Hyalomma-Zecke: Gefahr für Mensch und Tier?
30.05.2024 - Lesedauer: 4 Minuten
Der Klimawandel führt in Deutschland nicht nur zu steigenden Temperaturen, sondern fördert auch die Ausbreitung der gefährlichen Zeckenart Hyalomma. Diese tropische Zecke kann verschiedene Krankheitserreger übertragen und besitzt ein sehr gutes Sehvermögen, das es ihr ermöglicht potenzielle Wirte auch über längere Strecken aktiv zu verfolgen. Die Verbreitung der Hyalomma-Zecke in Deutschland und die Auswirkungen auf Mensch und Tier werden unter anderem in einem Forschungsprojekt des Robert Koch-Instituts wissenschaftlich untersucht.
Hyalomma-Zecke: Herkunft, Aussehen und Besonderheiten
Ursprünglich ist die Hyalomma-Zecke in Südosteuropa sowie in den ariden und semiariden Regionen Asiens und Afrikas beheimatet. Sie zeichnet sich durch ihre überdurchschnittliche Größe und die charakteristischen gestreiften Beine aus. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zum hierzulande häufig vertretenen Gemeinen Holzbock sind ihre auffälligen Augen. Der Name Hyalomma bedeutet „Glasauge“ und ihre Augen ermöglichen es der Zecke, bis zu zehn Meter weit zu sehen und potenzielle Wirte über mehrere hundert Meter zu verfolgen.
Welche Tiere sind besonders gefährdert?
Die Hyalomma-Zecke nimmt scheinbar vor allem größere Wirtstiere und Menschen ins Visier. Besonders häufig sind Pferde von einem Befall betroffen, während kleinere Haustiere wie Hunde oder Katzen weniger gefährdet zu sein scheinen. Allerdings kann die Hyalomma-Zecke auch kleinere Tiere befallen, wenn größere Wirte nicht verfügbar sind.
Krankheitsübertragung und Forschungsstand
Die Hyalomma-Zecke kann das Krim-Kongo-Hämorrhagische Fieber (CCHF) und das Tropische Zecken-Fleckfieber übertragen. Das CCHV ist für Menschen besonders gefährlich – es verursacht schwere Fieberzustände und kann zu lebensbedrohlichen Blutungen führen. Bei Haustieren wie Hunden und Katzen sind solche schweren Verläufe jedoch nicht dokumentiert.
Bisher wurden keine Fälle des Krim-Kongo-Virus (CCHV) in Deutschland nachgewiesen, was an der generell geringen Anzahl der gefundenen Exemplare von Hyalomma-Zecken liegen könnte: Im Jahr 2022 wurden 14 Hyalomma-Zecken an das Robert Koch-Institut (RKI) gesendet und im Jahr 2023 waren es 12 Exemplare. Einige der in Deutschland gefundenen Hyalomma-Zecken trugen jedoch das Bakterium Rickettsia aeschlimannii, das Tropisches Zecken-Fleckfieber auslösen kann, in sich. Ob die tropischen Zecken in Deutschland dauerhaft heimisch werden, muss weiterhin beobachtet werden.
Überwinterung und Anpassungsfähigkeit der Hyalomma-Zecke
Obwohl jedes Jahr Millionen von Hyalomma-Larven und -Nymphen mit Zugvögeln nach Deutschland gelangen könnten, wurden bisher vergleichsweise wenige adulte Exemplare gefunden. Die genaue Anzahl der Funde und das Verhalten dieser Zecken in Deutschland werden weiterhin intensiv erforscht, um besser verstehen zu können, wie sich ihre Präsenz und mögliche Risiken entwickeln. Die Fähigkeit der Hyalomma-Zecke, in Deutschland zu überwintern – eine Beobachtung, die erstmals nach dem ungewöhnlich warmen Sommer 2018 gemacht wurde – könnte eine zunehmende Etablierung dieser Art in neuen Gebieten bedeuten. Dies stellt eine direkte Folge der globalen Erwärmung und der daraus resultierenden klimatischen Veränderungen dar. Während weitere Forschung erforderlich ist, um das volle Risikopotenzial dieser Zecken zu verstehen, bleibt Vorsicht geboten.
Prävention und Schutzmaßnahmen
Um einen Zeckenbefall zu vermeiden, ist es wichtig, sich selbst und seine Haustiere aktiv vor Zecken zu schützen. Für Menschen wird empfohlen, schützende Kleidung zu tragen und Zeckenschutzmittel zu verwenden. Auch Hunde, Katzen und andere Haustiere können durch einen geeigneten Zeckenschutz vor einem Befall geschützt werden. Zusätzlich zum präventiven Schutz gegen Zeckenbisse sollten Haustiere regelmäßig auf Zecken untersucht werden, besonders nach Aufenthalten in der Natur. Selbst wenn sich eine Zecke festgebissen hat, kann durch rechtzeitiges Entfernen das Risiko einer Infektion deutlich verringert werden.
Diese Maßnahmen sind insbesondere für Reiter und ihre Pferde von großer Bedeutung, da die Hyalomma-Zecke Pferde bevorzugt befällt und von dort auch leicht auf den Menschen übergehen kann.
Einsendung von Zecken zur Untersuchung
Wenn du eine Zecke findest und den Verdacht hast, dass es sich um eine Hyalomma-Zecke handelt, kannst du sie zur Identifizierung und weiteren Untersuchung an das Robert Koch-Institut senden. Die Experten dort können feststellen, ob es eine Hyalomma-Zecke ist und ob sie Krankheitserreger trägt.
Deine Mithilfe ermöglicht es den Forschenden, die Ausbreitung der Hyalomma-Zecke genauer zu erfassen und gegen mögliche Gesundheitsrisiken vorzugehen. Sowohl lebende als auch tote Zecken sind wertvoll für die Forschung, da sie es ermöglichen, vorhandene Krankheitserreger detailliert zu analysieren.
Anleitung zum Versand von Zecken an das RKI
Das Robert Koch-Institut führt Untersuchungen zu verschiedenen Zeckenarten durch, insbesondere zur Hyalomma-Zecke, die oft mit der Auwaldzecke verwechselt wird. Wenn du vermutest, eine Hyalomma-Zecke gefunden zu haben – erkennbar an ihren charakteristisch gestreiften Beinen –, fixiere diese bitte auf einem Stück Papier mit Klebestreifen und sende sie an folgende Adresse:
Robert Koch-Institut
ZBS 1 –”Zecke”
Seestraße 10
13353 Berlin