Vollblutpferde – Eleganz, Stärke und Energie für alle Sparten
06.05.2024 - Lesedauer: 4 Minuten
Vollblutpferde sind schnell, temperamentvoll und voller Energie! Doch ihre Agilität und Hitzigkeit ist nur ein Teil ihres Wesens. Sie haben auch eine weiche, geduldige und sehr menschenbezogene Seite. Zu den Vollblut-Pferderassen zählen der Englische und der Arabische Vollblüter. Sie sind sich bei Haltung, Eignung und Charakter in vielen Punkten durchaus ähnlich.
Ursprung und Geschichte: Was sind Vollblutpferde?
Unter dem Begriff Vollblutpferde oder „Vollblüter“ werden Pferderassen zusammengefasst, deren Ursprung auf die arabischen Pferde der Beduinen zurückgeht. Es gibt heute verschiedene Rassen, die den Vollblutpferden zugeordnet werden:
- Vollblutaraber (VA)
- Englische Vollblüter (Thoroughbred, TB)
- Anglo-Araber
- Shagya-Araber
Darüber hinaus gibt es Rassen, die aufgrund ihrer Ahnen und Zuchtschwerpunkte den Vollblütern sehr ähnlich sind und bei der Typisierung mit diesen geführt werden:
- Achal-Tekkiner
- Orlow-Traber
- American Standardbred
- Trotteur Français
Zur Kennzeichnung reinrassiger Vollblüter verwendet man in der Praxis Kürzel hinter deren Namen:
- XX für Englische Vollblüter
- OX für Arabische Vollblüter
- X für Anglo-Araber (eine Mischung aus Arabischem und Englischem Vollblut)
Im Alltag nutzen viele Reiter den Ausdruck „Vollblüter“ bezogen auf ein Englisches Vollblut und „Araber“ bezogen auf ein Arabisches Vollblut oder generell ein arabisch gezogenes Pferd.
Bewegung und Eignung der Vollblutpferde
Bis heute werden die beiden wichtigsten Vollblutpferderassen – die Vollblutaraber und die Englischen Vollblüter – im Rennsport eingesetzt. Im Flachrennen können sie auf Kurzstrecken Geschwindigkeiten von bis zu 70 Stundenkilometern erreichen. Das Englische Vollblut wird unverändert rein auf Leistung gezüchtet. Ihr Zuchtwert bemisst sich an den Rennerfolgen.
Die Anzahl der Flachrennen für Araber ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Die Vollblutaraber dominieren dafür eine andere Disziplin: das Distanzreiten. Auf Strecken bis zu 160 Kilometern spielen sie ihre größten Stärken – Ausdauer und Fleiß – erfolgreich aus. Die Frage, wie viel ein Vollblutaraber kostet, lässt sich nur in Abhängigkeit ihrer Ausbildung und Leistung beantworten: zwischen 5.000 und 50.000 Euro, manche auch mehr.
Reinrassige Vollblutpferde sind echte Allrounder, die gleichermaßen im Dressurviereck, auf dem Springplatz und als Geländepartner glänzen. Wer ein Vollblut reiten möchte, braucht Reiterfahrung und -können.
Weitaus häufiger als reine Vollblüter finden sich dort aber vollblütige Rassen wie der Anglo- oder Shagya-Araber sowie Pferde, die einen hohen Vollblutanteil haben. In jeder Warmblutlinie steckt heute ein mehr oder weniger großer Anteil einer Vollblutrasse. Sie werden zum „Veredeln“ eingesetzt, weil sie die Rassen eleganter, leichtfüßiger und energischer machen.
Wesen und Eigenschaften der Vollblutpferde
Hitzig, temperamentvoll und ein bisschen verrückt – dieses Bild prägt bis heute die Vorstellung vieler Reiter und Pferdemenschen, wenn es um den Charakter eines Vollblutpferdes geht. Falsch ist das Bild nicht, denn Vollblüter sind sehr reaktiv, hellwach und immer bereit, die Flucht zu ergreifen. Zugleich sind diese Pferde äußerst intelligent und clever. Sie können lernen, mit Reizen und „Monstern“ in ihrer Umwelt gelassen umzugehen.
In den richtigen Händen entwickeln Vollblüter ihr loyales, freundliches und leistungsbereites Wesen. Sie sind ehrgeizig und haben großen Spaß an Bewegung. Viele Vollblüter haben ein weiches Herz. Vor allem Araber sind für ihre menschenbezogene und oft kinderliebe Art berühmt.
Haltung der Vollblutpferde
Um die Haltung der Vollblutpferde ranken sich ebenso viele Gerüchte wie um ihren Charakter. „Zu weich“ sollen sie sein, um in einer Robusthaltung zurechtzukommen. Das stimmt so aber nicht. Vollblutpferderassen können mit dem richtigen Management problemlos in einem Offen- oder Aktivstall leben. Sie brauchen eine sehr gute Versorgung mit ausreichend Raufutter. Oft bedeutet „ausreichend“ bei diesen Rassen eine Vollversorgung mit Heu ad libitum, sprich rund um die Uhr. Im Winter tut vielen Vollblütern eine gefütterte Regendecke gut, weil ihr Fell kürzer und weicher ist als das weniger blütiger Rassen.
Leben Vollblüter in Boxenhaltung, so ist regelmäßiger Weidegang mit Pferdekumpels und mit viel Platz wichtig. Zu wenig freie Bewegung kann bei blütigen Pferden schnell zu Verhaltensproblemen wie Unarten, Schwierigkeiten beim Reiten oder zu gesundheitlichen Problemen führen.
Wissenswertes und Besonderheiten
Die Arabischen Vollblüter haben vielen europäischen Rassen ihren Stempel aufgedrückt, weil sie zum Veredeln genutzt wurden. Ob Edel-Haflinger oder Quarab (Araber x Quarterhorse) – die Härte, Eleganz und Leistungsbereitschaft der Vollblutaraber ist legendär. Drei Araber-Hengste, die Ende des 17. Jahrhunderts nach England importiert wurden, begründeten die Zucht der schnellsten englischen Pferde. Vollblüter wurden mit einheimischen Stuten angepaart und dann reinrassig weiterentwickelt. Alle XX-Linien lassen sich auf einen der drei Hengste zurückführen.
Gesundheit und Anfälligkeiten der Vollblutpferde
Vollblutpferde sind einerseits robust, andererseits jedoch auch empfindlich. Gerade die Englischen Vollblüter werden seit Jahrhunderten auf ihre Leistungsfähigkeit gezüchtet. Unter den schweren Belastungen im Rennsport kommt es trotzdem regelmäßig zu Verletzungen wie Sehnenschäden, die eine Rennkarriere beenden. Oft werden aus diesen Pferden später großartige Freizeitpartner.
Studien haben außerdem gezeigt, dass viele Rennpferde unter Magengeschwüren leiden. Die Ursache dürfte an der Haltung der Tiere im Rennstall liegen. Viele Englische Vollblüter sind auch nach dem Ende der Rennkarriere anfällig für Magenprobleme.
Bei guter Haltung können die Pferde mit Vollblut-Abstammung 30 und mehr Jahre alt werden. Die im Schnitt etwas kleineren Arabischen Vollblüter haben durchschnittlich eine längere Lebenserwartung als die größeren Englischen Vollblüter.
SteckbriefVollblutpferde
Rasse: | Vollblutpferde |
Typ/Art: | Vollblüter |
Herkunftsland: | Ursprung auf der Arabischen Halbinsel, heute Zucht der Rassen weltweit |
Stockmaß: | etwa 140 bis 170 Zentimeter je nach Rasse |
Gewicht: | ca. 350 bis 600 Kilogramm |
Farben & Fellzeichnungen: | Braune, Rappen, Schimmel und Füchse, teilweise Schecken und Sonderfarben |
Aussehen: | elegant und schlank, „trocken“ mit klaren Strukturen, gut bemuskelt |
Charakter: | temperamentvoll, ehrgeizig, lebhaft, energisch, freundlich |
geeignet für: | fast alle Sparten vom Rennsport und Distanzreiten über Dressur, Jagd und Springen bis zum Freizeit- und Geländereiten |