |
Aussehen: | Muskulös, kompakt, kräftig |
Charakter: | Intelligent, gutmütig, menschenbezogen, durchsetzungsstark, neugierig, robust |
Geeignet für: | Freizeit- und Geländereiten, Kutschpferd |
Gewicht: | 450 bis 600 Kilogramm |
Lebenserwartung: | 30 bis 35 Jahre |
Haflinger im Charakter-Portrait
Haflinger gelten als freundliche, aufgeschlossene Kleinpferde. Ihr gutartiges Wesen macht sie zu hervorragenden Pferden für Kinder und Jugendliche, da sie den ein oder anderen Fehler im Umgang mit ihnen verzeihen. Haflinger sind geduldig und gelassen, ihr Charakter wird insgesamt als ruhig beschrieben. Stressige Situationen können ihnen meist nur wenig anhaben. Sie bewahren auch in einer ungewohnten Umgebung einen kühlen Kopf und erweisen sich als nervenstark. Diese Eigenschaften machen die Haflinger auch für Einsätze als Kutschpferd oder auf Veranstaltungen attraktiv.
Die gutmütigen Gebirgspferde stehen im Ruf, sehr arbeitsbereit zu sein und über eine hohe Intelligenz zu verfügen. Sie erlernen schnell Kommandos, studieren neue Übungen in kurzer Zeit ein und erweisen sich als verlässliche Arbeitspartner. Haflinger sind äußerst anpassungsfähig und kommen mit einem neuen Reiter schnell zurecht. Die Ponys aus Südtirol zeichnen sich zudem durch große Neugierde aus. Sie sind ohne Weiteres zum Öffnen einer Stalltür oder eines Koppeltors in der Lage, um auf Entdeckungstour zu gehen.
Trotz der vielen positiven Eigenschaften haben Haflinger durchaus ihren eigenen Kopf. Werden sie nicht mit dem nötigen Einfühlungsvermögen rassegerecht erzogen, kann sich ihr williges Wesen auch in das Gegenteil verkehren. Wenn du dich also auf dein Pferd voll und ganz verlassen möchtest, solltest du einiges an Zeit in seine Erziehung investieren und dir einen professionellen Pferdetrainer an die Seite holen.
Mit diesen Charaktereigenschaften begeistert der Haflinger seine Halter:
- freundlich
- aufgeschlossen
- gutartig
- gelassen
- geduldig
- nervenstark
- intelligent
Sind Haflinger gut für Anfänger geeignet?
Der ausgeglichene Charakter und das gutmütige Wesen machen Haflinger zu ausgezeichneten Pferden für Anfänger und für Reitschulen. Sie werden gerne als umsichtige Begleiter für Gelegenheitsreiter eingesetzt. Insbesondere Kinder und Jugendliche profitieren im Umgang mit einem Haflinger von dessen vergleichsweise geringer Größe. Um die Eignung als Anfängerpferd dauerhaft zu erhalten, sind von Zeit zu Zeit Korrekturberitte durch einen erfahrenen Reiter hilfreich.
Saumpferd mit internationalen Ambitionen – die Haflinger-Herkunft
Ursprünglich zu Hause waren die Haflinger-Pferde im Gebirge. Hochalmen und Bergbauernhöfe sind ihr angestammtes Zuhause. Als Herkunftsgebiet gilt der in Südtirol gelegene Tschögglberg, bei dem es sich um ein Hochplateau handelt. In der kaum erschlossenen Region waren viele Ortschaften und Höfe nur über Saumpfade erreichbar. In dem teils anspruchsvollen Gelände taten die robusten Haflinger als Saumpferde ihren Dienst und transportierten vielerlei Lasten, da die Pfade mit anderen Fuhrwerken nicht passierbar waren. Ihren Namen verdanken sie der kleinen, nahe Meran gelegenen Gemeinde Hafling. Als erster Haflinger wird ein 1874 geborener Hengst mit dem offiziellen Namen 249 Folie betrachtet. Er war der Nachkomme einer Südtiroler Gebirgspferdstute und eines Araberhengstes. Orientalische und Noriker-Hengste beeinflussten die Formung der Haflinger-Rasse im weiteren Verlauf.
Bis heute ist die Zucht von Haflingern in Südtirol und ganz Italien populär. Aber auch in Österreich, in erster Linie in Tirol, wird Haflingerzucht betrieben. In Deutschland werden Haflinger etwa seit Beginn des 20. Jahrhunderts gezüchtet, wobei Bayern bis heute eine Vorreiterrolle einnimmt.
Beliebtes Freizeitpferd mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten
Aufgrund ihres Charakters gelten Haflinger als Freizeitpferde, die sich ganz besonders für Anfänger und wenig geübte Reiter eignen. Sie werden gerne auf Ponyhöfen zur Freizeitgestaltung von Kindern und Erwachsenen und in der Reitschule eingesetzt. Die kompakt gebauten Pferde haben aber auch ihre Anhänger unter den Sportreitern. Ihre Beliebtheit erstreckt sich heutzutage auf das Spring- und Dressurreiten ebenso wie auf das Westernreiten. Trotzdem sind Haflinger nicht die klassische Pferderasse für Leistungssport. Jedoch werden sie als Fahrpferde im Freizeitbereich, im Fahrsport und als Kutschpferd sehr geschätzt.
Haflinger sind außerdem ausgezeichnete Familienpferde, die sich ebenso schnell auf Erwachsene wie auf kleine Reiter einstellen können. Sowohl Einsteiger als auch erfahrene Reiter schätzen die Charaktereigenschaften und Physis der Kleinpferde aus Norditalien.
Sind Haflinger robuste Pferde?
Seit jeher an ein raues Lebensumfeld gewöhnt, sind Haflinger in Sachen Haltungsbedingungen recht unkompliziert im Vergleich zu anderen Pferderassen. Sie kommen bestens in einem Offenstall zurecht, in dem sie lediglich einen Unterstand zum Schutz vor ungünstigen Witterungsbedingungen benötigen. Die Haltung in einer Box ist ebenfalls möglich, allerdings sind tägliche Aufenthalte auf einem weitläufigen Paddock oder einer Weide für die bewegungsfreudigen Tiere wichtig. Soziale Interaktion steht für Haflinger weit oben auf ihrer Beschäftigungsliste. Ideal sind deshalb regelmäßige Kontaktmöglichkeiten mit Artgenossen.
Welches Futter ist für Haflinger geeignet?
Bezüglich ihres Futters sind Haflinger wenig anspruchsvoll, sie gelten als leichtfuttrig. An das karge Futter des Südtiroler Berglandes angepasst, sind Haflinger sehr gute Futterverwerter. Sie kommen in Notzeiten auch mit geringen Futtermengen aus. Diese Eigenschaften ermöglichen den Pferden das Überleben unter schwierigen Bedingungen, bergen jedoch auch eine Gefahr. Meinst du es bei der Fütterung zu gut, schlägt sich dies schnell in Übergewicht nieder. Wenn du bislang nur wenig Erfahrung mit der Pflege eines Pferdes hast, kannst du dir diesbezüglich wertvolle Hinweise von einem Tierarzt oder einer Futterberatung holen.
- Raufutter eignet sich hervorragend als Grundlage der Haflinger-Nahrung. Es ist reich an Rohfasern, wodurch Darmgesundheit und Verdauung unterstützt werden. Geeignet ist gutes Heu mit maximal mittlerem Energiegehalt. Hochzuckergräser sollten unbedingt vermieden werden. Damit sich dein Pferd nicht über die Maßen an seinem Futter bedient, kannst du es in einer Raufe oder einem Netz anbieten.
- Mineralfutter kann als Futterzusatz nützlich sein. Ob und in welchem Umfang dein Pferd auf zusätzliche Mikronährstoffe in Form von Mineralstoffen angewiesen ist, hängt von der Zusammensetzung des Raufutters ab. Eine Futteranalyse bringt diesbezüglich Licht ins Dunkel.
- Kraftfutter ist für einen gesunden Haflinger in der Regel nicht notwendig, es kann ihm sogar schaden. Die energiereiche Kost kann bei übermäßiger Fütterung leicht zu Übergewicht führen.
Darauf kommt es bei der Ausbildung eines Haflingers an
Wie viele andere Ponyrassen auch, sind Haflinger Spätentwickler. Dementsprechend solltest du es mit der Ausbildung deines Pferdes nicht zu eilig haben. Wenn du deinem Freizeitbegleiter ausreichend Zeit zur Entwicklung gibst, wird er es dir mit einer hohen Lebenserwartung und viel Einsatzfreude danken. Einige erzieherische Maßnahmen sind aber schon im jungen Alter keineswegs fehl am Platz. Einmal erlerntes Fehlverhalten muss auch bei Haflingern mühsam und mit viel Geduld korrigiert werden.
Junge Haflinger werden zu Beginn ihrer Ausbildung zunächst an ein Fohlenhalfter gewöhnt. Sie werden ihrer individuellen Entwicklung und dem Haflingeralter entsprechend halfterführig gemacht. Ebenso werden junge Haflinger daran gewöhnt, alle vier Füße zu geben und still zu stehen. Nur so kann der Hufschmied seine Arbeit gewissenhaft verrichten. Bodenarbeit und abwechslungsreiche Übungen zur Gymnastizierung stellen einen weiteren wichtigen Teil der Arbeit mit jungen Haflingern dar. Danach kommt die Arbeit an der Longe, dann unter dem Sattel und im Geschirr hinzu.
Wie viel kostet ein Haflinger-Pferd im Monat?
Wenn du überlegst einem Haflinger ein Zuhause zu geben, kommen zu den Anschaffungskosten für Pferd und Ausrüstung weitere laufende Kosten hinzu: Die Kosten für die Unterbringung in einem Stall sowie die Kosten für Futter, tierärztliche Betreuung und einen Pferdetrainer. Unumgängliche Positionen, die sich in den laufenden Kosten für einen Haflinger wiederfinden, sind regelmäßige Impfungen, Wurmkuren und die Pflege der Hufe durch einen Hufschmied. Je nachdem, wie komfortabel du dein Pferd unterbringen möchtest, können sich die monatlichen Kosten auf etwa 300 bis 1.800 Euro belaufen.
Fazit: Der Haflinger ist eine attraktive Rasse für die ganze Familie
Der ausgeglichene Charakter und das körperliche Leistungsvermögen machen den Haflinger für die Freizeitgestaltung ebenso attraktiv wie für den leichten Einsatz im Pferdesport. Wird ein Haflinger konsequent und artgerecht erzogen, kannst du dich an einer langen Beziehung zu einem intelligenten und treuen Begleiter erfreuen. Aufgrund der hohen Trittsicherheit kannst du mit einem Haflinger wunderschöne Ausritte im Gelände erleben.