Knabstrupper – Barockpferderasse im Porträt
07.11.2024 - Lesedauer: 7 Minuten
Knabstrupper erlebten in der Epoche des Barocks ihren Höhenflug und sind heute eine Rarität. Berühmt hat diese Pferderasse eine außergewöhnliche Fellzeichnung – Tigerschecke genannt – gemacht. Die vielseitigen, kräftigen Pferde begeistern mit ihrer Intelligenz und Lernfähigkeit. Erfahre hier, ob diese Rasse zu dir passt.
- Woher stammen Knabstrupper?
- Woher kommt der Name Knabstrupper?
- Wie sieht ein Knabstrupper-Pferd aus?
- Wie groß kann ein Knabstrupper werden?
- Welchen Charakter hat ein Knabstrupper?
- Welches Futter für Knabstrupper?
- Sind Knabstrupper Warmblüter?
- Wie alt werden Knabstrupper?
- Knabstrupper Steckbrief
- Sind Knabstrupper für Anfänger geeignet?
- Gibt es typische Knabstrupper-Krankheiten?
- Wo kann man die Rasse Knabstrupper kaufen?
- Fazit: Knabstrupper – effektvoll, clever und vielseitig
Das Wichtigste in Kürze
- Knabstrupper stammen aus Dänemark und sind eine der ältesten europäischen Pferderassen. In der Epoche des Barocks waren diese Pferde für ihre effektvolle Fellzeichnung, Intelligenz und Vielseitigkeit beliebt.
- Heute sind Knabstrupper dagegen eine Rarität. Gezüchtet werden diese Pferde nicht nur als barocke Original-Knabstrupper, sondern durchs Einkreuzen von Fremdblut auch als Sportpferde und Ponys.
- Typische Knabstrupper sind Tigerschecken, also weiße Pferde mit dunklen Flecken. Neben dem sogenannten Volltiger gibt es Knabstrupper noch in den Varietäten Schabrackentiger, Schneeflockentiger, Weißgeborene und Einfarbige.
- Knabstrupper zeichnen sich durch ihren ausgeglichenen Charakter sowie ihre Lernbereitschaft aus. Daher eignen sich diese Pferde nicht nur fürs Freizeitreiten, sondern auch für Dressur, die Hohe Schule und auch fürs Fahren. Knabstrupper sind von Natur aus robust und können ein solides Alter von bis zu 30 Jahren erreichen.
Woher stammen Knabstrupper?
Die Geschichte dieser Pferderasse ist untrennbar mit Nordeuropa, insbesondere mit Dänemark, verbunden. Womöglich ritten bereits Wikinger-Häuptlinge schwarz-weiß gescheckte Pferde, doch die systematische Zucht der Knabstrupper, allerdings unter einem anderen Namen, beginnt erst im Jahre 1536 mit der Gründung des Guts Frederiksborg in Dänemark.
Zunächst wurden auf dem Gut vor allem Pferde spanischer Herkunft untergebracht, die nach der Auflösung von kirchlichen Gestüten im Zuge der Reformation in den königlichen Besitz übergegangen sind. Doch schon bald war die Zeit für ein eigenes Zuchtprojekt gekommen, welchem die Entstehung der Pferderasse Frederiksborger zu verdanken ist.
Die Zuchtschwerpunkte des Gestüts Frederiksborg brachten ein Pferd mit dunkel gepunktetem Fell auf weißem Hintergrund hervor – so sind die späteren Knabstrupper entstanden. Demnach sind Tigerschecken-Knabstrupper eigentlich Frederiksborger mit einer außergewöhnlichen Fellzeichnung.
Die gemusterten Pferde erfreuten sich besonders während der Barock-Zeit einer großen Beliebtheit, zumal sich diese Tiere als Freizeitreit- und Zugpferde genauso gut wie für die Hohe Schule und für Kriegseinsätze eigneten. Während der napoleonischen Kriege änderte sich die Lage: Auffällige Pferde erwiesen sich als ein leichtes Ziel für Schusswaffen und zum Ziehen von schweren Kanonen waren vor allem robuste Kaltblüter gefragt.
1840 erlosch daher die Pferdezucht auf dem Gestüt Frederiksborg, doch schon 1798 gelangten einige Zuchtpferde auf das dänische Gut Knabstrup. Major Villars Lunn begann dort mit der Zucht der klassischen Frederiksborger und kaufte von einem Bekannten namens Flaebe eine außergewöhnliche, weiß gesprenkelte Stute, die er Flaebehoppen nannte. Sie wurde mit einem spanischen Hengst verpaart und begründete so die Knabstrupper-Zucht.
Knabstrup blieb 100 Jahre lang das wichtigste Gestüt für Knabstrupper in Europa. 1891 endete dies abrupt, als ein Blitzeinschlag die Stallungen in Brand setzte und fast alle Zuchtstuten ums Leben kamen. Die Rasse stand kurz vor dem Aussterben, wurde aber durch Enthusiasten in Dänemark und Deutschland gerettet. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts erlebte die Rasse eine Wiederbelebung, dank des Gestüts von Landgerichtsanwalt Ledager in Dänemark und Liebhabern wie dem Gestüt „Aus der Schützenden Hand“ in Werpeloh, Deutschland.
Berühmte Knabstrupper
Aus der Kindheit kennen viele von uns zumindest einen Knabstrupper, nämlich den „Kleinen Onkel“ von Pippi Langstrumpf, einen klassischen Tigerschecken. Außerdem gibt es Gerüchte, dass das weiße Niedersachsen-Pferdchen ebenfalls ein Knabstrupper ist, denn diese Pferde gibt es als Weißgeborene.
Woher kommt der Name Knabstrupper?
Zwar hat die Knabstrupper-Zucht im Gestüt Frederiksborg angefangen, benannt ist diese Pferderasse allerdings nach dem berühmten Gestüt Knabstrup in der dänischen Region Seeland.
Wie sieht ein Knabstrupper-Pferd aus?
Laut Rassestandard ist ein typischer Knabstrupper mit einem Stockmaß zwischen 147 und 165 Zentimetern mittelgroß, kräftig gebaut und zugleich elegant. Diese Pferderasse zeichnet sich durch einen Kopf mit Ramsnase, einen geschwungenen Hals, ausgeprägten Widerrist und einen eher kurzen Rücken aus. Der Schweif sitzt tief und ist üppig behaart, die langen Beine stützen sich auf kräftige Hufe. Insgesamt überzeugt ein Knabstrupper mit seinem soliden Körperbau.
Das Alleinstellungsmerkmal des Knabstruppers ist seine auffällige Fellzeichnung. Anerkannt sind fünf Varietäten:
- Volltiger oder Leopard: Dieser Knabstrupper-Tigerschecke hat zahlreiche dunkle Flecken auf weißem Hintergrund. Genetisch betrachtet handelt es sich um eine weiße Schicht mit „Löchern“ auf der dunklen Grundfarbe.
- Schabrackentiger: Dieser Tigerschecke hat einen kurzen weißen Mantel, meist nur auf der Kruppe, während der Rest des Fells dunkel ist. Bei vielen Schabrackentigern ist das gefleckte Tigermuster sichtbar.
- Schneeflockentiger: Bei diesen Knabstruppern sind nur Fetzen von ihrem weißen Mantel vorhanden, daher sind auf dem dunklen Hintergrund einzelne weiße Flecken verteilt.
- Weißgeborene: Diese Fohlen werden komplett weiß geboren und tragen das Tigerschecken-Gen, das wahrscheinlich gepunkteten Nachwuchs erzeugt.
- Einfarbige: Die einfarbigen Knabstrupper sind häufig Träger des rezessiven Tigerschecken-Gens, allerdings ist bei diesen Pferden kein weißer Mantel vorhanden.
Ein Knabstrupper bewegt sich raumgreifend, leicht und flüssig. In jeder Bewegung ist die angeborene Eleganz dieser alten Pferderasse zu spüren.
Wie groß kann ein Knabstrupper werden?
In dem Rassestandard ist für den Knabstrupper ein Stockmaß von 147 bis 165 Zentimeter festgelegt. Wie groß das Pferd tatsächlich wird, hängt von der Zuchtlinie ab.
Neben dem klassischen, mittelgroßen Barock-Typ mit einem Stockmaß zwischen 150 und 157 Zentimeter werden Knabstrupper als profilierte, wendige Sportpferde mit einem Stockmaß von bis zu 165 Zentimeter sowie als eher gemütliche, kompakte Ponys gezüchtet. Bei den letzteren Knabstruppern liegt das Stockmaß unter 148 Zentimeter.
Die Zucht der Knabstrupper-Sportpferde erfolgt durch das Einkreuzen von Fremdblut. Unter anderem kommen dabei Oldenburger, Araber oder Tinker zum Einsatz. Allerdings darf ausschließlich ein aus der Reinzucht stammendes barockes Knabstrupper-Pferd als Original Knabstrupper bezeichnet werden.
Welchen Charakter hat ein Knabstrupper?
Kennzeichnend für das Wesen dieser Pferderasse ist ein stabiles Nervenkostüm. Knabstrupper gelten als ausgeglichene, friedliche Pferde ohne Anzeichnen von Aggressivität. Sie sind nicht nur verträglich mit Artgenossen, sondern auch menschenbezogen und anhänglich. Als ein geselliges Pferd braucht der Knabstrupper eine Herde und fühlt sich in Einzelhaltung unwohl. Optimal ist für diese robusten und sozialen Tiere eine Offenstallhaltung mit einem Unterstand.
Ihre Lernfähigkeit und Intelligenz machen die Rasse zu einem vielseitigen Pferd. Nicht nur beim Freizeitreiten, sondern auch beim Voltigieren sowie allen Disziplinen der Hohen Schule vermag der Knabstrupper zu überzeugen. Dank seiner Umgänglichkeit ist der dänische Tigerschecke ein beliebtes Therapiepferd. Andererseits ist den Knabstruppern eine gewisse Eigensinnigkeit nicht fremd, sodass diese Pferde am besten in erfahrene Hände gehören.
Knabstrupper wollen und müssen beschäftigt werden. Denke daran, dass neben einem Ausritt auch die Bodenarbeit deinem Pferd gut tut. Für professionellen Pferdesport sind vorwiegend die entsprechenden Zuchtlinien die richtige Wahl.
Welches Futter für Knabstrupper?
Meistens legen Knabstrupper einen guten Appetit an den Tag und weisen im Hinblick auf die Ernährung keine Besonderheiten auf. Füttere dein Pferd vorwiegend mit Stroh und insbesondere Heu nach Belieben, füge am besten noch Kraftfutter hinzu und runde den Speiseplan mit hochwertigen Mineralien ab.
Sind Knabstrupper Warmblüter?
Knabstrupper gehören als Barockpferderasse grundsätzlich zu den Warmblütern. Allerdings haben vor allem der Sport-Typ und der Pony-Typ immer einen Anteil an Fremdblut, wobei auch Kaltblüter immer wieder eingekreuzt werden.
Wie alt werden Knabstrupper?
Knabstrupper zeichnen sich in der Regel durch eine gute Gesundheit aus und erreichen im Schnitt ein solides Lebensalter von bis zu 30 Jahren. Dabei bleiben die meisten Vertreter dieser Pferderasse bis ins hohe Alter fit und sind reitbar.
SteckbriefKnabstrupper
Rasse: | Knabstrupper |
Typ: | Warmblut |
Herkunftsland: | Dänemark |
Stockmaß: | 147 bis 165 Zentimeter |
Gewicht: | 600 bis 800 Kilogramm |
Lebenserwartung: | 25 bis 30 Jahre |
Fellfarbe: | Tigerschecke, darunter Volltiger, Schneeflockentiger, Schabrackentiger, Weißgeborene, Einfarbige |
Aussehen: | kompakt, muskulös, Ramsnase |
Charakter: | ruhig, intelligent, lernfähig |
Geeignet für: | Hohe Schule, Dressur, Voltigieren, Freizeitreiten, Sport, Fahren |
Sind Knabstrupper für Anfänger geeignet?
Knabstrupper sind smarte Pferde, jedoch nicht ohne einen gewissen Schalk und Eigensinn. Es kann einem unerfahrenen Reiter schwerfallen, den Zugang zu einem Knabstrupper zu finden. Insofern ist diese Pferderasse in erster Linie für Menschen mit Pferdeerfahrung zu empfehlen.
Gibt es typische Knabstrupper-Krankheiten?
Knabstrupper punkten mit einer insgesamt guten Gesundheit. Bei manchen Pferden tritt das sogenannte Menschenauge auf, bei dem das Weiß immer zu sehen ist. Ist dein Knabstrupper von dieser Erkrankung betroffen, hole tierärztlichen Rat ein, denn das Menschenauge macht Pferde anfällig für Equine rezidivierende Uveitis. Diese noch als Mondblindheit bekannte Augenentzündung kann unbehandelt das Pferd erblinden lassen.
Außerdem ist der Knabstrupper eine der Pferderassen, bei denen die Hyperpigmentierung auftreten kann. Diese Erbkrankheit führt bereits kurz nach der Geburt bei einem Knabstrupper-Fohlen zu Hautverletzungen sowie Augen- und Zahnanomalien. Die von der Hyperpigmentierung betroffenen Hengste sterben meist noch vor der Geburt, die Stuten erreichen jedoch häufig trotz der Erkrankung ein normales Lebensalter.
Wo kann man die Rasse Knabstrupper kaufen?
Knabstrupper gelten heutzutage als Rarität. Vor allem die Original Knabstrupper mit einer effektvollen Fellzeichnung als Volltiger oder Schabrackentiger sind nicht ganz einfach zu finden. Wenn du dich in die gemusterten Knabstrupper verliebt hast und meinst, dass diese Pferderasse zu dir passt, dann wende dich auf der Suche am besten an einen Züchter in Deutschland oder auch in unserem Nachbarland Dänemark.
Möglicherweise entdeckst du auch einen Knabstrupper in Not, der auf der Suche nach einem passenden Zuhause ist. Abhängig von der Ausbildung und der Abstammung lässt sich der Preis für einen Knabstrupper nicht eindeutig benennen. Meist liegt er jedoch im mittleren vierstelligen bis vorderen fünfstelligen Bereich.
Fazit: Knabstrupper – effektvoll, clever und vielseitig
Knabstrupper sind eine der ältesten Pferderassen Europas und stammen von den Frederiksborgern aus Dänemark ab. Es sind Barockpferde, die heute nicht nur als Original Knabstrupper, sondern auch als Sportpferde und Ponys gezüchtet werden. Das Besondere an diesen Pferden ist ihre Fellzeichnung, denn ein typischer Knabstrupper ist ein Tigerschecke.
Knabstrupper sind intelligent und umgänglich, vielseitig und zugleich anspruchslos. Zum Freizeitreiten, Sport und Fahren eignen sich die Knabstrupper genauso gut wie für Dressur und Lektionen der Hohen Schule.