Darum sind Haustiere keine Weihnachtsgeschenke
27.11.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Weihnachtszeit ist Geschenkezeit, und für viele Menschen stehen Haustiere ganz oben auf der Wunschliste. Verständlicherweise, denn Tiere gelten als Sinnbild von Freude – die Zeit mit ihnen tut gut und sie sind loyale Gefährten. Doch hinter diesem idyllischen Bild verbirgt sich eine ernüchternde Statistik: Jährlich werden etwa 350.000 Haustiere in deutschen Tierheimen abgegeben, darunter zahlreiche Jungtiere, deren Aufenthalt im neuen Zuhause nur von kurzer Dauer war. Hauptgründe für die Abgabe sind Umzüge, Scheidungen, Allergien und der Einzug ins Altersheim. Viele unterschätzen jedoch auch die Verantwortung und Kosten, die ein Haustier mit sich bringt. Was als romantische Vorstellung beginnt, endet oft in einem Gefühl von Belastung. Tierschutzorganisationen warnen daher vor vorschnellen Entscheidungen beim Haustierkauf und appellieren an potenzielle Besitzer, die langfristigen Verpflichtungen gründlich abzuwägen.
Weihnachten mit einem neuen Familienmitglied: Haustiere erfordern Langzeitbindung
Die Entscheidung für ein Haustier ist keine Momentaufnahme, sondern vor allem eine langfristige Überlegung. Die Lebensspanne eines Haustieres – bis zu 20 Jahre bei Katzen, rund 15 Jahre bei Hunden und bis zu elf Jahre bei Kaninchen – macht deutlich, dass sie jahrelange Begleiter sind. Die Freude, die Haustiere mit sich bringen, geht demnach mit einer ernsthaften, langwährenden Verpflichtung einher. Zukünftige Haustierbesitzer sollten überlegen, ob ihr Lebensstil, ihre Wohnsituation und die finanziellen Mittel mit den Bedürfnissen eines Tieres vereinbar sind. Dabei sind nicht nur die anfänglichen Anschaffungskosten, sondern auch laufende Ausgaben für Futter, Pflege und medizinische Versorgung zu berücksichtigen. Bei einem geschenkten Tier ist lediglich ersteres abgedeckt.
Tiere als Weihnachtsgeschenke für Kinder
Viele Eltern denken darüber nach, ihrem Kind ein Haustier zu schenken. Doch Tierschutzorganisationen warnen: Ein Haustier ist kein Spielzeug, das man zur Seite legen kann. Die Verantwortung für das Wohl des Tieres liegt letztendlich bei den Eltern. Kinder sind oft noch nicht in der Lage, solch weitreichende Entscheidungen zu treffen. Die Eingewöhnung eines Hundes oder einer Katze, die Notwendigkeit eines Stalls für Kleintiere und die Zustimmung aller Familienmitglieder sind wichtige Faktoren, die vor dem Kauf eines Tieres bedacht werden sollten.
Gerade bei Haustieren, die zu Weihnachten verschenkt werden, kommt die Planung oft zu kurz. Nach den Feiertagen stellen viele neue Haustierbesitzer fest, dass sie mit der Pflege und den Anforderungen des Tieres überfordert sind, besonders wenn der Kauf unüberlegt und ohne vorherige Erfahrung in der Tierhaltung erfolgte.
Besorgniserregend ist das Phänomen, dass manche Besitzer ältere Tiere gegen jüngere austauschen, was auf eine mangelnde emotionale Bindung hindeutet. Eine solche Bindung ist jedoch entscheidend für das Wohlbefinden des Tieres und ein harmonisches Zusammenleben. Zukünftige Haustierbesitzer müssen auch bedenken, wer sich um das Tier kümmert, wenn die Familie verreist, Kinder ausziehen oder andere Lebensveränderungen eintreten. Diese Aspekte werden oft übersehen.
Tierfreundliche Weihnachten: Alternativen zum Haustier als Geschenk
Für Kinder, die sich ein Haustier wünschen, aber noch nicht bereit für die Verantwortung sind, gibt es Alternativen. Der Bund Deutscher Tierfreunde e.V. bietet in seinen Tierheimen beispielsweise „Zeit mit Tieren“ für Kinder und Jugendliche an. Dieses kostenlose Angebot richtet sich an Familien, die aus finanziellen oder anderen Gründen kein eigenes Haustier halten können. Auch andere tierische Erlebnisse wie Eselwanderungen oder ein Besuch im Streichelzoo können ein alternatives Weihnachtsgeschenk sein. Zusätzlich gibt es Bildungsmöglichkeiten für Kinder, die sich Haustiere wünschen, wie Bücher über Haustiere und Besuche in Tierparks mit heimischen Tieren, Gnaden- oder Lernbauernhöfen. Diese Geschenke bereiten die Kinder darauf vor, was es bedeutet, ein Haustier zu besitzen und ermöglichen ihnen Zeit mit Tieren.
Verantwortungsvolle Haustierhaltung: Tipps für den Start außerhalb der Weihnachtszeit
Abseits der hektischen Weihnachtszeit kann ein Haustier ruhiger in sein neues Zuhause eingewöhnt werden. Wichtig ist, dass das Tier eine ausgewogene Ernährung, frisches Wasser, einen gemütlichen Ruheplatz, regelmäßige Bewegung und Schutz vor Stress und Krankheiten erhält. Auch sollte es die Möglichkeit haben, sein natürliches Verhalten auszuleben. Diese Bedingungen schaffen eine solide Basis für ein langes, glückliches Zusammenleben mit dem neuen Familienmitglied.
Für alle, die zu Weihnachten dennoch ein Haustier verschenken möchten, ist ein Kuscheltier als Gutschein unter dem Weihnachtsbaum eine gute Wahl. Das echte Tier kann im Anschluss an die Weihnachtszeit sorgfältig auswählt werden. Besonders Tierheime, in denen zahlreiche ausgesetzte und ungewollte Tiere auf ein neues Zuhause warten, können dabei in Betracht gezogen werden. Nach den Festtagen ist die Zahl der neuen Tiere in Heimen nämlich besonders hoch.
Quellen
Rückgabewelle in Tierheimen: Wenn das Haustier zu teuer wird (National Geographic)
Kostenlose Tier-Zeit als Geschenk für Kinder (Tierfreunde Online)